Wie schlägt sich Metas Metaverse gegen Roblox, Minecraft & Co.?

Wie schlägt sich Metas Metaverse gegen Roblox, Minecraft & Co.?

Einem Bericht zufolge ist Metas Social-VR-Welt Horizon Worlds erfolgreich gestartet. Oder etwa nicht?

Das US-Techportal The Verge berichtete letzte Woche, dass Horizon 300.000 monatlich aktive Nutzer:innen hat. Vor drei Monaten waren es noch 30.000.

Meta fasst die eigenen Metaverse-Plattformen unter der Marke Horizon zusammen. Neben dem prestigeträchtigsten Projekt Horizon Worlds gibt es die Event-App Horizon Venues, die Meeting-App Horizon Workrooms und das noch in Entwicklung befindliche Horizon Home, ein virtuelles Zuhause, in das man andere Avatare einladen kann. Sie sind derzeit allesamt nur in Virtual Reality zugänglich.

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Metas Zahl hat wenig Aussagekraft

Meta bestätigte gegenüber The Verge, dass die 300.000 Nutzer:innen von Horizon Worlds und Horizon Venues umfassen, ohne die Anteile anzugeben. Das wirft Fragen auf.

Horizon Venues ist seit Sommer 2020 am Markt, während Horizon Worlds erst Anfang Dezember 2021 seine Tore öffnete und das nur für Bürger:innen der USA und Kanada. Möglich, dass Meta die Nutzerzahlen damit aufbauschen wollte, indem es beide VR-Apps berücksichtigte.

Allein das viel beworbene Foo-Fighters-Konzert in Horizon Venues könnte über Nacht 100.000 Nutzer:innen angelockt haben, schätzt der Second-Life-Experte Wagner James Au.

Wichtiger als bloße Nutzerzahlen ist, wie oft und intensiv Horizon Worlds tatsächlich genutzt wird. Wenn sich ein Drittel der Nutzer:innen einmal im Monat zu einem Konzert einfindet, dann bringen sie der Plattform nicht viel. Angaben zu täglich aktiven Nutzer:innen wären aussagekräftiger, aber wurden von Meta nicht genannt.

2D-Metaversen sind (sehr!) viel größer

Wie viel sind 300.000 monatliche Nutzer:innen verglichen mit anderen Metaverse-Plattformen? James Au schreibt bei Twitter, dass 300.000 Menschen jeden Monat das knapp zwanzigjährige Second Life ausprobieren. Nur wenige dürften zu aktiven Nutzer:innen werden.

Eine Ariana Grande Fortnite-Spielfigur

Fortnite und Co. spielen in einer ganz anderen Liga, auch weil sie leichter zugänglich sind. | Bild: Epic

Die Gesamtnutzerschaft Metaverse-ähnlicher Plattformen schätzt Au auf mindestens 500 Millionen. Die stärksten Vertreter sind Roblox (210 Millionen), Minecraft (160 Millionen) und Fortnite (60 Millionen).

Ein Vergleich mit Second Life und Co. ist allerdings unfair, schließlich handelt es sich um 2D-Plattformen, für die man, anders als für Horizon Worlds, keine VR-Brille benötigt. Ein Smartphone reicht in den meisten Fällen.

Wie also schlägt sich Horizon Worlds im Vergleich zu den VR-tauglichen Metaverse-Plattformen Rec Room und VRChat?

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So schneidet die VR-Konkurrenz ab

Rec Room kam Anfang 2021 auf mehr als eine Million monatlich aktiver VR-Nutzer:innen, ist allerdings schon seit 2016 am Markt (seit 2019 auf Meta Quest) und hatte Zeit, sich zu entwickeln. In den letzten Jahren expandierte Rec Room auf 2D-Plattformen und ist mittlerweile für den PC, Konsolen und Smartphones erhältlich. Au schätzt die plattformübergreifende Nutzerschaft auf drei bis fünf Millionen monatlich.

Das 2017 gestartete VRChat veröffentlicht keine monatlichen Nutzerzahlen. Bekannt ist aber, dass die Plattform an Neujahr 2021 einen neuen Höchstwert gleichzeitig aktiver Steam-Nutzer:innen verzeichnete, nämlich knapp 90.000. Das ist vergleichbar mit den zehn meistgespielten SteamVR-Spielen und mehr, als Second Life je schaffte.

VRChat ist wie Rec Room in einer 2D-Fassung erhältlich. Rund 30 bis 50 Prozent der Nutzer:innen nutzten die App in der Vergangenheit laut Anbieter mit einer VR-Brille, was ein stattlicher Anteil ist. Von VRChat gibt es eine PC-VR-Version und eine mobile Fassung für Meta Quest (2). Da Kosten und Nutzungsaufwand bei der autarken VR-Brille geringer sind, dürften die meisten VR-Nutzer:innen per Quest einloggen.

Horizon Worlds steht erst am Anfang

Rec Room und VRChat sind eine ganze Ecke erfolgreicher als Horizon Worlds. Das sieht man auch an der Anzahl Bewertungen im Quest Store: Rec Room kommt derzeit auf 15.000 Bewertungen, VRChat auf 11.000. Beide sind unter den zehn bestbewerteten VR-Apps. Horizon Worlds kommt auf gerade mal 700 Bewertungen.

Das liegt auch daran, dass seit dem Start von Metas Plattform noch nicht mal drei Monate vergangen sind und dass nur nordamerikanischen Nutzer:innen zugelassen sind. Da sämtliche Inhalte nutzergeneriert sind, brauchen Metaverse-Plattformen viel Anlaufzeit.

Deshalb sollte man die 300.000 auch nicht überbewerten. Horizon Worlds befindet sich noch immer in einer Betaphase und hat ersten Test-Berichten zufolge inhaltlich noch nicht viel zu bieten.

Manga-Avatare tanzen in virtuellem VRChat-Club.

Rec Room bietet tolle Gemeinschaftsspiele, VRChat Vielfalt und große Ausdrucksmöglichkeiten. Horizon Worlds muss in beiden Punkten noch viel nachholen. | Bild: VRChat

Viel wichtiger für Horizon Worlds ist, was in den nächsten Monaten und Jahren passiert. Meta kontrolliert mit Quest 2 die mit Abstand erfolgreichste VR-Plattform und hat schier unbegrenzte (Werbe-)Mittel, was langfristig ein enormer Vorteil sein wird. Doch erst, wenn Horizon Worlds die Qualität eines Rec Room und Vielfalt eines VRChat erreicht, wird Meta zur Konkurrenz aufschließen können.

Ein Launch außerhalb Nordamerikas dürfte nicht lange auf sich warten lassen, ebenso wie eine 2D-Expansion aufs Smartphone, die Mark Zuckerberg für dieses Jahr ankündigte. In Sachen Nutzerschaft gibt es riesiges Wachstumspotenzial, sofern Meta aus Fehlern bei der Moderation und bei schlecht organisierten VR-Events lernt.

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