Facebook AR-Brille: "So günstig wie möglich" laut Zuckerberg

Facebook AR-Brille:

Bei Instagram unterhielten sich Mark Zuckerberg und Andrew Bosworth über die Zeit nach Videokonferenzen, neurale Interfaces und den Preis der ersten AR-Brille Marke Facebook.

Während VR-Apps für virtuelle Zusammenarbeit im Jahr der Pandemie wie Pilze aus dem Boden sprießten – eine deutsche Datenbank listet mehr als 150 Programme! –, hat Facebook bis heute keine eigene VR-Lösung im Angebot. Weder für lockere Treffen noch für kollaborative Produktivität. Und das, obwohl sich Facebook soziale Virtual Reality auf die Fahne geschrieben hat. Eine verpasste Gelegenheit, für die sich der ehemalige Technikchef John Carmack schämt.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg glaubt, dass der Zug noch längst nicht abgefahren ist. Er geht davon aus, dass die während der Pandemie etablierten sozialen Normen noch lange aktuell bleiben werden. Mit Facebook Horizon ist eine VR-App für virtuelle Geselligkeit in Entwicklung und nun bestätigt XR-Chef Bosworth in einer Frage-und-Antwort-Runde auf Instagram, dass Facebook auch an "virtuellen Arbeitsräumen" arbeitet.

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Facebook-Kollaboration: "Nicht mehr so weit entfernt"

Sobald sich mehr als zwei Personen unterhalten, bräuchte man "Raum", weil das Gehirn Gruppengespräche räumlich verarbeitet, meint Bosworth. Die App, an der sein Team arbeitet, unterstütze 3D-Audio, das Nebengespräche erlaube. Dies sei etwas, das bei Videokonferenzen nicht möglich ist.

Spatial rüstet auf: Die für VR und AR entwickelte Konferenz-App unterstützt jetzt auch PCs und Smartphones und ist bis auf Weiteres gratis.

VR-Apps wie Spatial erlauben schon heute virtuelle Zusammenarbeit in 3D, allerdings recht rudimentär. | Bild: Spatial

Der realistische Raumklang sei nicht der einzige Mehrwert, sagt Zuckerberg, der die Demo ausprobiert hat. Man habe das Gefühl, man sei mit anderen Menschen im gleichen Raum anwesend. Die Räumlichkeit helfe ihm zudem dabei, sich besser an Gespräche zu erinnern. "So speichern wir Erinnerungen", sagt der Facebook-Chef im Hinblick auf den räumlichen Aspekt der Erfahrung.

Laut Bosworth kommen die neuen Werkzeuge "früher als man denkt". Die Funktionalität dürfte ein Bestandteil von Infinite Office werden, einem virtuellen Büro, das vernünftiges Arbeiten mit Oculus Quest ermöglichen soll.

Neurales Interface: Der "Heilige Gral" der AR

Ein weiteres Gesprächsthema waren neurale Interfaces. Facebook stellte im Frühjahr seine Vision des AR-Interfaces der Zukunft vor, dessen Herzstück eine Smartwatch mit Hirnsteuerung und Haptik-Simulation ist. Die Technologie könnte in einer frühen Version bereits 2022 auf den Markt kommen.

Das Armband fängt via EMG-Sensoren elektrische Signale am Handgelenk ab und übersetzt sie mithilfe maschinellen Lernens in Computerbefehle. Das Ziel ist eine Steuerung mittels Mikrogestik, also feinsten Fingerbewegungen, die im Gegensatz zu anderen Eingabemethoden wie Controllern, Sprachsteuerung und Handbewegungen unauffällig, ermüdungsfrei und leicht zu erlernen sind.

Laut Zuckerberg denken viele Menschen über VR und AR als eine neue Art von Output im Sinne von: "Was sieht man?" Doch ausschlaggebender sei der Input. Für PCs waren es Tastatur und Maus, für Smartphones Multi-Touch und Swipe-Gesten. Für AR werde es eine Kombination aus verschiedenen Eingabemethoden, der "Heilige Gral" der Augmented Reality aber sei das neurale Interface. Sehr bald dürfe man allerdings nicht mit der Technologie rechnen.

Facebooks Realitäts-Betriebssystem "gut fortgeschritten"

Gute Fortschritte mache Facebook bei der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems speziell für XR. "Das Team ist zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich weit", sagt Zuckerberg. Facebooks CEO spricht ähnlich wie Apple von einem "reality operating system", das eigens für die AR-Brille der Zukunft entwickelt wird.

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Dass sich Facebook die Mühe macht, liegt zum einen an der Notwendigkeit, alle Bestandteile der Hard- und Software zu optimieren. Die AR-Brille müsse im Grunde alle Berechnungen durchführen, die man von einem modernen Computer erwartet, aber im Formfaktor einer herkömmlichen Brille, sagt Zuckerberg. Das sei ein äußerst eng gesteckter Rahmen in Sachen Energieverbrauch und Wärmeentwicklung.

Zum anderen will Facebook mit einem eigenen Betriebssystem aus den Ökosystemen Googles und Apples ausbrechen. Facebook müsse zwecks Optimierung jede Schicht der neuen Plattform selbst entwickeln: von den Chips, über das Betriebssystem bis hin zur optimierter Hardware. Zuckerberg denkt, dass jede dieser Schichten eine eigene Industrie werden könnte, sobald Augmented Reality im Massenmarkt ankommt. Dann könne sich Facebook auch vorstellen, die eigenen Lösungen modular an andere Hersteller zu vermarkten.

Ähnlich aggressive Preisstrategie wie bei Oculus Quest 2

Laut Zuckerberg soll die hauseigene AR-Brille "so günstig wie möglich" werden. Damit würde Facebook die gleiche Strategie wie mit Oculus Quest 2 (Infos) verfolgen, Tech-Brillen für Jedermann statt gut betuchte Klientel herzustellen – ein Seitenhieb auf Apple.

Zuckerberg zieht einen Vergleich zum Konsolengeschäft: Am Anfang würden die Hersteller die Geräte subventionieren, in der Hoffnung auf spätere Profite durch App-Verkäufe. Facebook geht allerdings noch einen Schritt weiter und reinvestiert Store-Einnahmen in die Hardware-Subvention, um den Preis zu drücken. Facebook kann sich das leisten, da das Kerngeschäft Werbung ist.

Oculus Quest 2 mit Controllern und der Verkaufsbox im Hintergrund

Mit Oculus Quest 2 drückte Facebook die eigene VR-Technik in eine Preisregion, die für andere Hersteller nur schwer zu kontern ist. | Bild: Facebook.

"Wir gehen das aus der Perspektive an: 'Wie bekommen wir Hardware in die Hände von so vielen Menschen wie möglich?' Was bedeutet: 'Wie halten wir den Preis so niedrig wie möglich?'", sagt Zuckerberg. Facebook ziele nicht auf  Margen, was in den nächsten fünf, zehn Jahren ein entscheidender Faktor für die breite Nutzung der Technologie sein werde.

Was das preislich konkret bedeutet, könnte sich in diesem Jahr abzeichnen. Facebook will 2021 eine erste Ray-Ban-Datenbrille in Vorbereitung auf eine später erscheinende vollwertige AR-Brille auf den Markt bringen. Preis und Funktionsumfang sind noch nicht bekannt.

Quelle: Instagram, englisches Transkript: UploadVR, Bild: Facebook Konzept AR-Visor

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