Playstation VR: "Blood & Truth" im Test - Bombastkino zum Selberspielen
Update vom 17. Dezember 2019:
Kurz vor Weihnachten folgt ein weiterer kostenloser DLC, dieses Mal mit einem Schwerpunkt auf Musik.
Der DLC bietet eine neue Art von Herausforderung: In vier sogenannten "Rhythm Challenges" müsst ihr im Beat elektronischer Musik beihändig auf Zielscheiben schießen, ähnlich wie im VR-Rhythmusspiel Audica (Early-Access-Test). Am Schluss erhaltet ihr einen Highscore, über den ihr euch mit anderen Spielern messen könnt.
___STEADY_PAYWALL___Wer mehr über den neuen Spielmodus erfahren möchte, findet Details im europäischen Playstation-Blog.
Der DLC bringt außerdem einen DJ-Modus. Hier könnt ihr innerhalb des Klubschauplatzes ans Mischpult treten, sechs Musikstücke abmischen und scratchen. Da der Klub leer ist, kommt dabei nur wenig Atmosphäre auf.
[table style="table-striped"]Kompatible Geräte | Store | Preis |
Playstation VR | Playstation Store | 40 Euro / Demo kostenlos |
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Update vom 26. Juli 2019:
Sony London Studio hat, wie bereits angekündigt ein erstes Update mit neuen Inhalten veröffentlicht, darunter einen neuen Spielmodus, Online-Ranglisten, neuen Herausforderungen und Sammelobjekten. Mehr dazu steht im deutschen Playstation Blog.
Seit Mitte Juli gibt es zudem eine kostenlose Demo, in der ihr die erste Mission spielen könnt.
Ursprünglicher Artikel vom 28. Mai 2019:
Blood & Truth ist Sonys bislang größter VR-Exklusivtitel. Nun ist der spielbare Actionfilm für Playstation VR erschienen. Ob das Spiel die hohen Erwartungen erfüllen kann, erfahrt ihr in meinem Test.
Blood & Truth hat eine lange Entstehungsgeschichte. Sie beginnt mit "The London Heist", einer von fünf VR-Erfahrungen in Sonys Demosammlung "Playstation VR Worlds", die zeitgleich mit Playstation VR im Herbst 2016 erschien und das Potenzial der VR-Brille offenlegen sollte.
In dem interaktiven Gangsterfilm schlüpfen Spieler in die Rolle eines Kleinganoven, der einen Diamanten stehlen muss. Die VR-Erfahrung begeisterte Spieler durch seine filmische Atmosphäre und seinen Schauplatz: die Londoner Unterwelt.
Die VR-Erfahrung stieß auf so viel Anklang, dass Sony einen geistigen Nachfolger entwickeln wollte - dieses Mal als vollwertigen Titel. Blood & Truth wurde im Oktober 2017 auf der Paris Games Week vorgestellt. Als Entwickler zeichnet erneut Sonys London Studio verantwortlich. Es versprach einen Action-Blockbuster, in dem man selbst in die Heldenhauptrolle schlüpft.
Kriminelle Energien
Blood & Truth handelt vom Elitesoldaten Ryan Marks, der aus einem Kriegseinsatz nach London zurückkehrt, um am Begräbnis seines Vaters teilzunehmen. Dort angekommen trifft er auf die übrigen Familienmitglieder: seine Mutter Anne, seinen Bruder Nick und seine Schwester Michelle.
Die Marks sind eine mächtige Londoner Familie und in viele nicht ganz lupenreine Geschäfte verwickelt. So überrascht es kaum, dass direkt nach der Beerdigung ein feindlicher Übernahmeversuch stattfindet. Die skrupellosen Sharp-Brüder nutzen die Gunst der Stunde nutzen und versuchen, das Familienunternehmen mit Gewalt an sich zu reißen.
Der Versuch misslingt und die Marks verschwinden in ihrem geheimen Unterschlupf, von wo aus sie ihrerseits Pläne schmieden, die Sharps zu Fall zu bringen. Im Mittelpunkt des nun beginnenden Feldzugs steht der Berufssoldat Ryan, in dessen Rolle man schlüpft.
Ein schwaches Drehbuch
Blood & Truths besteht aus 19 Kapiteln und viele davon dienen allein der Erzählung. Nach dem Einstieg, der den Spieler ohne viel Umschweife direkt in den bewaffneten Kampf schickt, vergeht erstaunlich viel Zeit, bis erneut die Action übernimmt. Aber auch zwischen den Actionszenen gibt es häufig erzählerische Einschübe, in denen nur gesprochen wird.
Das ist gut, denn Blood & Truth will ja auch ein Film sein und der braucht Atempausen und Zeit für narrative Entfaltung. Das Problem ist, dass die Handlung und Figuren vergleichsweise banal und eindimensional wirken. Wäre Blood & Truth tatsächlich ein Actionfilm, er wäre nicht besonders gut. Ich vergass jedenfalls schnell, wo ich weshalb bin und zahllose bewaffnete Männer niedermähen muss.
