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Project Cambria: Sorry, aber das wird nichts für euch

Project Cambria: Sorry, aber das wird nichts für euch

Ich freue mich auf Cambria wie auf keine andere VR-Brille zuvor. Kaufen werde ich sie mir trotzdem nicht. Warum?

Ein leichtes und noch dazu recht schmales Headset, das ich stundenlang bequem tragen kann? Check.

Ein Passthrough-Modus, der mich die Umgebungen mühelos und vollständig sehen lässt? Check.

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Hochwertige Augmented Reality, wie man sie noch bei keinem anderen Headset erleben konnte? Check.

Gesichts- und Eyetracking für eine glaubhaftere soziale Interaktion und interessante neue Anwendungsszenarien? Check.

Besseres Handtracking? Check.

Ich freue mich auf Cambria wie auf keine andere VR-Brille zuvor. Mit gutem Grund: Nach der Oculus Go, der Oculus Rift S und den beiden Quest-Headsets bringt Meta endlich wieder ein Gerät heraus, das die Grenzen des Möglichen verschiebt. In Cambria stecken Technologien aus Metas Forschungslaboren, die mindestens sechs Jahre in Entwicklung waren.

In diesem Sinne ist Cambria mehr als nur ein VR-Headset. Es ist ein Blick in die Zukunft der Virtual und Augmented Reality.

Neue Technologie hat ihren Preis

Einen Preis nannte Meta bislang nicht, bestätigte jedoch Anfang Mai, dass das Gerät "signifikant teurer werde" als vermutete 800 US-Dollar. Man kann also davon ausgehen, dass Project Cambria weit über 1.000 Euro kosten wird. Womöglich 1.499 oder gar 1.999 Euro? Neue Technologie hat ihren Preis und Meta wird, auch mit Blick auf zukünftige Umsätze, die Preise gerade im Premium-Segment möglichst hoch ansetzen wollen. Günstiger geht leichter als teurer.

Dass das Gerät 800 US-Dollar kosten würde, das behaupteten unternehmensnahe Quellen. Aber sie könnten damit auch etwas anderes gemeint haben: die Herstellungskosten. Eine andere Quelle aus Zulieferkreisen meinte schon früher ebenfalls, dass die Komponenten zusammengenommen so viel kosten würden.

Stimmt die Schätzung, dann bedeutet das, dass Meta mit dem Headset Geld verdienen will. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Mit der Quest 2 wird Meta noch immer Verluste pro verkauftem Gerät einfahren. Das Ziel des Unternehmens ist es, möglichst schnell möglichst viele Menschen ins Ökosystem zu holen und an sich zu binden, jetzt, wo die Konkurrenz noch schwach ist.

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Für schnelleres Wachstum könnte Meta auch Cambria aggressiv subventionieren. Offenbar hat sich das Unternehmen dagegen entschieden.

Nicht für Gamer gedacht

Mögliche Gründe liegen nahe: Meta ist derzeit unter starkem Druck und muss das hohe Gefälle zwischen Ausgaben und Einnahmen der Reality Labs reduzieren. Einige Projekte werden wegen Sparmaßnahmen verschoben oder eingestampft. Eine teure Cambria könnte die Bilanz der Reality Labs aufbessern.

Mark Zuckerberg hat deutlich gemacht, dass das Headset für Unternehmen und Profis gedacht wird. Mit Cambria verfolgt Meta die Vision eines Arbeitsgeräts und nicht das einer mobilen Spielkonsole wie Quest 2.

Doch ein hoher Preis hat Folgen für die Zukunft des Headsets: Kaufen das Gerät nur ein Zehntel der Quest-Käuferschaft, wie der frühere Oculus CTO John Carmack schätzt, dann wird die Installationsbasis relativ klein und unbedeutend bleiben. Dies wiederum wird Entwickelnde abschrecken, Software für das Headset zu entwickeln, die dessen Besonderheiten ausreizen, sodass es wenig Gründe gibt, sich Cambria zu kaufen. Ein Teufelskreis.

Warten auf Quest 3

Metas große Vision einer "Arbeitsbrille" ergibt Sinn und verspricht große Reichtümer, aber sie hinkt der Wirklichkeit nach. Metas virtuelles Büro steckt noch in den Kinderschuhen und es dürfte noch Jahre dauern, bis Soft- und Hardware ausgereift genug sind, dass Cambria als Laptop-Ersatz infrage kommt. Virtual Reality ist nach wie vor eine experimentelle Technologie, die auf der Suche nach der Killer-Anwendung ist.

800 Euro wären für mich als Privatperson an der Schmerzgrenze gewesen, aber weit über 1.000 Euro? Das ist mir dann doch zu viel für ein Stück Technik, das in spätestens zwei Jahren schon überholt und ersetzt werden wird.

Und überhaupt: Was bringen mir neue Features, wenn sie nicht von VR-Apps ausgenutzt werden? Da warte ich lieber auf Quest 3, die laut einem Roadmap-Leak 2023 und 2024 in zwei neuen Varianten kommt. In die dürfte dann auch gereifte Cambria-Technologie fließen.

Ja, Quantensprünge brauchen manchmal länger, selbst wenn man diese Weisheit bereits berücksichtigt hat. Der Ausblick in die nächste Generation der Virtual Reality wird kostspielig. Hoffen wir, dass es nicht allzu lange dauert, bis sie Früchte trägt und den Mainstream erreicht.