Oculus Quest (2): VR-Film Paper Birds führt euch in die Schattenwelt

Seit dem 10. Dezember gibt es den neuen VR-Film „Paper Birds“ mit Handtracking-Unterstützung im Oculus Store. Erstklassige Grafik, wunderschöne Musik und ein Hauch Magie entführen Euch in die Welt von Toto und seiner Familie. Dort lauern dunkle Geheimnisse - und einige Fragen.
Autorin: Pola Weiß, bloggt bei VRGeschichten.de
Eine Geschichte von verborgenen Welten und blauen Papiervögeln
Wer Freude an den VR-Filmen „Allumette“ oder „The Line“ hatte, wird Paper Birds lieben. In dem neuen VR-Animationswerk trefft Ihr auf Toto, einen kleinen Jungen mit großem musikalischen Talent, der am liebsten auf seinem Bandoneon spielt.
Ein musikalisches Märchen im Stil von „Gloomy Eyes“
Paper Birds ist voller liebevoller Details
Neben der Musik finden sich in der Welt von Paper Birds überall Klänge, die es zu entdecken gilt: ob Totos Großmutter, die gerne mal eine Zigarette am Fenster pafft und missmutig vor sich hin brummelt. Oder das Kreischen der Seemöwen in dem kleinen Ort, der allein durch die Tonkulisse wie eine Mischung aus französischer Hafenstadt und italienischem Bergdorf wirkt.
Wer möchte, kann zu Beginn auch die Erzählerstimme ausschalten und sich ganz auf die vielfältigen Klänge konzentrieren. Das wäre aber schade, denn Kinderstar Archie Yates („Jojo Rabbit“) bezaubert in seiner Rolle als Toto und führt mit seiner Stimme herzallerliebst durch die Geschichte.
Vor allem für die Animationen lohnt es sich, den VR-Film mehrmals anzusehen. Die erste gemeinsame Regiearbeit von 3DAR-Gründer German Heller, der auch das Drehbuch zu Paper Birds schrieb, und Art Director Federico Carlini bietet jede Menge Details zum Schmunzeln.
Da ist beispielsweise der Eismann, der mitfühlend die Augenbrauen hochzieht, als Totos kleine Schwester wieder mal einen ihrer Wutanfälle hat. Lustig auch der schnarchende Obdachlose am Haltepunkt der Seilbahn, die Toto nimmt, um seinen Großvater in dessen Haus auf einem Berg zu besuchen.
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Die Charaktere in Paper Birds sind liebevoll und detailreich gestaltet. | Bild: 3DAR
Interaktionen mit Handtracking auf der Oculus Quest
So schön anzusehen und anzuhören die Welt aus Paper Birds ist – erzählerisch ist durchaus noch Luft nach oben. Das betrifft zum einen die interaktiven Szenen. Denn anders als in „Gloomy Eyes“ bietet Paper Birds kleine Inseln der aktiven Teilhabe, Augenblicke zum Mitspielen, ermöglicht mittels Handtracking von Oculus:
In der Welt des Unsichtbaren, in die Toto Zugang hat, können wir so mit unseren Händen Funken sprühen lassen oder ein Portal öffnen, das beide Dimensionen gleichzeitig sichtbar macht. Insgesamt gibt es drei dieser Mitmach-Momente in Paper Birds. Die Geschichte beeinflussen sie allerdings nicht.
„Active Witnessing“, nennt German Heller dieses Stilmittel: Wir werden zu aktiven Zeugen, vielleicht gar zu übersinnlichen Wesen, die Totos Abenteuer verfolgen, unterstützen, aber nie eingreifen können. Der Sinn der Handlungen wird für mich jedoch nicht ganz deutlich. So bleibt in der Praxis leider unbefriedigend, was eigentlich eine schöne Idee ist. Die interaktiven Szenen sind eher eine Demonstration von Oculus‘ Handtracking-Technologie als echte Bereicherung für die Erzählung.
Paper Birds: Das Ende kommt erst noch
Paper Birds feierte im September bei Venice VR Expanded seine Weltpremiere. Als ich den VR-Film dort zum ersten Mal sah, blieb ich mit vielen Fragen zurück. Denn was in der damaligen Festivalversion noch fehlte (und nun eilends eingefügt wurde), ist ein entscheidender Hinweis am Ende: Fortsetzung folgt.
Tatsächlich ist die jetzt erscheinende Version nur die erste von zwei Episoden. Auf die Frage nach den Gründen erklärt German Heller, dass sie erst einmal ausprobieren wollten, was funktioniere und dass sie Sorge hatten, eine Länge von mehr als 30 Minuten könnte vielleicht zu viel sein.
Leider bleiben im ersten Teil zu viele Handlungsstränge offen: Als Toto bemerkt, dass der große Schatten – man darf gespannt sein, wer oder was sich dahinter verbirgt – seine Schwester entführt hat, macht er sich nicht etwa sofort auf, sie zu retten. Stattdessen stolpert er schnurstracks in ein zweites, ganz anderes Abenteuer. Darin entdeckt er, dass sein geliebter Großvater, sein großes Idol, ein dunkles Geheimnis hat, das die Welt ganz schön aus den Fugen werfen wird.
Wie hängen die beiden Ereignisse zusammen? Wird Toto seine Schwester retten können, die Balance der Welten wiederherstellen und gleichzeitig das Vertrauen in seinen Großvater zurückgewinnen? Vielleicht klärt sich alles, sobald Teil 2 erscheint, im Juli 2021 soll es soweit sein. Dann kommen sicher ein paar Papiervögelchen herbeigeflogen und überbringen die frohe Nachricht. Bis dahin müssen wir uns noch gedulden und uns an den wunderschönen Details erfreuen.
Wie kann man „Paper Birds“ ansehen?
Der VR-Film erscheint exklusiv für die Oculus Quest und ist ab dem 10. Dezember im Oculus Store für 4,99 Euro herunterladbar. Die Länge des ersten Teils liegt bei rund 19 Minuten. Die Sprache ist Englisch, weitere Sprachen sind für Ende 2021 (nach Erscheinen des zweiten Teils) geplant. Der Film soll dann auf Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Mandarin und Koreanisch adaptiert werden.
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