Sonys London Studio hat sich viel Mühe gegeben, die realen Schauspieler glaubhaft ins Spiel zu übertragen. Die digitalen Akteure glänzen durch einen hohen Detailgrad, flüssige Animationen und lebensechte Mimik.
Aus technischer Sicht wäre vielleicht noch mehr drin gewesen, würden die PS4 und Playstation VR das Spiel hardwareseitig nicht so zurückhalten. Ich habe Blood & Truth auf einer Standard-PS4 durchgespielt und die Charaktere wirken grafisch etwas herunterskaliert und nicht annähernd so scharf wie auf offiziellen Screenshots.
Eine glückliche Hand bewiesen die Entwickler mit der Besetzung des britischen Schauspielers Steven Hartley, dem die Rolle des Gangsterbosses Tony Sharp wie auf den Leib geschnitten ist. Es ist eine Sache, einen solchen Schurken auf der großen Leinwand zu sehen und eine andere, ihm in der Virtual Reality Auge in Auge gegenüberzustehen - und seine bedrohlich-kriminelle Aura zu spüren.
Besser in geringer Dosierung
Geht es in den bewaffneten Einsatz, so wird Blood & Truth zu einem intensiven Erlebnis. So intensiv, dass man gut beraten ist, sich das Spiel in geringen Dosen zu verabreichen und die VR-Brille nach jedem Kampfeinsatz erst einmal beiseitezulegen. Ansonsten stumpfen die Sinne wegen Reizüberflutung schon nach kurzer Zeit ab.
Bei der Fortbewegung werden sich die Geister scheiden: In Blood & Truth fährt man wie auf Schienen von Punkt zu Punkt, anstatt sich frei fortzubewegen. An vielen Stellen kann man zwischen zwei Punkten seitlich hin- und herwechseln und gelegentlich steht man vor sich verzweigenden Pfaden.
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Die Marschroute ist jedoch größtenteils vorgegeben, wodurch die Fortbewegung künstlich wirkt und den Spielfluss behindert.
Die Gefechte machen zwar Spaß, egal ob man sich mit automatischen Waffen ins Getümmel stürzt oder mit Pistole und Schalldämpfer lautlos Gegner um Gegner ausschaltet. Wegen der eingeschränkten Bewegung fühlt sich das Spiel jedoch nie ganz flüssig an.
Die Entwickler wollten mit dieser Mechanik eine dichtere Filmerfahrung schaffen und es Spielern leichter machen, sich auf das eigentliche Geschehen zu konzentrieren. Stattdessen verkompliziert das Spiel die Fortbewegung eher noch, weil man bei heftigen Schusswechseln erst einmal nach einem Ausweichpunkt suchen muss.
Paradoxerweise gefielen mir gerade jene Stellen am besten, in denen das Spiel die Kontrolle vollständig übernimmt und die Kamera von meinen Eingaben losgelöst die Gänge hinunterrollt. Vielleicht hätte diese spielerisch noch eingeschränktere Variante hinsichtlich der Dramaturgie besser funktioniert. Vom Schießbudencharakter kann sich Blood & Truth mit dieser Fortbewegung ohnehin nicht befreien.
Action vom Fließband
Die Waffen lädt man nach, indem man sich an die virtuelle Brust greift, das Magazin zückt und in der Knarre in den dafür vorgesehenen Schacht schiebt. Dieses manuelle Hantieren soll die Immersion steigern. Während hektischer Schussgefechte verhedderte ich mich allerdings oft, weil ich die Waffen beim Nachladen unbeabsichtigt in das Halfter steckte. Das führte mehrfach zu meinem vorzeitigen Ableben.
In kritischen Situationen oder bei besonders hartnäckigen Gegnern kann man einen Zeitlupenmodus aktivieren und dabei besonders stilvoll ballern. Diese Momente gehören zu den visuell beeindruckendsten, besonders dann, wenn sie in automatisch ablaufenden Szenen im brachialem Actionfilmstil inszeniert werden.
Leider sind diese Momente recht selten. Dazwischen liegt viel Ballerei vom Fließband. Besonders ermüdend sind die Autoverfolgungsjagden, in denen das Spiel zu einem dumpfen, nimmer endenden und teils frustrierenden Schießbudengeballer gerinnt.
Aufgelockert werden die Scharmützel durch Handinteraktionen: Man muss Leitern hochklettern, durch Schächte kriechen, Schlösser knacken und Sicherheitskästen manipulieren. Diese Mechaniken sind allesamt gut gemacht und tragen zumindest am Anfang viel zur Atmosphäre und Immersion bei. Später stören sie eher, da sie sich häufig wiederholen und den Spielfluss unterbrechen.
