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Handtracking ohne Haptik ist eine Sackgasse

Handtracking ohne Haptik ist eine Sackgasse

Handtracking hat noch einen weiten Weg vor sich. Zum Erfolg fehlt der Technologie etwas Grundlegendes: haptisches Feedback.

Im August veröffentlichte Meta die Handtracking-Demo First Hand, die den aktuellen Stand der Technik mit Meta Quest 2 repräsentiert. Die Technologie ist eindrucksvoll, aber hat trotz jüngster Verbesserungen wie Handtracking 2.0 noch immer Gimmick-Charakter.

Wenn ich meine Meta Quest 2 aufsetze, greife ich instinktiv zu den Touch-Controllern. Das geht schneller und fühlt sich irgendwie direkter und befriedigender an, selbst wenn ich nicht spiele und nur durch Menüs navigiere.

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Das liegt nicht nur an der Trägheit des Trackings, den Aussetzern und fehlenden Präzision, kurz: der nervösen Frickeligkeit des aktuellen Handtrackings.

Ich empfinde es als unangenehm, wenn ich eine Auswahl bestätige und nichts spüre oder schlimmer: virtuell ein digitales Objekt in die Hand nehme und dabei physisch in die Luft greife. Das bricht nicht nur die Immersion. Es versetzt mein Gehirn in einen Alarmzustand. Hallo, hier stimmt etwas nicht.

Handtracking braucht keine haptischen Handschuhe

Dass es nicht nur mir so geht, bestätigt eine vor kurzem stattgefundene Twitter-Diskussion, in dem es um die Unzulänglichkeiten der aktuellen Handtracking-Technologie geht.

Nach meinem Demo-Erlebnis bin ich überzeugter denn je, dass Handtracking etwas Grundlegendes fehlt und das ist irgendeine Form von Haptik.

Ich wünsche mir deswegen keine haptischen Handschuhe herbei. Die sind weit entfernt von der Marktreife, wie Metas eigene Forschung zeigt, und obendrein viel zu umständlich, um sich im Alltag durchzusetzen.

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Womöglich reicht viel weniger. Etwa eine leichte Vibration am Handgelenk, wenn ich ein virtuelles Menü berühre, um die Illusion zu schaffen, dass ich etwas Physisches bewirke. Virtual Reality beweist doch wieder und wieder, dass das Gehirn disparate Sinnesreize zu einem kohärenten Ganzen zusammenfügen kann und dass wir dafür nicht unbedingt eine Menge Technik-Krempel brauchen.

Meta Smartwatch könnte subtile Haptik liefern

Ich denke in diesem Kontext an Metas EMG-Armband, das Mikrogesten in Computerbefehle übersetzen und dazu passendes subtiles haptisches Feedback liefern soll. Die Haptik-Seite des Armbands geht zurück auf ein Forschungsprojekt namens Tasbi, das im Sommer 2019 erstmals vorgestellt wurde.

Internen Studien zufolge kann das Wearable überzeugende haptische Effekte bis in die Fingerspitzen simulieren. Selbst komplexere Interaktionen wie das Drehen eines Knopfes, Oberflächenbeschaffenheit und Trägheit von Objekten soll das Armband haptisch unterstützen können – bei minimalem technischen Aufwand. Schafft es Meta, die Technologie zu miniaturisieren, könnte sie womöglich in einer Smartwatch Platz finden.

Das Armband soll Berichten zufolge in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Dass Meta vor kurzem Lofelt kaufte, zeigt, wie ernst es mit dem Unternehmen mit diesem Vorhaben ist. Das deutsche Start-up spezialisierte sich auf Haptik und stellte ein Armband her, dass Audiosignale in haptische Effekte verwandelt.

Apple setzt wohl auf Handtracking

Apples kommendes Premium-Headset wird laut Berichten ohne Controller erscheinen und stattdessen nur auf Handtracking setzen. Sollte dem wirklich so sein, kann ich mir nicht vorstellen, dass Apple auf haptisches Feedback gänzlich verzichtet. Gerüchten zufolge könnte dem Headset zu diesem Zweck ein Ring-Zubehör beiliegen.

Mit oder ohne Haptik: Handtracking ist längst nicht reif für die große Bühne. Zumindest in der Form, in der ich sie von Meta Quest 2 kennt.

Doch es gibt Hoffnung: Bessere Sensoren werden die Präzision steigern und die Latenz senken und Entwickelnde mit Software-Tricks dafür sorgen, dass sich Handtracking natürlicher und müheloser anfühlt.

Aber selbst dann könnte es sein, dass ich Handtracking nur bei einfachen Anwendungen und der Menünavigation den Vorzug gebe und dass die Controller auf dem Tisch liegen bleiben. Gerade bei Spielen. Apple und Meta: Überzeugt mich vom Gegenteil.