Bericht: Angestellte beklagen "übereilten Marktstart" der Datenbrille Focals

Bericht: Angestellte beklagen

Anfang 2019 kam die elegante Datenbrille Focals des kanadischen Unternehmens North auf den Markt. Ein an die Öffentlichkeit gelangtes internes Dokument bezeugt, dass Angestellte in vielerlei Hinsicht unzufrieden waren mit dem Produkt.

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Das Dokument wurde der Internetseite The Logic (Bezahlschranke) zugespielt. Es handelt sich um einen achtseitigen Brief, der laut The Logic von einer "signifikanten" Zahl Angestellter, darunter der Leiterin der Produktforschung Mélodie Vidal, verfasst und zwei Monate vor Marktstart der Focals-Brille CEO Stephen Lake überreicht wurde.

Das Entwicklerteam soll darin einen übereilten Marktstart beklagen, der sich negativ auf die Funktionalität und Attraktivität des Produkts ausgewirkt haben soll. Die Focals kostete anfangs 1.000 US-Dollar, wirkte jedoch eher, als sei sie 50 oder 100 US-Dollar wert, heißt es in dem Dokument.

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Da der Marktstart zu früh angesetzt worden sei, wäre es in letzter Minute zu zahlreichen Änderungen am Produkt gekommen, die nicht ausreichend getestet worden seien.

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Die erste Focals samt Etui und Ring, der zur Steuerung dient. BILD: North

Hastiger Marktstart

So hätte das Display nicht gut für Frauen funktioniert, die Wimperntusche tragen. In dem Brief kommen die Angestellten deshalb zum Schluss, dass sich das Produkt vornehmlich an eine männliche, technisch interessierte Kundschaft richte.

Menschen mit Behinderungen hätten bei Tests ebenfalls Probleme mit der Brille gehabt. Die Angestellten befürchteten rechtliche Folgen und einen Imageschaden.

Generell sei das Produkt nicht genug getestet worden. Ein Testraum mit Einwegspiegel, in dem man die Reaktionen von Erstnutzern beobachten und auswerten konnte, sei häufig nur als Abstellraum benutzt worden. Die Angestellten beklagten weiterhin, dass dem Unternehmen eine Führungsfigur gefehlt habe und dass das Feedback sich über viele Stellen verteilte und keine Wirkung zeigte.

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Das North-Management bestreitet die Vorwürfe gegenüber The Verge. Das Unternehmen sei flach organisiert, um Feedback seitens der Angestellten zu ermutigen. Außerdem sei das Dokument sechs Monate vor Marktstart entstanden und habe keine Relevanz für Endkunden.

North kündigt Focals 2.0 an. Sie soll leichter und leistungsfähiger sein.

Focals 2.0 soll leichter und leistungsfähiger werden als die Vorgängerin. BILD: North

Zweite Focals-Brille startet 2020

Von den internen Kontrovesen abgesehen, verlief der Marktstart der Focals recht holprig: Zuerst senkte North den Preis der Datenbrille kurz nach Produktlaunch von 1.000 auf 600 US-Dollar, dann entließ das Unternehmen 150 Angestellte. Letztere Maßnahme kam North teuer zu stehen: Die kanadische Regierung zog eine Investition über 24 Millionen US-Dollar zurück.

Die erste Datenbrille wurde scheinbar nicht der erhoffte Erfolg, trotz positiver Focals-Tests und regelmäßiger Software-Updates, die der Brille neue Funktionen spendierten. Das Produkt wurde weniger als ein Jahr nach Erscheinen vom Markt genommen, zugunsten einer deutlich verbesserten zweiten Generation, die 2020 erscheinen soll.

Titelbild: North, Quelle: The Logic, The Verge

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