Facebooks AR-Brille wird mit einem Armband gesteuert

Facebooks AR-Brille wird mit einem Armband gesteuert

Facebook stellt neue Forschung im Bereich AR-Interface vor: ein Armband, das Hirnsignale abfängt und in Computerinputs verwandelt. Was das für die Datenschutzproblematik bedeutet, weiß das Unternehmen nicht.

Letzte Woche startete Facebook in eine dreiteilige Blogpost-Reihe, die Einblick in die AR-Vision und Forschung des Unternehmens geben soll. Der erste Blogpost beschrieb, wie sich Facebook Augmented Reality in zehn Jahren vorstellt. Das Unternehmen setzt demnach auf eine Kombination aus AR-Brille, Tech-Armband und haptische Handschuhe.

Die AR-Brille, so das Ziel, ist mit einem personalisierten KI-Assistenten ausgestattet, der automatisch die Kontexte und Situationen erfasst, in denen sich der Nutzer befindet, um ihn proaktiv im Alltag zu unterstützen. Das Tech-Armband dient als Eingabegerät: Es interpretiert Hirnsignale direkt am Handgelenk und verwandelt sie in Computerinputs, ohne dass der Nutzer auffällige Gesten machen oder Sprachbefehle aufsagen muss. Die haptischen Handschuhe schließlich unterstützen den Nutzer bei komplexeren Aufgaben wie dem Tippen auf einer virtuellen Tastatur.

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Der zweite, heute publizierte Blogpost widmet sich aktueller Forschung und den ersten Schritten in diese Zukunft. Facebook zeigt einen Armband-Protoyp und beschreibt, in welche Richtung sich die Technologie weiterentwickeln soll. Neue Brillenprototypen sind leider nicht zu sehen. Facebook geht weder auf die in diesem Jahr erscheinende Ray Ban-Brille, noch eine weiterentwickelte AR-Brille ein.

Facebook setzt auf ein neurales Interface

Auf der Suche nach dem AR-Eingabegerät der Zukunft hat Facebook eine Reihe technischer Anforderungen definiert: Das Gerät muss personalisierbar, unaufdringlich und intuitiv zu nutzen sein. Ebenso wichtig ist, dass es für eine Vielzahl komplexerer Eingaben geeignet ist, wie der Manipulation digitaler Objekte oder dem Bearbeiten eines Dokuments. Darüber hinaus muss es bequem am Körper tragbar und energieeffizient genug sein, um einen Arbeitstag durchzuhalten.

Facebooks Antwort ist ein am Handgelenk getragenes Tech-Armband. Der vom Unternehmen gezeigte Prototyp erinnert an eine wuchtige Smartwatch. In das Armband integrierte Sensoren fangen elektrische Hirnsignale ab und interpretieren sie als Computerbefehle. Die entsprechende Technologie entwickelte das Start-up CTRL-Labs, das seit 2019 Facebook gehört.

Das Armband kann auf rein elektrischer Basis Mikrobewegungen der Finger erfassen, mit denen digitale Eingaben wie Klicks ausgelöst werden können. Die langfristige Vision ist, dass man komplexere Interfaces allein durch elektrische Hirnsignale bedient. Das folgende Video zeigt einen Facebook-Forscher, der mithilfe zweier Armbänder und einer auf die persönliche Art des Tippens trainierten KI auf einer virtuellen Tastatur schreibt.

Haptische Emojis

Unabdinglich für eine solche Form des Schreibens und AR-Interfaces im Allgemeinen ist haptisches Feedback seitens des Computersystems. Zu diesem Zweck bietet das Armband zusätzlich haptische Effekte. Mit Tasbi ("Tactile and Squeeze Bracelet Interface") entwickelte Facebook einen am Handgelenk getragenen Haptik-Prototyp, der in der Lage ist, verschiedenste taktile Empfindungen wie das Drücken eines Knopfs oder das Spannen eines Bogens zu simulieren.

Dank der Interpretationsleistung des Hirns, das visuelle, auditive und haptische Stimuli zu einem kohärenten Ganzen verbindet, hat der Armbandträger das Gefühl, den Widerstand beim Drücken eines Knopfs an der Fingerspitze zu spüren, obwohl das gar nicht der Fall ist.

Subtile haptische Effekte könnten den Nutzer außerdem unsichtbar über eingehende Anrufe oder E-Mails informieren oder Stimmungen ausdrücken. Facebook spricht in diesem Kontext von "haptischen Emojis".

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Das folgende Video demonstriert komplexere Interaktionen wie die Manipulation digitaler Objekte aus der Ferne. Diese sowie das Hand- und Fingertracking erfolgt allein auf Basis maschinell interpretierter Hirnsignale.

Nicht nur Zukunftsmusik

Die Forscher betonen, dass all diese Technologien noch an ihrem Anfang stehen. Wann sie in ihren Weg in ein Produkt finden könnten ist unklar. Facebook nennt keinen Zeitplan.

Einem kürzlich erschienenen Bericht zufolge will das Unternehmen allerdings schon im nächsten Jahr eine Smartwatch auf den Markt bringen. Das neurale Interface und haptische Feedback dürften in irgendeiner Form darin Eingang finden.

Facebook ist gewillt, seine Zukunftstechnologien möglichst schnell unters Volk zu bringen. Um die Reaktionen zu sehen und die Produkte entlang der Bedürfnisse der Endverbraucher weiterzuentwickeln. Und einen Diskurs über die Gefahren solcher Technologien anzustoßen.

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Facebook entwickelte eine Vielzahl Armband-Prototypen. | Bild: Facebook

Die Datenschutzdiskurs steht noch am Anfang

Mit Project Aria beispielsweise will Facebook herausfinden, welche Informationen aus der Umgebung AR-Brillen für kontextsensitive KI sammeln müssen und wie man diese Daten schützen könnte.

Ein Armband, das neurale Signale abfängt und interpretiert, dringt noch tiefer in die Privatsphäre seiner Nutzer ein, da es am Hirn ansetzt. Ob die Gesellschaft eine solche Technologie akzeptiert und wie der Missbrauch solcher Daten verhindert werden könnte, darauf hat Facebook keine Antwort parat.

"Um das volle Ausmaß der ethischen Probleme zu verstehen und zu lösen, ist ein Engagement auf gesellschaftlicher Ebene erforderlich", sagt Forschungsleiter Sean Keller in diesem Zusammenhang. "Alleine schaffen wir das nicht, also versuchen wir es nicht einmal. Während wir neue Technologien erfinden, werden wir unsere Erkenntnisse mit der Gesellschaft teilen und uns an einer offenen Diskussion beteiligen, um Bedenken auszuräumen."

Quelle: Tech@FB, Titelbild: Facebook

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