Niemand will VR? Sorry, Microsoft: Niemand will eine Xbox!

Niemand will VR? Sorry, Microsoft: Niemand will eine Xbox!
Kommentar

Xbox-Chef Phil Spencers sagt, niemand wolle VR. Eine grundlegende Fehleinschätzung oder korrekt? Ein Kommentar.

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Torwart-Titan Kahn meinte mal: Wir brauchen Eier! Damit wollte er ganz gender-korrekt (Frauen haben erheblich mehr davon als Männer!) sagen, dass es Erfolg bringt, wenn man mutig Dinge tut.

Phil Spencer ist ein leuchtendes Beispiel für Eier. Microsofts Xbox-Chef stellt sich gern hin und setzt in Marketingmanier fette Statements ab. Beispielsweise meinte er 2015 im Hinblick auf die Veröffentlichung des Xbox-exklusiven Halo 5, Microsoft sei wieder in der Position, die Gaming-Industrie anzuführen.

Aber Spencer geht noch weiter. Für ihn ist VR etwas Isolierendes, nichts Soziales. Er wiederholt einfach die längst widerlegte Dauerthese von Flat-Fanbois und glaubt, deshalb wolle kein Xbox-Kunde VR. Weil Singleplayer-Halo spielen ja so sozial ist.

Eine Nische zu besetzen heißt nicht automatisch, keine Zukunft zu haben

Vielleicht will aber auch nur niemand eine Xbox? Die erheblich größere Menge an exklusiven Topspielen hat definitiv Sonys Konsole. Und sind die Millionen PSVR-Besitzer unsozial?

Ich selbst habe schon häufig PSVR-Spiele mit anderen zusammen gezockt, die auf dem Fernseher mitgeschaut haben, sich abwechselten und überhaupt eine Menge Spaß dran hatten. Geht halt nichts über kreischende Partner oder Freunde, die man der Kitchen-Demo aussetzt.

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Ja, Phil, ich weiß, dass VR eine Nische ist. Das schmieren einem die Flat-Gamer häufig genug aufs Brot. Sogar die Witcher-Macher quatschen VR ohne Not kleiner, als es eigentlich ist.

Ja, VR ist noch vergleichsweise klein, aber es wird sich aller Unkenrufe zum Trotz durchsetzen. Davon bin zumindest ich als ausgemachter Enthusiast überzeugt. Vielleicht nicht morgen, vielleicht noch nicht in fünf Jahren. Doch jeder, der VR ausprobiert hat, weiß, dass die Möglichkeiten gigantisch sind. Nicht bloß für Zocker, vor allem auch in Bildung, Medizin, Industrie und vielen Branchen mehr.

Niemand will VR? Wer sich heute nicht mit den Technologien von morgen auseinandersetzt, der verschläft die Zukunft. Bei einem Konzern, der mit Hololens im AR-Markt Erfolge feiert, sollte man annehmen, dass die Weitsicht auch in die Virtual Reality reicht. Oder lässt man sich etwa von den Ergebnissen der maximal halbherzigen Windows-Mixed-Reality-Initiative abschrecken?

Zwei Hoch-Zeiten und ein Todesfall

Halbherzig meint: Microsoft hat VR nach einem maximal mittelmäßigen Versuch an den Nagel gehängt. Bei Augmented Reality sind sie dagegen voll dabei, Marktführer sogar. Die Hololens 2 (Vorab-Test) ist derzeit die ausgereifteste AR-Brille, die man kaufen kann.

Die Frage, die sich hier aber wirklich stellt: Warum nutzt Microsoft bei der offenbar bestehenden Infrastruktur für XR die Möglichkeiten nicht auch für eine Weiterentwicklung von VR? Und bitte fangt nicht wieder mit dem Kabel und der Isolation an – das lockt doch nur noch VR-Abstinenzler hinterm Ofen vor.

Microsoft muss sich also bewusst und strategisch gegen VR entschieden haben. Wäre nicht das erste Mal, dass sich jemand bei technischen Voraussagen erheblich irrt – da haben die Redmonder sogar selbst ein paar Aussagen in den Top-10-Fehleinschätzungen der letzten Dekaden.

"Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren." Diese Aussage machte der Chef von 20th Century Fox, Darryl Zanuck, im Jahr 1946.

Microsoft-Gründer Bill Gates soll 1993 angeblich seinem Team gesagt haben, das Internet sei nur ein Hype, sie sollen sich wichtigeren Dingen zuwenden.

Und Ex-Microsoft Chef Ballmer meinte 2007 ernsthaft in einem Interview, das iPhone von Apple habe keine Chance auf einen signifikanten Marktanteil, es sei zu teuer.

Aus Fehlern lernen ist etwas Gutes!

Apple ist mittlerweile eines der wertvollsten Unternehmen der Welt und verkauft mäßig innovative Handtelefone für vierstellige Preise, während es das Windows Phone nicht mehr gibt. Durch das Internet können heute die ungeeignetsten Personen in mächtigste Positionen aufsteigen. Und in den meisten Haushalten gibt es heute mehr als einen Fernseher.

Lieber Phil: Sei kein Darryl, werde nicht zum Ballmer und mach dich nicht zum Bill.

Technologie entwickelt sich nicht von selbst. Sie ist vielmehr das Ergebnis der Anstrengung intelligenter Individuen, die zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Problemen arbeiten. Sprich mal mit Michael Abrash von Facebook darüber, der kann dir noch ein bisschen was beibringen.

Denk auch mal über kurzfristige Umsatzprognosen hinaus und schau, wie Microsoft wirklich wieder eine Führungsposition im Gaming erreichen kannst. Heißer Tipp: Mit ewigem Hinterherhecheln wird das nichts. Voranschreiten kann da schon eher helfen, auch wenn die Nachfrage heute noch keine Dollarzeichen in deine Augen treibt.

Vielleicht wollen dann auch wieder mehr Leute eine Xbox haben?

Letzte Aktualisierung am 2025-04-11 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten