Aderlass bei Magic Leap: Hunderte Entlassungen, Neuausrichtung
Erin Griffith, Journalist bei der New York Times, berichtet bei Twitter, dass Magic Leap rund 600 Angestellte entließ, statt wie ursprünglich berichtet bis zu 1.000. In dieser Zahl sollen vertraglich gebundene Auftragnehmer eingeschlossen sein.
Ursprünglicher Artikel vom 22. April 2020:
Magic Leap muss sich der AR-Marktrealität stellen und entlässt die Hälfte der Belegschaft. Strategisch verabschiedet sich das Unternehmen von seinem Vorhaben, eine AR-Brille für Endverbraucher auf den Markt zu bringen und fokussiert sich fortan auf Geschäftskunden.
___STEADY_PAYWALL___Rund 1.000 seiner Angestellten soll das Unternehmen im Zuge einer radikalen Restrukturierung entlassen haben, berichtet das Wirtschaftsmagazin Bloomberg in Berufung auf unternehmensnahe Quellen. Das solle etwa der Hälfte der Belegschaft entsprechen.
CEO Rony Abovitz bestätigt die Entlassungen und den Kurswechsel im Firmenblog, nennt jedoch keine Zahlen. Die Stellenstreichungen betreffen laut Abovitz Angestellte auf allen Ebenen: von Managern bis Fabrikarbeitern.
Ein längst überfälliger Strategiewechsel
Mit der Neuausrichtung auf Geschäftskunden schwenkt Magic Leap auf die Strategie Microsofts ein. Der Konzern hat dem hardwareseitigen Endverbrauchermarkt schon lange den Rücken gekehrt und vermarktet Hololens 2 allein an Unternehmen.
Selbst die nächste Generation Hololens plant Microsoft fix für B2B-Kunden ein, wie uns Microsofts Optik-Architekt Bernhard Kress bestätigt. "Wir interessieren uns nicht wirklich für ein Produkt für einen Markt, der (noch) nicht existiert. Militär und die Industrie, das sind sehr starke AR-Märkte."
Verkäufe blieben weit unter den Erwartungen
Magic Leaps Kurswechsel deutete sich Ende 2019 an, als das Unternehmen eine B2B-Edition seiner AR-Brille auf den Markt brachte. Zuvor hieß es je nach Quelle, dass Magic Leap insgesamt nur 2.000 bis 6.000 AR-Brillen verkauft hat. Ursprünglich soll CEO Rony Abovitz mit einer Million verkaufter AR-Brillen im ersten Jahr geplant haben.
Da das Unternehmen kaum Umsätze macht und zeitgleich ein Heer an Fachkräften beschäftigt, war es nur eine Frage der Zeit, bis Magic Leap Konsequenzen ziehen musste.
Abovitz stellte zum Jahresende hin eine neue Finanzierungsrunde in Aussicht und soll laut eines Bloomberg-Berichts vom vergangenen Monat mitten in den Verhandlungen für eine Übernahme im Wert von zehn Milliarden US-Dollar gesteckt haben.
Die Corona-Krise soll Schuld sein
Diese Bemühungen seien gescheitert, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass die Weltwirtschaft wegen der Corona-Pandemie zum Erliegen kommt, sagen die anonymen Bloomberg-Quellen im jüngsten Bericht.
Die gegenwärtige Krise habe die Verfügbarkeit von Kapital und den "Appetit nach langfristigen Investitionen" gesenkt, schreibt Abovitz im Firmenblog.
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Magic Leaps Scheitern zeichnete sich jedoch schon früher ab, da sich mit AR-Hardware kaum Geld verdienen lässt. 2019 scheiterten mit ODG, Meta und Daqri gleich drei große Unternehmen an den Marktgegebenheiten und der immensen technischen Herausforderung, eine schlanke sowie leistungsfähige AR-Brille zu bauen.
"Ich träume von dem Tag, an dem es nur noch ein Problem gibt, das uns den Schlaf raubt”, sagte Hololens-Projektleiter Alex Kipman auf die Frage, wie er die Entwicklung von Hololens 2 erlebte.
Warten auf "Marktbereitschaft"
Magic Leap will sich nun auf die Fortentwicklung seiner AR-Technologie konzentrieren sowie den Marktstart von Magic Leap 2 und die Umsatzgenerierung sichern, schreibt Abovitz weiter.
Investitionen in Bereiche, für die langsameres Marktwachstum erwartet wird, sollen gesenkt werden, mit dem Ziel, dass Magic Leap länger durchhält und erneut in zukünftige Anwendungsszenarien investieren kann, "sobald der Markt Bereitschaft signalisiert".
Magic Leap hat einen schweren Weg vor sich, zumal Hololens 2 schon etabliert ist im B2B-Markt für AR-Hardware, den das Unternehmen jetzt anpeilt.
In Folge #190 des MIXED.de Podcasts sprechen wir über die Übernahmegerüchte vom vergangenen Monat und in welche Richtung Magic Leap in Zukunft steuern könnte.
Quellen: Bloomberg, Magic Leap Blog, Titelbild: Magic Leap
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