Projekt Vaunt: Intel-Manager erklärt Datenbrillen-Ausstieg
Einst surfte Intel bei VR- und AR-Brillen auf der Hype-Welle, nur um sich dann abrupt aus dem Geschäft zurückzuziehen. Was war geschehen? Ein Intel-Manager gibt eine zusätzliche Perspektive.
Konkret unternahm Intel zwei Vorstöße bei Gesichtscomputern. Die VR-AR-Brille Alloy war 2017 konzeptionell ihrer Zeit weit voraus: autark und mit Video-AR-Durchsicht.
Entsprechende Geräte werden Meta, Apple und weitere Unternehmen voraussichtlich im kommenden Jahr als nächste Generation XR anpreisen, freilich auf einem technisch viel höheren und reiferen Niveau. Intel gab Alloy laut VR-Manager Kim Pallister auf, da das Gerät in Sachen Formfaktor, Herstellungskosten und Leistung nicht die eigenen Ansprüche erfüllte.
___STEADY_PAYWALL___Der große Vaunt-Irrlauf
Wer Intel bei Alloy schon als irrlichternd empfand, der dürfte bei der kurz darauffolgenden Geschichte rund um die Datenbrille Vaunt nur noch mit den Augen gerollt haben: Im Februar 2018 enthüllte Intel die schlanke Display-Datenbrille fürs Smartphone, nur um deren Entwicklung dann Mitte April 2018 wieder einzustellen - bloß zwei Monate später.
Medienberichten zufolge fand Intel keine Partner und Investoren für das Vaunt-Projekt. Intel selbst sprach von einer fehlenden Marktdynamik und dass sich weitere Investitionen nicht lohnten. Angeblich suchte Intel schon vor der Vorstellung der Vaunt-Hardware einen Käufer für die komplette Datenbrillenabteilung.
Der Riesenschlamassel rund um Vaunt endete nicht bei Intel: Ende 2018 gab das Datenbrillen-Start-up North den Aufkauf von Intels Brillen-Patenten bekannt. North wiederum ließ sich von Google aufkaufen, das die Entwicklung von Norths Focals-Brille allerdings direkt einstellte. Alles klar? Immerhin scheint Google an einer neuen AR-Hardware zu arbeiten.
Intels Angst vor Daten-Leaks
In einem Interview mit der New York Times spricht der damalige Vaunt-Projektleiter Jerry Bautista über Intels weitere Gründe, Abstand vom Datenbrillen-Geschäft zu nehmen. Laut Bautista habe das Geschäftsmodell vorgesehen, die Hardware praktisch zu verschenken und Geld mit Software und Daten zu verdienen.
Dies sei auch der Grund, weshalb Unternehmen wie Apple, Google, Microsoft oder Meta an vergleichbaren Technologien forschten. Einige würden damit Software und Services verkaufen wollen, andere Werbung.
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Für Intel sei es letztlich zu schwierig gewesen, die vielen offenen Fragen zur Technologie zu beantworten, so Bautista, der insbesondere das Datenschutzthema hervorhebt. Datenbrillen benötigen über kurz oder lang integrierte Kameras, um zusätzlichen Nutzen zu stiften. Sensoren etwa für die Erfassung von Kopf- oder Augenbewegungen liefern zahlreiche Körperdaten, auf die Unternehmen bislang keinen Zugriff haben.
Laut Bautista sah Intel darin mehr Risiko als Nutzen: Wenn bei der Datenverarbeitung etwas schiefginge, etwa durch einen Leak, könnten drei Prozent des Jahresumsatzes gefährdet sein, rechnete das Unternehmen intern hoch.
"Die Hardware ist nicht der schwierige Teil. Die Geschäftsmodelle sind nicht der schwierige Teil. Wege zu finden, wie diese Geräte genutzt werden können, ist nicht das Schwierige. Der schwierige Teil ist: Was passiert, wenn die Daten nach außen dringen?", sagt Bautista.
Ob der Metaverse-Hype Intel zu einem Rückzug vom Rückzug wird bewegen können?
Zuletzt schloss Intel ein spezielles Filmstudio für volumetrische XR-Filme in Los Angeles, das bei der Eröffnung noch als Auftakt in ein neues Filmzeitalter angepriesen wurde. Im Sommer 2021 stoppe Intel die Entwicklung der Computer-Vision-Produkte rund um Real Sense, Technologie, die auch für VR und AR grundlegend ist.
Auf der anderen Seite ist Intel gemeinsam mit vielen anderen Tech-Unternehmen Gründungsmitglied einer Initiative für volumetrische Filme und forscht offenbar noch an XR-Innovationen wie besseren Linsen.
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