HP Reverb im Test: Kann die Windows-VR-Brille endlich überzeugen?

HP Reverb im Test: Kann die Windows-VR-Brille endlich überzeugen?

Kann die VR-Brille HP Reverb im Test nach ihrem Fehlstart überzeugen? Und warum sollten besonders VR-Simulationsfans genauer hinschauen?

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HPs VR-Brille Reverb sollte eigentlich schon im Mai erscheinen, doch Displayprobleme verzögerten die Veröffentlichung. Fehler beim Kabel und bei internen Bauteilen waren laut HP dafür verantwortlich. Seit Anfang August sollen die Probleme behoben sein.

Seit September 2019 ist die HP Reverb auch in Deutschland erhältlich. Ich konnte sie ausführlich testen: In diesem Test erfahrt ihr

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  • wie gut das hochauflösende Display ist,
  • ob der fehlende Regler für den Augenabstand ein großer Minuspunkt ist,
  • was die Controller taugen,
  • ob das Headset bequem ist
  • und für wen sich der Kauf der VR-Brille lohnt.

Auflösung und Farben

Der große Pluspunkt zuerst: HP Reverb hat ein großartiges Bild. Die hohe Auflösung von 2.160 mal 2.160 Bildpunkten pro Auge bei 90 Hz kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Texte sind sehr gut lesbar, VR-Landschaften, Objekte oder virtuelle Charaktere und Gegner sind selbst weit entfernt scharf und deutlich sichtbar. VR-Pixelbrei gibt's nicht mehr.

Dank des scharfen Displays wirken VR-Spiele realer und spielen sich besser. Allerdings merke ich schnell, dass meine "alte" Nvidia GTX 1080 bei grafisch anspruchsvolleren Titeln an ihre Leistungsgrenze stößt. Wer sich eine HP Reverb anschafft, sollte also eine starke Grafikkarte im Rechner haben. Lest dazu auch unseren Artikel zu den VR-Systemanforderungen für PCs.

Die hohe Auflösung macht sich auch außerhalb von Games bemerkbar: Die virtuellen Bildschirme von Bigscreen oder Virtual Desktop sind bezüglich der Bildqualität endlich eine sinnvolle Alternative zum großen Screen im Kino.

Die Farben des verbauten LC-Displays sind insgesamt gut, sogar der Schwarzwert ist ordentlich – der ist für gewöhnlich die Schwachstelle von LCDs. An die Kontraste eines OLED-Displays kommt Reverb allerdings nicht heran, das sollte klar sein.

https://www.youtube.com/watch?v=MWTx5Ws82Sk

HP Reverb: Sichtfeldweite, Sweetspot und Augenabstand

Die Sichtfeldweite der HP Reverb erscheint mir beim Test geringer, als ich sie etwa von meiner HTC Vive kenne. Hinzu kommt, dass ich die Kanten der verbauten Displays wahrnehme. Mich stört das nach kurzer Zeit nicht mehr – für andere mag es ein Ausschlusskriterium sein.

Ein Minuspunkt ist der enge "Sweetspot", der Punkt, an dem die Linsen das Bild mit der maximalen Schärfe anzeigen: Nur in einem recht kleinen Areal zeigt sich das VR-Display von der besten Seite. Blickt man außerhalb dieses Bereichs, nimmt die Schärfe ab. Außerdem entstehen deutlich sichtbare Farbverfälschungen, sogenannte chromatische Aberration.

Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn der eigene Augenabstand nicht zum fixen Augenabstand der Reverb-Brille passt. Denn eine mechanische Justierung des Augenabstands lässt Reverb wie Oculus Rift S nicht zu. Der voreingestellte Augenabstand liegt bei beiden VR-Brillen bei 63 mm.

Das Gesichtspolster ist sehr bequem. Dank der ...äh... Nasenlappen kommt kein Umgebungslicht in die VR-Brille.

Das Gesichtspolster ist sehr bequem und liegt an meiner Nase eng an. Es kommt kein Umgebungslicht in die VR-Brille. Bild: MIXED

Tragekomfort, Sound und Kabelverbindung

HP setzt bei Reverb auf eine an die originale Oculus Rift erinnernde Kopfhalterung: Die VR-Brille wird ähnlich wie eine Baseballkappe aufgesetzt. Die Kopfhalterung lässt sich leicht einstellen und sitzt bequem, ohne zu drücken.

