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AR-Brillenhersteller Nreal erhält weiteres Millionen-Invest

AR-Brillenhersteller Nreal erhält weiteres Millionen-Invest

Update vom 26. August 2022:

Nreal gibt eine weitere Förderung über 15 Millionen US-Dollar bekannt. Das Geld kommt vom Handelsunternehmen IICombined, das unter anderem die Brillenmarke Gentle Monster im Portfolio hat. Seit der Gründung sammelte Nreal 260 Millionen US-Dollar ein.

"Diese Investition ist spannend für die Kombination und Erforschung der Grenzen von Mode und Technologie", sagte Hankook Kim, Mitbegründer von Gentle Monster und CEO von IICOMBINED. "Wir werden die Stärken beider Seiten nutzen und gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um mehr Möglichkeiten zu schaffen."

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Nreal hat derzeit mit der AR-Brille Nreal Light und der Display-Brille Nreal Air zwei Tech-Brillen im Angebot. Die Firma möchte weitere Geräte entwickeln und in mehr Märkte expandieren. Derzeit sind Nreal-Brillen in den USA, UK, Japan, Südkorea, Spanien, Deutschland und China verfügbar, zum Teil läuft der Vertrieb in Zusammenarbeit mit Mobilfunkanbietern wie Telekom und Vodafone. Mit dem zusätzlichen Kapital soll die Präsenz in den USA, dem derzeit stärksten Markt, ausgebaut werden.

Bei einem Event in China stellte Nreal vor wenigen Tagen die eigene Zukunftsvision vor.

Ursprünglicher Artikel vom 30. März 2022:

Wie einst bei Magic Leap: Alibaba steckt Millionen in Nreal

Ein Millionen-Invest des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba soll die Entwicklung beim AR-Brillenhersteller Nreal voranbringen. Im XR-Investitionsvergleich ist die Summe eher gering - weil sich Alibaba schon mal bei Magic Leap verzockt hat?

Die Alibaba Gruppe ist nach eigenen Angaben die größte IT-Firmengruppe Chinas. Das bekannteste Produkt im Portfolio ist Alibaba.com, eine Internet-Plattform für B2B E-Commerce.

Beim großen Metaverse-Wettrüsten steigt Alibaba jetzt bei Nreal ein: 60 Millionen US-Dollar steuert Alibaba in der dritten Finanzierungsrunde bei. Insgesamt liegt das Investorenkapital von Nreal bei 245 Millionen US-Dollar. Der geschätzte Unternehmenswert von Nreal dürfte bei einer Summe zwischen 700 Millionen US-Dollar und einer Milliarde US-Dollar liegen.

Nreal will wachsen

Für Nreal spricht starkes Marketing, internationale Vertriebspartnerschaften mit Telekommunikationskonzernen wie der Deutschen Telekom und eine schnelle Produktentwicklung.

Ebenso wie andere AR-Brillenhersteller kann Nreal jedoch nicht die Regeln der Physik ändern, was bei der AR-Brille Nreal Light (Test) zu den typischen Problemen bei Bildqualität, Bildgröße und Formfaktor führt. Auch die Betriebssoftware hat noch Luft nach oben.

Vielleicht deswegen kündigte Nreal zuletzt eine reine Display-Brille ohne fortschrittliche AR-Funktionen an. Beide Brillen richten sich an die Allgemeinheit, der Nutzungsschwerpunkt sind digitale Displays, die etwa einen herkömmlichen Monitor oder TV ersetzen sollen.

Nreal will mit dem frischen Kapital "Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen, in weitere Märkte expandieren und Partnerschaften stärken, um noch mehr Inhalte für unsere Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen", schreibt das Unternehmen.

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Alibaba war schon bei Magic Leap dabei

Zum Vergleich: Magic Leap hatte in seiner Hochzeit Zugriff auf circa 2,6 Milliarden US-Dollar Fremdkapital. Das Unternehmen wurde damals auf einen Wert von sechs bis acht Milliarden US-Dollar geschätzt, hatte also deutlich mehr Geld zur Verfügung als Nreal - das aber dennoch lange nicht reichte, um sich mit Giganten wie Meta oder Apple zu messen.

Nachdem sich der Plan von Magic Leap, AR-Brillen für alle zu entwickeln, als zunächst technisch unmöglich erwies, fiel der Schätzwert des Start-ups auf circa 500 Millionen US-Dollar. Magic Leap stellte sich personell neu auf, entließ hunderte Angestellte und vermarktet die kommende AR-Brille Magic Leap 2 nur mehr an Unternehmen.

An dieser Stelle wird es interessant: Alibaba gehörte neben Google zu den ersten und größten Investoren von Magic Leap, griff damals aber deutlich großzügiger in die Tasche als heute bei Nreal. Circa 200 Millionen US-Dollar soll Alibaba schon zu Magic Leaps Anfangstagen, Jahre vor dem ersten Produkt, beigesteuert haben.

Die beiden Unternehmen zeigten 2016 sogar aufwendig geränderte Videos, wie sie sich die AR-Shopping-Zukunft vorstellen.

Der ehemalige Magic-Leap-CEO Rony Abovitz bezeichnete Alibaba damals als "die erste Wahl, um in den chinesischen Markt zu starten". Bei Magic Leap arbeiteten bis zu circa 1800 Angestellte, bei Nreal sind es derzeit 400.

Es gibt noch eine weitere Parallele zwischen Nreal und Magic Leap: Nreal-Gründer Chi Xu arbeitete von Juli 2015 bis August 2016 bei Magic Leap als Software-Entwickler. Danach zog er los und startete sein eigenes Unternehmen. Magic Leap verklagte Xu wegen angeblichem Techklau, doch die Klage wurde Mitte 2020 von einem US-Gericht abgewiesen.

Metaverse-Wettrennen in und außerhalb Chinas - Alibabas Invest ist nur ein Investiönchen

Im Vergleich zum nationalen und internationalen Wettbewerb ist Alibabas Investition in Nreal ein Kleckerbetrag, was womöglich mit der Erfahrung aus den Magic-Leap-Verlusten zusammenhängt.

Zum nationalen Vergleich: Das chinesische Internet-Unternehmen Tencent soll angeblich an einer Übernahme von Black Shark arbeiten, einem Hersteller von Gaming-Smartphones und Smartphone-Zubehör, und diesen für XR-Hard- und Software umbauen. Geschätzte Übernahmesumme: 400 Millionen US-Dollar.

TikTok-Betreiber Bytedance übernahm im letzten Sommer mit Pico einen der weltweit größten VR-Brillenhersteller für circa 600 Millionen US-Dollar. Im Anschluss an diese Investition besetzte Bytedance das Pico-Management mit Tiktok-Veteranen für die Content-Steuerung und ging eine Partnerschaft mit Qualcomm ein, dem wichtigsten Chip-Hersteller für autarke XR-Brillen.

Im Vergleich zur westlichen Tech-Konkurrenz verblassen die chinesischen Investitionen allesamt: Der US-Konzern Meta steckt seit Jahren viele Milliarden US-Dollar in die XR-Entwicklung. Bei Apple, Google und Microsoft sind die genauen Zahlen nicht überliefert, aber mehrere hundert Fachkräfte in den entsprechenden Abteilungen und regelmäßige Übernahmen von Start-ups dürften sie deutlich über die Milliarden-Grenze bringen.

Quellen: Nreal, Techcrunch