Augmented Reality 2020: So lief das AR-Jahr

Augmented Reality 2020: So lief das AR-Jahr

2020 war für AR ein Jahr der Grundlagentechnologie und Ankündigungen - und eines interessanten Marktstarts.

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Die Tech-Brille für alle rückt ein bisschen näher

Die AR-Brille für jedermann bleibt auch 2020 ein schwieriges Thema: Apple lässt sich trotz zahlreicher Gerüchte weiter bitten. Google kaufte zwar den Datenbrillenhersteller North, stampfte dessen vielversprechende Tech-Brille Focals aber direkt ein - und äußert sich bislang nicht zu einem möglichen Alternativprodukt.

Kleinere Unternehmen wie Vuzix oder das Tech-Brillen-Start-up Nreal wollen die Lücke großer Konzerne füllen. Nreal startete im Sommer im asiatischen Raum mit dem Verkauf der AR-Brille Light und kommt 2021 über Vodafone und die Telekom nach Deutschland.

Die Durchsicht-AR-Technologie ist nicht frei von Fragezeichen, gerade mit Blick auf die Arbeitssicherheit, aber die visuelle Qualität der digitalen Grafiken ist im Vergleich zu offen gebauten AR-Brillen deutlich besser.

AR-Cloud: Grundlagenarbeit für die 3D-Zukunft

Pokémon Go erwies sich während einer Pandemie mit Ausgangsbeschränkungen als äußerst lukrativ - die Leute spielten einfach daheim von der Couch weiter, was zu Rekordeinnahmen führte. Allerdings ist das nicht ganz im Sinne des Entwicklerstudios Niantic, das seine Heerscharen an Nutzern eigentlich gerne entsenden will, um die Welt in 3D einzuscannen.

Die Welt in 3D einscannen, daran arbeitet auch Google - und hat einen starken Hebel gefunden: Zukünftig können Street View Nutzer ihre Umgebung abfilmen und die Daten Google zur Verfügung stellen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur sogenannten AR-Cloud, einer Art 3D-GPS für die Welt.

Wie diese Daten verarbeitet werden, zeigt Google beispielsweise mit der Funktion Earth Anchors, bei der Umgebungselemente als Fixpunkte dienen, um ganze Straßenzüge zu digitalisieren.

Facebook kaufte im Februar das AR-Cloud-Start-up Scape, das bereits hunderte Städte in 3D eingescannt hat. Apple integriert ebenfalls 3D-Elemente in die eigene Maps-App.

Smartphone-AR wird Standard - und hochwertiger

Google hat bei der AR-Cloud also die Nase vorne. Auch bei Smartphone-AR stellt Google das bislang einflussreichste Anwendungsszenario: In die Google Suche eingebettete 3D-Objekte ergänzen Bilder und Videos beim Online-Shopping oder der Wissensrecherche.

Google baut die Funktion kontinuierlich aus: Mittlerweile sind neben Tieren auch Planeten, biochemische Darstellungen und erste Produkte in der Suche auffindbar (Liste mit 3D-Objekten in der Google Suche).

Bei Instagram und Co. ist Augmented Reality Alltag geworden: Hier gewöhnen sich junge Menschen an die Vermischung von physischer und digitaler Realität durch die Kameralinse. Snap vermeldete Ende 2020 mehr als eine Billion Abrufe von AR-Effekten in der eigenen Snapchat-App.

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Mit schnelleren Smartphone-Chips und besseren KI-Algorithmen werden AR-Filter visuell immer überzeugender - und interaktiver: Bei Instagram beispielsweise gibt es einen Beat-Saber-Filter, der mit dem Kopf gespielt wird.

Facebook integrierte bekannte Ausstellungsstücke als AR-Modell in die Insta-Kamera und der National Geographic brachte einen Aufstieg auf den Everest in raumfüllendem 3D per AR-Filter.

Auch Apples AR-Technik wird immer realistischer, speziell mit dem Lidar-Sensor im neuen iPhone Pro 12. Dank des Sensors lassen sich detaillierte 3D-Scans anfertigen und sogar volumetrische "Holo-Videos" drehen, die zwar noch rudimentär, aber dennoch eindrucksvoll sind.

Im Herbst schnupperte ein besonders interessanter Gast in den AR-Markt rein: Super Mario und sein Kart-Kollege Luigi fahren in diesem Jahr überraschend digital-real um die Wette in Mario Kart Live: Home Circuit (Test). Nach dem VR-Ausflug mit Labo (Test) war Mario Kart AR Nintendos zweites größeres XR-Experiment.

Das Fazit für das Augmented-Reality-Jahr 2020 fällt ähnlich aus wie 2019: In der Industrie ist AR als Produktivszenario angekommen und wird kontinuierlich erweitert und verbessert - mit und ohne Brille.

Beim Endverbraucher hingegen bleibt die Technologie bis auf weiteres im Smartphone stecken, wo sie sich aber technisch weiterentwickelt und gerade bei jüngeren Zielgruppen in die Nutzungsgewohnheiten gelangt. Der Umschwung des AR-Brillenherstellers Magic Leap weg vom Endverbraucher und hin zu Industriekunden ist letztlich ein Ergebnis dieser Entwicklung.

Mit Blick auf 2021 ist interessant, wie und ob 5G-Netze neue Arten von AR-Anwendungen ermöglichen und ob Google die 3D-Suche für alle öffnet und kommerzialisiert. Letzteres könnte die Online-Shopping-Landschaft verändern. Ach so, und dann natürlich noch die Apple-Brille - wie jedes Jahr.

Das AR-Jahr im Podcast-Rückblick

Titelbild: Nreal

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