Wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg wirklich über VR und AR denkt

Wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg wirklich über VR und AR denkt

Eine geleakte E-Mail verrät interessante Details über die Strategie hinter Zuckerbergs VR- und AR-Investitionen.

Am 19. Februar erscheint das Buch "The History of the Future: Oculus, Facebook, and the Revolution That Swept Virtual Reality". Der Autor Blake J. Harris begleitete das Oculus-Team zwischen Februar 2016 und April 2018 und pflegte einen engen Kontakt zu Oculus-Mitgründer Palmer Luckey.

Bis April 2018 hatte Harris Zugang zu vielen Quellen im Unternehmen und laut eigenen Aussagen Zugriff auf mehr als 25.000 Dokumente. Dann wurde der Kontakt seitens Facebook unterbrochen.

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Unter den Dokumenten, die Harris sichten konnte: eine E-Mail von Facebook-Chef Mark Zuckerberg aus dem Juni 2015 mit der Betreffzeile "VR/AR Strategy and One", die jetzt im Internet aufgetaucht ist. In der Mail spricht Zuckerberg offen über seine zumindest damals aktuelle VR- und AR- Strategie.

VR und "speziell AR" hätten in den nächsten zehn Jahren das Potenzial, das Smartphone abzulösen und sogar "noch allgegenwärtiger" zu werden, schreibt Zuckerberg. Die Technologien seien natürlicher in der Interaktion und ökonomischer, da sie andere Screens überflüssig machten - Smartphone und TV würden zu Apps für das VR- oder AR-System.

Möglichst schnell raus aus dem Smartphone-Zeitalter

Zuckerberg bestätigt eine gängige Vermutung: Seine massiven Investitionen in VR und AR sind eng verknüpft mit Googles und Apples Dominanz im Smartphone-Markt.

Zwar ist Facebook-Software auf so ziemlich jedem Smartphone installiert, aber ohne eigene Hardware samt Betriebssystem ist das soziale Netz letztlich abhängig von Googles und Apples Smartphone-Strategie.

"Wir wollen in der nächsten Computergeneration eine stärkere strategische Position", schreibt Zuckerberg. "Das erreichen wir nur, wenn wir eine eigene Plattform bauen mit Schlüsselanwendungen."

Umso schneller das Smartphone-Zeitalter beendet sei - und mit diesem Apples und Googles Dominanz - und die nächste Computergeneration starte, desto besser sei das für Facebook, schreibt Zuckerberg. "Daher wollen wir VR und AR nicht nur gewinnen, sondern es möglichst schnell etablieren."

Die Investitionen in Zukunftstechnologie würden außerdem die Marke Facebook stärken, hofft Zuckerberg.

"Eine innovative Marke zu haben, zahlt sich bei der Mitarbeitersuche aus und stärkt somit all unsere Produkte und Bereiche." Als Technologieunternehmen sei Facebook abhängig davon, die besten Ingenieure einzustellen.

Auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass Facebook die Übernahme von Oculus VR bekannt gab. Seitdem ist viel passiert und doch weniger, als erwartet. Was war und was sein könnte.

Zuckerberg in seinem VR-Labor. Solche Bilder sollen Facebook interessant für Bewerber machen. Bild: Facebook

Gaming-Hits sind vergänglich

Bei den Schlüsselanwendungen sieht Zuckerberg Apps für soziale Interaktion und immersive Videos vorne. Für diese beiden Bereiche brauche es eine klare Strategie und hohe Investitionen, um die eigene Marktführerschaft sicherzustellen. Soziale Services seien Facebooks Kernkompetenz. Zumindest der Fokus auf Videos scheint sich seit 2015 verschoben zu haben hin zu Spielen und Werkzeugen.

Gaming sei wichtig, so Zuckerberg damals, aber durch einzelne Hits getrieben und schnelllebiger. "Die besten Spiele zu besitzen, scheint weniger wichtig zu sein, als dafür zu sorgen, dass sie auf der eigenen Plattform existieren."

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Zuckerbergs Umsatzstrategie dreht sich um Services für diese Schlüsselanwendungen: Daten, Inhalte und Avatare auf Marktplätzen, Verkauf von Apps und Werbung. Je mehr Entwickler Facebooks Marktplatz nutzten, desto größer sei das Umsatzpotenzial, so Zuckerberg.

Eines Tages vielleicht wie Apple

2015 plante Zuckerberg Facebooks VR- und AR-Angebote über alle Plattformen hinweg - eigene und fremde wie Android und iOS.

"Ich denke, unser primäres Ziel sollte nicht die Entwicklung eines eigenständigen Betriebssystems sein, sondern dass wir im Besitz der Kern-Plattform-Services sind über alle Systeme hinweg", schreibt Zuckerberg.

Das sei eine Herausforderung, da die Hersteller des Betriebssystems versuchen würden, Facebook aus dem Markt zu drängen. "Wenn wir überlegene Services anbieten und Sachen, die Betriebssysteme benötigen, dann haben wir gute Aussichten auf Erfolg."

Die Hardware-Entwicklung sei wichtig, weil sie helfe, den Markt insgesamt voranzubringen und um die eigenen Services in möglichst viele Systeme zu integrieren.

Im Optimalfall, schreibt Zuckerberg, könne Hardware eines Tages ein wichtiger Umsatztreiber werden wie bei Apple. Facebooks Fokus jedoch, das geht aus Zuckerbergs Worten deutlich hervor, liegt auf der Software-Plattform.

Facebook legt die Finanz- und Nutzerdaten für das vierte Quartal 2018 vor. Facebook-Chef Mark Zuckerberg freut sich auf Oculus Quest.

VR-Tennis: Zuckerberg mit der neuen Gamer-Brille Oculus Quest. Zehn Millionen Nutzer will er ins Oculus-Ökosystem holen, damit sich dieses selbst trägt. Oculus Quest erscheint im Frühjahr und soll ein großer Schritt werden hin zu dieser Zahl. Bild: Facebook

Zuckerberg wollte Unity kaufen

Zuckerbergs VR- und AR-Strategie sieht vor, dass Facebook eigene Kompetenzen mit gezielten Zukäufen ergänzt. 2015 hatte der Facebook-Chef Unity auf dem Einkaufszettel, das Engine-Unternehmen dominierte damals die VR- und AR-Entwicklung und ist auch heute noch vorne dabei.

"Wenn wir Unity besitzen, dann müssen Android, Windows und iOS uns unterstützen, weil ansonsten weite Teile ihres Ökosystems nicht funktionieren", schreibt Zuckerberg.

Umgesetzt wurde dieser Plan offensichtlich nicht - Unity will 2020 an die Börse.

Eine offensichtliche Erfolgsstrategie existiere nicht, schließt Zuckerberg seine E-Mail. Es gebe viele Stolperfallen.

Er sieht sein Unternehmen jedoch gut aufgestellt im Wettrennen um die nächste Computerplattform. Und Facebooks Taschen sind bekanntlich tief: "Ein paar Milliarden US-Dollar sind viel Geld, aber wir können uns das leisten", schreibt Zuckerberg.

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