Meta plant "große Ankündigung" und will Metaverse-Klarheit schaffen

Meta plant

Meta muss die Metaverse-Geschichte endlich so erzählen, dass Investor:innen sie glauben. Kommende Woche soll die Firma dafür intern den Grundstein legen.

Der 3. Februar 2022 war für Meta-Chef Mark Zuckerberg wahrlich ein schwarzer Donnerstag: rund 25 Prozent brach der Börsenkurs nach der Bekanntgabe der Ergebnisse für das vierte Quartal 2021 ein.

Wer auf eine Übertreibung und schnelle Erholung setzte, wurde in den Folgetagen enttäuscht. Im Gegenteil: Der Aktienkurs gibt derzeit - in einem insgesamt schwierigen Marktumfeld - kontinuierlich weiter nach.

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Zu viele Risiken: Meta verliert an Wert

Der Wertverlust Metas hat mit mehreren Dingen zu tun. Einerseits droht das Social-Media-Kerngeschäft zu stagnieren, etwa das Nutzerwachstum bei Facebook. Meta prognostiziert für das erste Quartal 2022 nur mehr ein Umsatzwachstum von drei bis elf Prozent - nie wuchs Facebook langsamer.

Jetzt könnte man berechtigterweise anmerken, dass Metas Social-Universum noch immer wächst und Milliarden Nutzer:innen darin aktiv sind. Das ist richtig.

Aber: Der Netzwerkeffekt arbeitet in beide Richtungen. Facebook könnte ebenso schnell in sich zusammenbrechen, wie es gewachsen ist. Hinzu kommt, dass die besonders aufgeschlossenen, aktiven und kreativen Nutzer:innen, die für Plattformen wie Facebook besonders hohen Wert haben, meist zuerst kommen - aber auch zuerst gehen.

Weitere Bedrohungen sind die Konkurrenz durch TikTok, das insbesondere in die Instagram-Nutzungszeiten schneidet, sowie Apples Tracking-Daumenschrauben, die Meta Milliarden kosten und umfangreiche Umbauarbeiten im Werbesystem erfordern.

Außerdem wird Meta wie kein anderes Big-Tech-Unternehmen von der Öffentlichkeit und von Behörden beobachtet, hinterfragt und kritisiert. Das US-Kartellamt FTC etwa will Instagram und WhatsApp aus Metas Social-Portfolio rausklagen und hat schon die Zukunftsstrategie Virtual Reality im Visier.

Metas Metaverse-Strategie - viel mehr Frage- als Ausrufezeichen

Da hilft es wenig, dass Meta-Chef Mark Zuckerberg letzten Sommer eine Metaverse-Strategie ausrief, die mehr Frage- als Ausrufezeichen hinterlässt. Etwa die Behauptung, dass das Metaverse auf vielen Plattformen laufen und von zahlreichen Unternehmen geschaffen wird.

Was hätte Zuckerberg von einem Horizon Worlds auf einem iPhone? Die strategisch schwierige Situation seines Konzerns in Abhängigkeit der Big-Tech-Konkurrenz würde sich dadurch nicht verbessern.

Nein, Zuckerbergs Ziel ist seit der Übernahme von Oculus 2014, sich mit VR- und AR-Brillen an die Spitze eines neuen Computerparadigmas zu setzen, die Ende-zu-Ende-Kontrolle von Hard- und Software zu erlangen und damit endlich aus Googles und Apples Smartphone-Ökosystemen zu entkommen.

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Auch das Metaverse ist Begriffs-historisch eindeutig als immersive 3D-Welt definiert, in der sich Menschen als Avatare treffen, und die erst durch VR und AR ihr volles Potenzial entfaltet. Entsprechend ist auch Metas aktuelle Metaverse-Umgebung Horizon Worlds gestaltet, die kontinuierlich erweitert werden soll. Metas Metaverse-Präsentation im Oktober 2021 drehte sich fast ausschließlich um diese Aspekte und um digitale 3D-Welten.

