Playstation VR 2 ausprobiert: 8 Gründe dafür, 3 dagegen & ein Fragezeichen

Playstation VR 2 ausprobiert: 8 Gründe dafür, 3 dagegen & ein Fragezeichen

Soll ich meine PSVR-2-Vorbestellung stornieren oder doch lieber zuschlagen? Vielleicht hilft euch das hier weiter.

Dienstag, 14 Uhr, Neu-Isenburg, Sony-Zentrale. Ich schüttle die Hand von PR-Chef Jochen Färber und freue mich darauf, die Playstation VR 2 erstmals selbst auszuprobieren. Er schaut mich an, zieht die Augenbrauen hoch und sagt: „Aber dein Termin ist doch erst morgen?“

Über den Schuldigen an diesem Desaster (Spoiler: Ich war's!) breiten wir schnell den Mantel des Schweigens. Aber Färber und sein Team sind nachsichtig: Tagesplan umgeschmissen, Meeting mit der Chefin abgesagt, Demo in Windeseile vorbereitet.

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Ich bin so dankbar wie gerettet. Gleich probiere ich den Nachfolger der PSVR aus. Meine Erwartung ist allerdings gedämpft. Ja, die Daten sehen gut aus, ja, alles ist besser als bei der PSVR, ja, die bisherigen Berichte aller Leute, die vor mir dran waren, lesen sich auch gut. Aber irgendwie wollte sich bei mir noch keine richtige Vorfreude einstellen.

Erst mal selbst schauen.

Disclaimer: Alles, was hier steht, ist ein erster Eindruck, der auf rund 30 Minuten Spielzeit mit einem einzigen VR-Spiel (Demo von Horizon Call of the Mountain) beruht und in einem ausführlichen Test verifiziert werden muss.

Playstation VR 2 Datenblatt

Kein Spezifikations-Vorspiel, nur der Link zum PSVR-2-Infoartikel und das Datenblatt. Ihr wollt doch wissen, wie es auf dem Kopf ist, nicht wie sich bereits bekannte Zahlen lesen, oder?

8 Gründe FÜR die Playstation VR 2

Die Berichte, die ich bisher über PSVR 2 gelesen oder gehört habe, sind zwar positiv. Aber nach meiner Anspielsession vermisse ich etwas: Begeisterung. Sind wir zu abgestumpft oder zu kritisch, um eine tolle neue Plattform zu erkennen, wenn wir sie auf dem Kopf haben?

Ja, ich bin ganz geflasht von meinem Anspieltermin. Playstation VR 2 wird meinem Anspieleindruck nach (nicht vergessen: Tests müssen das noch bestätigen!) die Plattform für VR-Spiele der nächsten Monate und Jahre.

Sie könnte PC-VR für mich sogar komplett ablösen. In Zukunft spiele ich hochwertige, grafisch beeindruckende VR-Spiele schnell und einfach im Wohnzimmer. Ich sehe keine qualitativ gleichwertige und gleichermaßen zugängliche VR-Plattform am Horizont. PC-VR ist viel zu fummelig, Standalone-VR kann grafisch nicht annähernd mithalten.

Ihr wollt Gründe? Hier sind sie.

1. Zugänglichkeit par excellence

PSVR 2 aufsetzen, Spiel auswählen und los geht’s. Schneller und einfacher kann ich nicht in VR-Spiele eintauchen, die dank der Power der Playstation 5 auch noch toll aussehen.

Selbst das erste Set-up ist einfach: Raum scannen, Spielfläche nachbearbeiten, Augen für die Blickerfassung kalibrieren - fertig. So muss es sein.

2. Komfortabel wie ein Plüschhelm

Okay, das ist etwas übertrieben. Die Stirnauflage der Halo-Kopfhalterung verpasst mir doch ein „VR-Gesicht“ mit den typischen Druckstellen. Aber es gibt kein unangenehmes Druckgefühl bei der Benutzung.

Playstation VR 2 mit Controllern und Logo

Die Playstation VR 2 behält die bequeme Halo-Kopfhalterung der PSVR bei. | Bild: Sony

Die komfortable Halo-Kopfhalterung stammt von der PSVR: Der Visor wird ans Gesicht geschoben, nicht gepresst. So kann ich (wahrscheinlich) stundenlang in VR spielen. Meine Brille passt locker darunter. Oder ich hole mir einfach Sehstärke-Einsätze.

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Mit Sehstärke-Einsätzen könnt ihr VR-Headsets bequem ohne Brille verwenden. Über den folgenden Link erhaltet ihr zudem 5 % Rabatt.

