Digitale Menschen: Weshalb Fortnite-Entwickler Epic Cubic Motion kaufte

Digitale Menschen: Weshalb Fortnite-Entwickler Epic Cubic Motion kaufte

Fortnite-Entwickler Epic Games erwirbt Cubic Motion und investiert damit ein weiteres Mal in Technologie für fotorealistische digitale Menschen. Davon dürften am Ende auch Virtual und Augmented Reality profitieren.

Cubic Motion entwickelte die betriebsfertige Hard- und Softwarelösung Persona, die zur realitätsgetreuen Digitalisierung menschlicher Schauspieler für Videospiele, Filme und Avatare dient.

Mit Cubic Motions System werden Körperbewegungen und selbst feinste Nuancen der Mimik mittels Kameras aufgezeichnet und digitalisiert, sodass sie anschließend auf rein digitale Charaktere übertragen werden können.

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Dass das auch in Echtzeit funktioniert, demonstrierte das Unternehmen zusammen mit Epic auf der GDC 2018. In der beeindruckenden Siren-Demo schlüpfte eine junge Schauspielerin in einen Motion Capture-Anzug und sprach mit den Messebesuchern, während ihre Gestik und Mimik in Echtzeit auf einen vollkommen anders aussehenden fotorealistischen Avatar übertragen wurden.

Ich war damals auf der GDC und konnte die Live-Performance mitschneiden. Der Avatar ist auf dem Monitor im Hintergrund zu sehen.

Der Avatar ist so realistisch, dass man selbst einzelne Poren, Hautunreinheiten und Härchen erkennt:

Epic lockt Spiele- und Filmstudios

Cubic Motions Technologie kam für Gesichtsanimationen in Videospielen wie Hellblade: Senua's Sacrifice, Spider-Man und dem jüngsten God of War zum Einsatz.

Epic strebt mit dem Zukauf eine tiefere Integration des Persona-Systems in die Unreal Engine an. Mit dieser Investition will das Unternehmen seine Marktposition im Wettbewerb mit dem Engine-Hersteller und Konkurrent Unity stärken.

Außerhalb der Spieleindustrie dürften vor allem Filmstudios an der Technologie interessiert sein und die Unreal-Engine häufiger bei der Filmproduktion einsetzen wollen.

Der neueste Tech-Hype: Digitale Menschen

Ein weiterer Zukunftsmarkt könnten lebensechte Avatare und digitale Menschen sein. Im Silicon Valley entsteht gerade ein Hype um sogenannte "virtuelle Wesen". Darunter werden künstliche Influencer wie Lil Miquela und Shudu, personifzierte KI-Begleiter, digitale Dienstleister und intelligente Film- und Spielcharaktere gezählt, die echt wirken und ein eigenes Leben zu führen scheinen, aber rein digital sind.

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Im Sommer 2019 fand in San Francisco die erste Virtual Beings Summit statt, an dem auch Epic teilnahm. Die Organisatoren sehen in den virtuellen Wesen das nächste große Interface. Erste Gehversuche in diese Richtung wie Samsungs Projekt Neon konnten dem Hype allerdings nicht gerecht werden oder wirkten unfertig.

VR und AR: Körpertausch und personifizierte KI-Begleiter

Im Kontext der Virtual Reality sind fotorealistische Menschen gleich in mehrfacher Hinsicht interessant: Da man menschlichen Figuren in der Virtual Reality direkt gegenübersteht, sind die Anforderungen an grafischen Realismus besonders hoch.

Für Telepräsenz-Anwendungen der Zukunft wäre zudem die Möglichkeit verlockend, in einen vollkommen anders aussehenden Avatar und Körper zu schlüpfen und dennoch absolut echt zu wirken. Die Siren-Demo zeigt, dass das prinzipiell schon heute möglich ist.

Im AR-Kontext dürften vor allem KI-Assistenten von der Technologie profitieren. Man denke an Magic Leaps Mica, eine digitale Frau und KI-Begleiterin, die mit ihm Raum steht, eigenständig agiert und Witze macht, anstatt bloß das Licht anzuknipsen und Wetterprognosen vorzulesen. Von dieser Sci-Fi-Vision, wie sie im Kinofilm "Her" dargestellt ist, sind wir allerdings noch ein gutes Stück entfernt.

Kaufpreis unbekannt

Cubic Motion ist Epics zweiter Zukauf dieser Kategorie. Anfang 2019 übernahm der Engine-Entwickler das serbische Studio 3Lateral, das sich ebenfalls auf digitale Menschen spezialisiert. Die jüngste Akquisition untermauert Epics Bestreben, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Die Übernahmesumme ist in beiden Fällen unbekannt.

Gamesindustry zufolge übernimmt Epic sämtliche Angestellte. Cubic Motion wird seine Arbeit mit aktuellen Kunden und Partnern fortsetzen und zugleich die Integration in die Unreal-Engine beschleunigen, heißt es.

Titelbild: Epic

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