Facebook will mit XR-Betriebssystem Google und Apple entkommen

Facebook will mit XR-Betriebssystem Google und Apple entkommen

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat das Smartphone-Geschäft unterschätzt. Die Folge: Seine Facebook-App ist zwar überall - aber die Betriebssysteme gehören Apple und Google. Im XR-Zeitalter soll sich das ändern.

2015 schrieb Zuckerberg eine E-Mail an seine Führungskräfte mit der Betreffzeile "VR/AR Strategy and One". In der beschrieb er, wie VR und AR innerhalb der nächsten zehn Jahre das Smartphone ablösen könnten. Zukünftig würden Smartphone und TV zu einer App im XR-Betriebssystem.

"Wir wollen in der nächsten Computergeneration eine stärkere strategische Position", schreibt Zuckerberg. "Das erreichen wir nur, wenn wir eine eigene Plattform bauen mit Schlüsselanwendungen."

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Vier Jahre später stärkt Facebooks XR-Chef Andrew Bosworth diese Strategie in einem Interview mit The Information: "Wir wollen sicherstellen, dass die nächste Generation Raum für uns hat. Wir glauben nicht, dass wir dem Markt oder unseren Wettbewerbern trauen können, dass sie uns diesen geben. Daher kümmern wir uns selbst darum."

Facebooks Betriebssystemprojekt soll vom ehemaligen Microsoft-Ingenieur Mark Lucovsky geleitet werden, der mitverantwortlich ist für frühere Windows-Versionen. In seiner Twitter-Biographie bezeichnet sich Lucovsky als "Leiter der AR-Software-Plattform", die offenbar auf den Namen "The Reality Platform" hört.

Facebook investiert massiv in Personal

Da Facebook im Smartphone-Markt wenig zu melden hat, will es den Wechsel hin zu einem neuen Interface beschleunigen: VR-Brillen verkauft der Konzern schon seit einigen Jahren mit bislang überschaubarem Erfolg. Bosworth bezeichnete Oculus im Oktober als "nur ein Teil" der XR-Strategie.

So stellt sich Facebook den neuen XR-Campus vor, der 2020 starten soll. Bild: Facebook

So stellt sich Facebook den neuen XR-Campus vor, der 2020 starten soll. Bild: Facebook

Potenziell marktrelevantere AR-Brillen sind schwieriger zu bauen, sollen aber in den nächsten Jahren auf den Markt kommen.

Mit Portal bietet Facebook ein Assistenzsystem für zu Hause, das TV, Voice, Kommunikation, Smart Home und mehr vernetzen will. Ein KI-gestütztes Sprachsystem ist ebenfalls in Arbeit.

Diese Interface-Zukunft mit Fokus auf AR und VR sollen rund 4.000 Angestellte auf gut 71.500 Quadratmetern Arbeitsfläche in einem neuen Bürokomplex herbeiführen. Rund 515 Millionen investiert Facebook in den neuen XR-Standort. Er ist in Burlingame nahe des Facebook Hauptquartiers und wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 in Betrieb genommen.

Das Gebäude soll einen öffentlich zugänglichen Bereich bieten, in dem Interessierte neue Facebook-Technologien testen können. Facebooks XR-Team sitzt darüber hinaus verteilt in Kalifornien, Washington, New York und außerhalb der USA. Laut des The-Information-Journalisten Alex Heat investiert Facebook jährlich Milliarden in AR und VR.

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VR, AR, Voice, irgendwas: Hauptsache weg mit dem Smartphone

Laut The Information arbeitet Facebook an Hard- und Software für Unternehmen. Für Portal bietet Facebook bereits ein Enterprise-Konferenzsystem, intern soll Bosworth zweimal eine VR-Konferenz-App für Meetings mit rund 100 Führungskräften verwendet haben samt Frage-Antwort-Software. Facebook wolle herausfinden, was notwendig sei, damit Business-Konferenzen regelmäßig in VR abgehalten werden können.

Auf der F8 gewährte Facebook Einblick in die neuste Forschung. Das Ziel ist, Gedanken in Sprache umzuwandeln und über die Haut zu übertragen.

Ein Facebook-Team arbeitet an einem Gehirn-Computer-Interface, mit dem der Nutzer Buchstaben in den Computer denken kann. Bild: Facebook

Fortschritte soll es außerdem bei Facebooks Gehirnschnittstelle geben, die erstmals 2017 auf der Entwicklerkonferenz F8 vorgestellt wurde. Sie soll Hirnsignale erkennen und so auswerten, dass der Nutzer durch Gedanken tippen kann.

Das System sei anfangs so groß wie ein Kühlschrank gewesen, jetzt könne man es in der Hand halten, berichtet The Information. Das Vokabular würde kontinuierlich erweitert. Das Ziel sei es, 100 Wörter pro Minute zu denken. Die Hirnschnittstelle sei allerdings noch weit von der Integration beispielsweise in ein Smartphone entfernt.

Facebook arbeitet auch an einer Hirnschnittstelle speziell für AR-Brillen und kaufte kürzlich das Startup CTRL-Labs, das elektrische Signale des Gehirns an die Hände mit einem Armband abfängt.

Ein Hirnchip, der direkt im Gehirn platziert wird wie bei Elon Musks Neuralink, kommt für Zuckerberg vorerst nicht in Frage: "Facebook möchte Gehirnchirurgie durchführen’, da will ich nicht bei den Kongressanhörungen dabei sein", sagt Zuckerberg bei einem internen Meeting.

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