Ein Avatar spielt Klavier während die Zuschauer applaudieren.

In Metas Horizon World sollen sich Menschen mit VR-Brille und als Avatare begegnen. Second-Life-Vergleiche drängen sich unweigerlich auf. Bislang konnte Meta nicht vermitteln, inwiefern sich die eigene Metaverse-Vision von früheren Digitalweltversuchen unterscheidet - oder warum die Zeit jetzt reif ist. | Bild: Meta

Aber es ist 2022 eben schwer zu vermitteln, dass 3rd-Life jetzt den Mainstream-Druchbruch schafft, nur weil man diesmal eine Tech-Brille dabei aufsetzen kann. Gut möglich, dass das in fünf, zehn oder 15 Jahren ganz anders aussieht. Aber diese Geschichte konnte Zuckerberg bislang nicht glaubhaft vermitteln. Wie auch?

Das einflussreiche US-Wirtschaftsmagazin Bloomberg etwa titelt aktuell: "Unternehmen geben Milliarden für ein Metaverse aus, das keinen Sinn ergibt". Der bekannte US-Spielejournalist Jason Schreier fällt in diesem Artikel ein vernichtendes Urteil über Zuckerbergs Metaverse-Vision.

"Facebook hat die Aufmerksamkeit von etwa einem Viertel der Weltbevölkerung auf sich gezogen, indem es eine intelligente Lösung für ein schwieriges Problem anbot - in Verbindung zu bleiben. Aber jetzt versucht es, eine Lösung für ein Problem zu schaffen, das es gar nicht gibt. Wenn Tech-Führungskräfte wie Zuckerberg das Metaversum predigen, versprechen sie Visionen, die entweder bereits existieren, schlecht definiert sind oder die niemand wirklich will."

Dass sich Meta schon jetzt mit Berichten über digital-körperliche Belästigung im Metaverse befassen muss, ist einer rosigen Zukunftsgeschichte nicht zuträglich.

Meta plant "große Ankündigung" zum Metaverse

All diese negativen Entwicklungen spiegeln sich in Metas Unternehmenswert wider, der derzeit ohne Gegenwehr kollabiert. Es wirkt so, als hätten Investoren nur darauf gewartet, dass Metas Wachstumsgeschichte endlich auserzählt ist, damit sie ihre Gewinne der starken letzten Jahre an anderer Stelle klüger anlegen können.

Meta braucht ob dieser jüngsten Entwicklung dringend strategische Klarheit - und die schafft man klugerweise zunächst in den eigenen Reihen: Die Webseite The Information berichtet, dass Meta für kommenden Dienstag die gesamte Belegschaft zu einem internen Meeting einlädt. Thema: Die Metaverse-Strategie und wie diese konkret umgesetzt werden soll.

Rendering von Metas Mixed-Reality-Brille Project Cambria

Metas Metaverse-Strategie hängt stark vom Erfolg von Tech-Brillen wie Cambria ab - auch wenn Meta-Chef Mark Zuckerberg das bislang nicht in dieser Eindeutigkeit ausspricht. | Bild: Meta

Nach einem internen Post von Justin Osofsky, Chief Operating Officer von Instagram, soll bei dem Treffen über Produkte und Kultur gesprochen werden. Eine der zwei internen Quellen von The Information berichtet außerdem, dass auf dem Meeting eine "große Ankündigung" stattfinden soll.

Auch wenn derzeit vieles gegen Meta spielt: Der Konzern verdient trotz eines langsameren Wachstums noch immer Milliarden und hat alle Mittel für eine epische Trendwende. Vielleicht hat ja die nächste Tech-Brille Cambria schon das Potenzial, Zuckerbergs neue Unternehmensvision - das Apple des Mixed-Reality-Zeitalters zu werden - mit Nachdruck zu unterstreichen.

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