Weder im Sitzen noch im Stehen optimal
Blood & Truth ist für das Spielen im Sitzen optimiert und positioniert den VR-Nutzer so, dass man mit Bewegungen des Oberkörpers um die Ecke oder aus der Deckung schießen kann. Wesentlich immersiver fühlt sich das Spiel im Stehen an. Der Nachteil ist hier, dass sich die Spielfigur häufig hinkniet. Das stört die Immersion, weil man in Wirklichkeit auf beiden Beinen steht.
Für Spieler mit empfindlichen Mägen gibt es einen Komfortmodus. Der aktiviert bei fließender Fortbewegung einen künstlichen Tunnelblick, dessen Intensität man allerdings nicht anpassen kann.
Hier könnte Sony nachbessern und mehr Einstellungen anbieten, zumal Teleportation gar nicht erst unterstützt wird. Künstliche Drehungen sind nicht möglich, allerdings geht es in Blood & Truth so oder so nur vorwärts. Zurückgehen kann man nicht.
Ich brauchte zwischen sechs bis sieben Stunden für einen Durchgang im normalen Spielmodus. Wem das Spiel zu schwer ist, kann die Kapitel im Kinomodus durchspielen. Der ist etwas leichter, dafür kann man nicht alle Trophäen ergattern.
In den knapp zwanzig Kapiteln gibt es zahlreiche Gegenstände zu finden und Zielscheiben zu zerschießen. Dafür erhält man Punkte, mit denen man Zubehör für das eigene Waffenarsenal sowie Waffenanstriche in verschiedenen Farben freischalten kann. Das soll für Wiederspielwert sorgen.
Zusätzlich gibt es einen Herausforderungsmodus, in dem man für Ranglisten auf Zielscheiben schießen muss. Sony will in den kommenden Wochen schrittweise neue Herausforderungen sowie einen höheren Schwierigkeitsgrad freischalten.
Fazit: VR-Adrenalinkick mit schwacher Story
Blood & Truth profitiert Sony zufolge von einer PS4 Pro. Ich habe Blood & Truth auf einer Standard-PS4 gespielt und fand die Grafik ansprechend bis eindrucksvoll - gemessen an dem, was möglich ist. Eine Welt mit glaubhaften Charakteren, Animationen, Partikel-, Licht- und Explosionseffekten zu schaffen, ist wesentlich anspruchsvoller als die sterilen und leeren Umgebungen eines Superhot VR oder Beat Saber.
Das ist Sony London Studio gut gelungen, trotz technisch bedingter optischer Abstriche: Ich denke zum Beispiel an die teils abgehakten Trefferanimationen von Gegnern, an die Hauptcharaktere, die nicht so detailliert gerendert werden, wie es Sony auf dem Monitor könnte und ganz allgemein an die Welt und Gegner, die in mittlerer und größerer Entfernung sehr pixelig und unscharf erscheinen.
Zu technischer Höchstform dürfte Blood & Truth wohl erst mit einer PSVR 2 auflaufen, falls denn Sony eine neue VR-Brille für Playstation 5 herausbringt.
Aber wie gut ist denn nun Blood & Truth? Sonys neuester VR-Titel ist durchaus ein spielbarer Actionfilm geworden, aber - und das ist der Punkt - kein besonders toller. Denn ein guter Actionstreifen braucht mehr als einen Helden, ein Rachemotiv und heftige Explosionen. Mit den Figuren und der Geschichte mitgefiebert habe ich nicht.
Spielerisch ist Blood & Truth ein effektvoll inszenierter Adrenalinkick für Zwischendurch, der viel Spaß macht, sofern man über das altmodische Fortbewegungssystem hinwegsehen kann. Als Film spielt er jedoch in der B-Movie-Liga und wird wahrscheinlich niemandem lange in Erinnerung bleiben.
Blood & Truth ist ab sofort für 40 Euro im Playstation Store erhältlich. Das Spiel kann zwar auch mit dem Gamepad gespielt werden, davon würde ich jedoch abraten: Richtig Spaß macht Blood & Truth nur mit den Move-Controllern. Sonys Aim Controller wird hingegen nicht unterstützt.
Blood & Truth wird euch gefallen, wenn ihr ...
- filmisch inszenierte VR-Action mögt,
- ihr gut gemachte Handinteraktionen erleben möchtet
- und euch schon immer wie ein Actionheld fühlen wolltet.
Blood & Truth wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...
- ihr euch vollkommen frei in einer Spielwelt bewegen wollt,
- ihr komplexe Spielmechaniken sucht,
- ihr nichts mit Gangsterfilmen anfangen könnt.
Kompatible Geräte | Store | Preis |
Playstation VR | Playstation Store | 40 Euro / Demo kostenlos |
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Titelbild: Sony
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