3. Sind das noch Fresnellinsen, oder was?

Die Linsen sind ein Pluspunkt. Denn ich merke beim Anspieltermin gar nicht, dass es Fresnellinsen sind. Erst heute, beim Tippen des Artikels, fällt mir auf: Moment – hatten die Linsen eigentlich Rillen?

Ja, vergleichsweise feine Rillen haben die Linsen der PSVR 2. Trotzdem bemerke ich keine God-Rays oder Glare-Effekte. Auch der allgemeine Bildeindruck ist scharf und klar.

Das liegt auch daran, dass ich kaum Zeit habe, kontrastreiche Situationen für einen Vergleich zu suchen. Horizon Call of the Mountain ist so farbenfroh und sieht mit der PSVR 2 so gut aus – warum reden wir eigentlich über Linsen, wenn sie gar nicht auffallen?

4. Endlich echte VR-Controller für Playstation

Die Leuchtdildos der PSVR vermisse ich keine Millisekunde. Die neuen Sense-Controller liegen perfekt in der Hand und an die Anordnung der klassischen Playstation-Buttons gewöhne ich mich schnell. Einziger Nachteil: Die Trackingringe sorgen für Kollisionen mit dem Headset, wenn ich in Horizon den Bogen spanne.

Rechnet also damit, dass ihr euch manchmal selbst an den Gesichtscomputer boxt.

5. Das Tracking ist jetzt modern und meistens sehr gut

Mit dem Inside-Out-Tracking gehört das unsägliche Leuchttracking endlich der Vergangenheit an. Das neue Tracking funktioniert meistens einwandfrei, ähnlich, wie ich es von autarken VR-Brillen wie Quest 2 oder Vive Focus 3 gewohnt bin.

Allerdings habe ich auch Momente, in denen die Sense-Controller das Tracking kurz verlieren, etwa wenn ich einen Controller sehr dicht vor oder neben die VR-Brille bewege. Das war aber nicht die Regel – beim Greifen nach einem Pfeil über der Schulter in Horizon funktioniert alles bestens.

Im Vergleich zu den Move-Controllern ist das Jammern auf hohem Niveau. Längere Tests müssen zeigen, ob sich das Tracking eventuell je nach Lichtverhältnissen unterschiedlich verhält.

6. Was für Bilder!

Half-Life: Alyx ist Beste? Kayak VR ist Schönste? Horizon frisst euch zum Frühstück!

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Im Ernst: Das VR-Spiel sieht so gut aus! Satte Farben, realistische und sauber animierte NPCs, mächtige und detaillierte Roboter, dieses Wasser, diese Weitsicht!

Plateau mit Zelt und Bergen im Hintergrund, darauf ein feindlicher Roboter, im Vordergrund der Bogen des VR-Spielenden in Horizon Call of the Mountain

Horizon Call of the Mountain sieht auf der PSVR 2 wirklich grandios aus. | Bild: Sony

Die PS5 zeigt, dass sie hochwertige VR-Spiele kann.

Warum sollte ich mir einen 2.000 Euro teuren PC mit all dem Software-Gefummel und den Platzproblemen kaufen, wenn ich für die Hälfte ein konkurrenzfähiges (dank Foveated Rendering vielleicht besseres?), deutlich platzsparenderes und zugänglicheres Gerät bekomme?

7. Haptik galore

Die dünne Ziehharmonika-Gesichtsmaske vibriert nicht. Sie schmiegt sich lediglich sanft an das Gesicht, um Licht abzuschirmen. Der Vibrationsmotor befindet sich stattdessen in der Stirnauflage des Halo-Straps. Außerdem kommen die Sense-Controller mit der verbesserten DualSense-Technologie, die ihr vielleicht schon vom PS5-Controller kennt. Adaptive Trigger und eine feinere Vibrationshaptik zeichnen die Sense-Controller aus.

Das Vibrieren auf der Stirn ist ohne Kontext etwas gewöhnungsbedürftig. Mit Kontext, also einem guten Spiel und sanft ins Geschehen eingebettet, ist es eine Wucht. Das fällt mir erst hinterher so richtig auf: Die Vibrationen in Horizon werden mir nicht „ins Gesicht gedrückt“, sondern so gezielt eingesetzt, dass eine höhere Immersion entsteht. Beispielsweise glaube ich bei Explosionen durch die leichte Vibration die Druckwelle am Kopf zu spüren.

