Oculus Quest: Weshalb die VR-Brille nicht früh genug sterben kann
Mit Oculus Quest begann die autarke VR-Revolution. Doch heute ist die Original-Quest nur noch ein Bremsklotz.
Ich habe Oculus Quest 1 für einen VR-Enthusiasten relativ spät gekauft. Das muss im Mai 2020 gewesen sein, also ein Jahr nach Launch. Nur zwei Monate später gab es die ersten Leaks der Oculus Quest 2 (Test). Davor hätte niemand gewettet, dass Facebook nach so kurzer Zeit schon eine neue, technisch so viel leistungsfähigere VR-Brille nachschiebt. Im Oktober 2020 war es dann so weit.
Das war Pech für all jene, die sich gerade erst die Oculus Quest 1 geholt haben, in der Hoffnung, dass sie zwei oder drei Jahre den technischen Status quo darstellen würde. Am Ende verstrichen gerade mal eineinhalb Jahre bis zum Nachfolger.
___STEADY_PAYWALL___Die Oculus Quest wird überflüssig
Es geschah, was geschehen musste: Ich bestellte mir die Oculus Quest 2 und hatte nun zwei autarke VR-Brillen zu Hause. Das ist doch toll, dann kann ich mit einem Freund zusammen spielen! Doch das geschah nie: teils aus Platzmangel, teils wegen der Pandemie. Die Oculus Quest fing Staub und so verkaufte ich sie im Frühjahr dieses Jahres schließlich.
Selbst genutzt hatte ich sie ohnehin nicht mehr. Die niedrigere Bildauflösung fand ich abschreckend, nachdem ich mich an die Oculus Quest 2 gewöhnt hatte. Davon abgesehen arbeitet die erste Oculus Quest auch etwas langsamer. Kein Wunder: In ihr werkelt der Snapdragon 835, ein Smartphone-Chip, der 2017 (!) herauskam.
Die Quest-Fragmentierung beginnt
Der Snapdragon XR2 der Oculus Quest 2 ist zeitgemäßer und leistungsfähiger: Laut Qualcomm rechnet der XR2 doppelt so schnell wie der 835er. Der Chip wurde aus Gründen der Leistungsaufnahme und Hitzeentwicklung in Quest 2 sogar heruntergetaktet und läuft nicht mit voller Auslastung.
Bei der offiziellen Ankündigung der Oculus Quest 2 sagte Facebook, dass vorerst alle VR-Apps auf beiden Geräte laufen werden, aber dass man sich auch eine Zukunft vorstellen könnte, in der exklusive Titel für Quest 2 Sinn ergeben.
Ein Jahr später ist es so weit: In Kürze erscheinen Resident Evil 4 und Medal of Honor: Above and Beyond exklusiv für Oculus Quest 2. Weitere exklusive Quest 2 Titel dürften folgen.
Quest 2 Exklusivität: Gut für die einen, schlecht für die anderen
Das kann man gut oder schlecht finden. Schlecht finden das all jene, die sich Oculus Quest 1 gekauft haben und diese Hochkaräter nicht spielen können. Gut finden das die Quest 2-Besitzer:innen, da die VR-Spiele auf die volle Leistungsfähigkeit ihrer VR-Brille hin optimiert sind.
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Wahrscheinlich hätte man diese Spiele mit viel Mühe auch auf der ersten Oculus Quest zum Laufen gebracht, aber zu welchem (grafischen) Preis und vor allem Aufwand? In die Entscheidung dürfte auch ein PR-Kalkül Facebooks hineinspielen: Das Unternehmen will erste Anreize setzen, auf die neuere VR-Brille zu wechseln, die nur mit einem Facebook-Account genutzt werden kann, und veröffentlicht nach ersten Quest 2-exklusiven Features nun auch Quest 2-exklusive VR-Spiele.
VR-Spiele: Hässlich wegen Oculus Quest 1
Diese Strategie ergibt Sinn: Schließlich hat sich Oculus Quest 2 häufiger verkauft als alle vorangegangenen Oculus-Brillen zusammen inklusive Oculus Quest 1. Möglich, dass mittlerweile vier oder fünf Mal so viele Quest 2- wie Quest 1-Geräte im Umlauf sind. Rein wirtschaftlich verliert die ältere VR-Brille also zunehmend an Relevanz.
Für ein Ökosystem, das mehrheitlich auf Oculus Quest 2 (Infos) baut, entsteht daraus ein Problem. VR-Studios entwickeln für den kleinsten gemeinsamen Nenner und das ist die Oculus Quest 1. Quest 2-Nutzer:innen erhalten meist nur eine etwas höhere Auflösung.
Mit anderen Worten: Obwohl Oculus Quest 2 den technischen Status quo darstellt, werden die meisten VR-Spiele für Oculus Quest 1 entwickelt – und das sieht man ihnen auch an.
Facebooks VR-Dilemma
Zwar gibt es Virtual-Reality-Spiele, die zusätzlich Grafikverbesserungen für Oculus Quest 2 bieten, aber die sind eher eine Ausnahme, weil entsprechende Anpassungen einen Mehraufwand für Entwicklungsstudios bedeuten.
Letzten Endes heißt das, dass Quest-Spiele wohl deutlich besser aussehen würden, wenn es keine Oculus Quest 1 gäbe und dass die Plattform von der älteren VR-Brille zurückgehalten wird, solange ihr Facebook Rechnung trägt. Es ist ein schwieriger Balanceakt und unschönes Problem für Facebook, für das mir spontan keine Lösung einfällt.
Es hat mir nicht gefallen, dass ich mir im selben Jahr zwei Oculus Quests kaufen musste, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Aber noch weniger gefällt mir, dass neue Apps und Spiele nicht das Maximum aus dem Gerät herausholen. Von daher kann die Original-Quest für mich nicht früh genug sterben.
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Alle Informationen zur Meta Quest 2 findet ihr in im verlinkten Test.
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