Nächster Tech-Brillenhersteller steht vor dem Aus
Daqri, ODG, Meta, Magic Leap und jetzt womöglich North - bei Tech-Brillenherstellern kriselt es.
Die Tech-Brille "Focals" gilt bei Testern eigentlich als Erfolg: Sie ist schlank, unauffällig und projiziert im Alltag nützliche Informationen ins Sichtfeld wie Benachrichtigungen oder eine Navigation.
Ende 2019 kündigte North Focals 2.0 für 2020 an, die noch leichter und eleganter werden soll. Vorabtester loben das Produkt: Focals 2.0 soll das werden, was Google für Glass versprochen hatte. Das neue Modell soll sogar eine Kamera bieten.
___STEADY_PAYWALL___The view from my @focalsbynorth #Focals 2.0, in quarantine in Waterloo 😎 pic.twitter.com/DUlhHGOro0
— Stephen Lake (@srlake) March 17, 2020
Alles in Butter also bei North? Nicht ganz: Trotz Millionenzuschüssen in Höhe von circa 170 Millionen US-Dollar von Konzernen wie Intel und Amazon sowie finanzieller Unterstützung der kanadischen Regierung musste North Anfang 2019 rund 150 Angestellte entlassen. Ende 2019 beklagten North-Angestellte einen übereilten Marktstart.
North will sich kaufen lassen
Jetzt berichtet Bloomberg, dass North die eigene Technologie verkaufen muss, um nicht pleite zu gehen. Seit letzten Sommer sollen Übernahmegespräche mit potenziellen Partnern laufen. Wegen des Coronavirus erhöhe sich jetzt deren Dringlichkeit, da Norths Lieferkette unter Druck gerät.
Außerdem soll North - trotz eines moderaten Hypes und guter Kritiken- nur wenige tausend Datenbrillen verkauft haben. Die Liquidität soll nur noch bis Juli 2020 gesichert sein.
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Bloomberg beruft sich auf eine Person, die auf Käuferseite in Übernahmegespräche involviert ist. North äußert sich nicht zu Bloombergs Berichterstattung.
AR-Brillenhersteller scheitern in Reihe
Die Gerüchte um Norths schwierige finanzielle Lage reihen sich ein in die jüngere Tech-Historie: Im letzten Jahr erwischte es hochgehandelte Hersteller wie ODG, Meta und Daqri. Auch das mit Milliarden US-Dollar finanzierte AR-Unternehmen Magic Leap sucht angeblich nach einem Käufer.
All diese Geschichten haben unterschiedliche Hintergründe, Verläufe, Produkte, aber letztlich eine Gemeinsamkeit: Fast niemand kauft die Brillen.
Bei North jedenfalls besteht noch Hoffnung: Wer ohnehin eine Brille trägt, profitiert vom digitalen Sichtfeld, sofern man sich mit dem Design des Geräts anfreunden kann.
Für alle anderen müssen Tech-Brillen, so wie beispielsweise Sonnenbrillen, wohl erst Mode werden und signifikanten Mehrwert bieten, damit sie auf Akzeptanz treffen. Als nettes Gimmick kann die Brillentechnologie nicht überleben, dafür ist sie im Alltag zu aufwendig.
North könnte dieser Spagat zwischen Design und Nutzen gelingen. Hersteller technisch aufwendigerer AR-Brillen wie Magic Leap haben noch einen viel weiteren Weg vor sich.
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