8. Menüs mit den Augen anvisieren? Check!

Nach der Kalibrierung der Blickerfassung steuere ich meine Auswahl in den Menüs der PSVR 2 und im Spielmenü von Horizon Call of the Mountain nur noch mit den Augen. Schauen und X drücken – das ist der neue Bedienvorgang. Effizient und schnell.

Mit dem oberen Eye-Tracking-Bereich hatte ich allerdings ein paar Probleme, was vielleicht an der hastigen Kalibrierung lag. Ansonsten funktioniert diese Art der Menü-Navigation ganz wunderbar.

3 Gründe GEGEN Playstation VR 2

1. Kopfhörer

Es gibt keine Lautsprecher, keinen Ton ohne Kopfhörer. Was erlaubt er sich, das als Negativpunkt zu werten?

Nun, Kopfhörer schotten ab (das kann durchaus gewollt und sinnvoll sein, muss aber nicht) und sie erhöhen den nötigen Aufwand, um in ein VR-Spiel einzutauchen. Der gute Sound eines Kopfhörers wiegt diese Nachteile meiner Ansicht nach nicht ganz auf.

Immerhin gibt es In-Ear-Kopfhörer, die so an der Rückseite des Halo-Straps befestigt werden können, dass die zusätzliche „Rüstzeit“ wieder etwas minimiert wird.

2. Kabel

Ich habe das Kabel während meiner Anspielsession nicht bemerkt. Ich muss mich nicht zwangsläufig physisch umdrehen und mir dabei das Kabel um die Füße wickeln: drehen geht schließlich auch per Analogstick. Außerdem ist das Kabel nur noch ein dünnes USB-C-Kabel, das direkt vorne in die PS5 gesteckt wird.

Aber trotzdem, schon aus Prinzip: Es ist ein Kabel und das ist per se einfach doof. Ich verstehe aber auch, dass Wireless-Lösungen noch nicht so weit sind, dass sie von jeder Person ohne Konfigurationsstress schnell und einfach in Betrieb genommen werden können und eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren.

Trotzdem bleibe ich stur: Es ist ein verdammtes Kabel.

3. Preis

Auch wenn es völlig richtig ist, dass eine PS5 und eine PSVR 2 mit rund 1.100 Euro signifikant günstiger sind als die Gesamtkosten für einen PC plus VR-Brille: 600 Euro für Zubehör sind eine Ansage und für viele Menschen etwas, worauf gespart werden muss.

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Qualität und Leistung sind es – so wie es derzeit aussieht – offensichtlich wert. Aber kommt die Playstation VR 2 auch oft genug zum Einsatz, dass sich die Investition lohnt? Das hängt von der Menge der verfügbaren VR-Spiele und deren Qualität ab. Das Launch-Lineup der PSVR 2 überzeugt eingefleischte VR-Enthusiast:innen jedenfalls nicht komplett.

Womit wir bei der großen Unbekannten wären, die theoretisch alles verderben könnte.

Wird es regelmäßig genug hochwertige VR-Spiele geben, Sony?

DAS ist die Gretchenfrage. Die Hardware-Basis scheint mir nach meinem kurzen Ausprobieren so gut wie noch nie, ja insgesamt besser als alles andere auf dem Markt.

Aber VR-Brillen werden nur genutzt, wenn es gute Anwendungen dafür gibt. Wie wir bei der PSVR gesehen haben, kann eine VR-Brille auch mit fünf Millionen verkauften Exemplaren schnell in der Bedeutungslosigkeit versinken, wenn keine guten VR-Spiele folgen. Gleiches gilt für PC-VR: Nach dem Peak mit Half-Life: Alyx kam so gut wie nichts mehr. Die SteamVR-Statistiken zeigen, dass PC-VR verliert – und das liegt vorrangig an fehlenden Inhalten.

Die Zukunft der Playstation VR 2 wird also davon abhängen, wie oft Sony und andere Entwicklerstudios gute und hochwertige VR-Titel auf den Markt bringen. Sony muss weiter investieren, wenn die PSVR 2 ein Erfolg werden soll. Nur mit Indie-Spielen und Portierungen alter VR-Spiele wird es sonst ein Rohrkrepierer.

Erscheinen hingegen regelmäßig AAA-Spiele mit VR-Modi oder sogar als vollwertige VR-Spiele, dann wird die Nutzerbasis wachsen – und zwar in Korrelation zur Frequenz, in der diese Spiele erscheinen. Und sie wird schneller wachsen als noch mit der PSVR, denn die Playstation VR 2 ist eine wirklich gute VR-Brille, an der man einige Jahre Freude haben kann.

Wenn, ja, wenn Sony bei der Software einen langen Atem und strategische Konsequenz beweist.