Augmented Reality 2017: Das waren die drei wichtigsten Ereignisse
Wer 2017 auf eine revolutionäre Augmented-Reality-Brille für den Alltagsgebrauch hoffte, wurde enttäuscht. Dennoch gab es Fortschritte.
Wenn 2017 eines unterstrichen hat, dann das: Die große Vision einer allgegenwärtigen, visuell erweiterten Realität mit Sci-Fi-Brille statt Smartphone ist noch viele Jahre entfernt. Erhältliche Geräte wie Microsofts Hololens richten sich bis auf weiteres an industrielle Kunden und auch hier sind viele Anwendungsszenarien noch recht experimentell.
Markttreiber wie Google, Facebook und Apple sind zwar überzeugt vom Potenzial der Augmented Reality, fokussieren sich aber pragmatisch vorerst aufs Smartphone. Wann und ob jemals eine Brille kommt, die das Smartphone ablösen könnte, ist völlig unklar. Außerdem sucht die Branche nach Anwendungsszenarien, die über visuelle Gimmicks hinausgehen.
___STEADY_PAYWALL___Unsere Top-3-Ereignisse für Augmented Reality in 2017:
Platz 1: Magic Leap One endlich enthüllt
Kurz vor Jahresfrist ließ Magic Leap die Brille doch noch aus dem Sack und zeigte erste Bilder von Magic Leap One, einer Augmented-Reality-Kombo bestehend aus Taschencomputer, einer Sensor-Brille und einem 3D-Controller. Das Gerät soll 2018 als Enthusiasten-Version auf den Markt kommen, der Preis wird voraussichtlich irgendwo zwischen 1.000 und 3.000 US-Dollar liegen.
Magic Leap lud einen Journalisten des Rolling Stone zu einem exklusiven Test ein. Der war von der Technologie durchaus angetan, bemängelte aber zwei ganz entscheidende Dinge: den Alltagsnutzen der demonstrierten Apps und das zu enge Sichtfeld der Magic-Leap-Brille. Es sei zwar weiter als bei Hololens, aber noch immer viel enger als bei VR-Brillen.
Sein Bericht machte deutlich, dass Magic Leap eher an einer Hololens 2 bastelt als an einer völlig neuen Geräteklasse, die das Zeug zum Smartphone-Killer hat. Speziell die für ein solches Unterfangen benötigte Displaytechnologie dürfte die Branche noch einige Jahre beschäftigen - sie muss erst noch erfunden werden.
Gemessen an dem enormen Hype, den Magic Leap in den letzten Jahren gezielt lancierte, war die große Brillen-Enthüllung eine Enttäuschung - selbst wenn sich die Technologie dahinter als Schritt nach vorne erweisen sollte.
Platz 2: Smartphone-AR macht einen Schritt zurück und zwei nach vorne
2017 sollte eigentlich das große Jahr von Tango werden, Googles Augmented-Reality-Sensoren, die in die Rückseite des Smartphones verbaut sind. Im vergangenen Jahr prognostizierten Googles Tango-Fachleute noch, dass Tango in Smartphones "so selbstverständlich wird wie GPS". Dazu kommt es erst mal nicht: Google stellte die Tango-Initiative im Sommer ein.
Das hatte zwei Gründe: Smartphone-Hersteller adaptierten die Tango-Sensoren nicht in ausreichendem Umfang. Und Apple macht mit ARKit Druck. Die neue Software für iOS 11 kann ungefähr das, was Tango kann, aber begnügt sich dafür mit der herkömmlichen Smartphone-Kamera. Apple hatte so aufgrund der fast nicht vorhandenen Einstiegshürde auf Anhieb circa 400 Millionen AR-kompatible Endgeräte am Markt.
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Mit Tango hätte Google wohl nur einige tausend Android-Smartphones entgegensetzen können - und wäre nicht mehr konkurrenzfähig gewesen. Um nicht abgehängt zu werden, blieb dem Internetkonzern nur ein Manöver: Tangos Zusatzsensoren mussten (vorerst) weg.
Googles neue Smartphone-AR-Initiative heißt ARCore und funktioniert so wie ARKit auf Basis einer herkömmlichen Smartphone-Kamera. Google will "in kurzer Zeit" bis zu 100 Millionen AR-kompatible Smartphones auf dem Markt haben. Aktuell funktioniert die erweiterte Realität nur mit den hauseigenen Pixel-Geräten.
Und dann ist da noch Facebook: Mitte Dezember öffnete das soziale Netz die AR-Plattform Camera Effects für alle Entwickler. Die AR-Effekte sind in die Kamera der Facebook-App integriert und beschränken sich noch auf visuelle Spielereien wie Gesichtsmasken, zum Beispiel aus dem Star-Wars- oder Game-of-Thrones-Universum.
"Wir wollen, dass Künstler, Entwickler, Marken und Kreative tolle AR-Erfahrungen schaffen können", schreibt Facebook-Manager Ficus Kirkpatrick. Die Smartphone-Kamera als Plattform sei ein erster Schritt, um Augmented Reality zu einem Bestandteil des Alltags zu machen.
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Platz 3: Technologie für fortschrittliche Augmented-Reality-Brille existiert nicht
Wiederholt und unisono dämpften die Mixed-Reality-Entscheider von Google, Apple oder Facebook Erwartungen, dass zeitnah eine fortschrittliche AR-Brille als Smartphone-Killer auf den Markt kommen könnte.
Enttäuscht wirkte Facebook-Chef Marc Zuckerberg bei seiner Ansprache auf der F8-Entwicklerkonferenz im April: Er sei davon ausgegangen, dass eine Brille die erste AR-Plattform werde und dass man diese in den kommenden Jahren mit einem alltagstauglichen Formfaktor bauen könne. Das scheint nicht zu klappen. Oculus-Forschungschef Michael Abrash zweifelte kürzlich gar an der grundlegenden Machbarkeit einer fortschrittlichen AR-Brille mit schlankem Gehäuse: Es sei womöglich physikalisch unmöglich, diese zu bauen.
Stattdessen weicht Facebook - so wie Google und Apple - notgedrungen auf die Smartphone-Kamera als erste Augmented-Reality-Plattform aus: "Wir benutzen keine primitiven Werkzeuge, weil wir primitive Werkzeuge vorziehen. Wir benutzen sie, weil bessere noch nicht kreiert wurden", kommentierte Zuckerberg diese Entscheidung.
Apple-Chef Tim Cook formulierte es im Oktober so ähnlich, versprühte aber etwas mehr Zuversicht: "Die meisten technologischen Hürden können gelöst werden, die Frage ist, wie lange es dauert", sagte Cook mit Verweis auf die Qualitäten des Smartphones.
Weitere wichtige AR-Meldungen aus 2017:
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