Das Gesichtspolster ist angenehm weich und die Brille fühlt sich trotz eines Gewichts von knapp 500 Gramm sehr leicht an. Insgesamt hat mich der Tragekomfort positiv überrascht. Wie immer gilt: VR-Brillen (Infos und Vergleich) sind wie Hüte, sie sitzen nicht auf jedem Kopf gleich. Doch man merkt Reverb an, dass der Tragekomfort eine Priorität bei der Entwicklung war.

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Die Reverb-Brille kommt mit zwei fix integrierten Kopfhörern. Die klingen ordentlich und ihr Sitz lässt sich justieren, sodass sie gut auf den Ohren aufliegen. Auch das erinnert an die Oculus Rift. An die Qualität der Ohrhörer der Rift, eines Vive Deluxe Audio Straps (Test) oder von Valve Index (Tests) kommen die Reverb-Kopfhörer allerdings nicht heran, dafür ist der Sound zu dünn. Die Kopfhörer können einfach und schnell abmontiert werden, für eigene Kopfhörer ist ein Klinkenstecker vorhanden.

Ein Ärgernis ist das mitgelieferte Kabel: Es ist breit, steif und mit etwa vier Meter Länge einfach ein Stück zu kurz. Wer Reverb im Stehen oder Sitzen benutzt, wird sich daran nicht unbedingt stören. Aber VR-Bewegung im ganzen Raum macht so keine Freude.

HP Reverb kommt mit eingebauten Kopfhöhrern und einer bequemen Kopfhalterung.

HP Reverb kommt mit eingebauten Kopfhörern und einer bequemen Kopfhalterung. Leider ist das Kabel zu schwer und zu kurz. Bild: MIXED

Was taugen Controller und Tracking?

HP Reverb setzt – wie alle Windows-Mixed-Reality-Brillen – auf Inside-Out-Tracking durch zwei in die Front eingelassene Kameras. Hier hat HP gegenüber den anderen Windows-VR-Brillen nichts geändert. Bedeutet: Das Raumtracking funktioniert gut, aber das Controller-Tracking ist verbesserungswürdig. Wenigstens ist der Bluetooth-Dongle für die Controller-Verbindung in die Brille integriert, das spart zusätzliche Kosten und die nervige Suche nach einem kompatiblen Adapter.

Mit dabei sind zwei VR-Controller, die dem Windows-Mixed-Reality-Standard entsprechen - und der ist leider nicht besonders hoch. Die Eingabe funktioniert, aber mehr eben auch nicht. Wer bei VR-Controllern gute Verarbeitungsqualität, Ergonomie oder gar Innovation erwartet, ist hier falsch.

Die Controller sind funktional - mehr nicht.

Die Controller sind funktional - mehr nicht. Sie können nicht mit den VR-Controllern von Oculus oder Valve mithalten. Bild: MIXED

Das Tracking im Raum und der Controller funktioniert ordentlich, kann aber nicht mit der Genauigkeit externer Sensoren oder Inside-Out-Systemen mit mehr Kameras mithalten wie bei Oculus Rift S (Tests) oder Oculus Quest (Test). Wer die Controller über den Kopf bewegt oder etwa ein virtuelles Gewehr anlegt, wird Aussetzer wahrnehmen, die schneller und häufiger vorkommen als bei der Konkurrenz.

Die Kameras in der Front sind für das Tracking zuständig.

Die Kameras in der Front sind für das Tracking zuständig. Das funktioniert bei der Konkurrenz mit mehr Kameras besser. Bild: MIXED

Test-Fazit zur HP Reverb VR-Brille

Das steife und kurze Kabel, die anfällige Trackinglösung und die zweckmäßigen Controller zeigen, dass HP Reverb eher für Industriekunden als für Gamer gedacht ist. Erstgenannte freuen sich über das wohl schärfste VR-Bild am Markt, mit dem selbst feine Details beispielsweise an 3D-Modellen noch genau begutachtet werden können - vorausgesetzt, dass der Augenabstand des Brillenträgers zum Linsenabstand der VR-Brille passt (63 mm). Nachjustieren ist nämlich nur per Software möglich, was nicht dieselbe Qualität bietet wie ein Hardware-Regler.

VR-Gamer, die raumfüllende oder kabellose VR bevorzugen und die Wert legen auf schnelles und präzises Controller-Tracking, sollten um HP Reverb eher einen Bogen machen. Die VR-Brille hat hier Defizite, die die hohe Auflösung nicht wettmacht. Hier ist etwa Valves Index eine hochauflösende Alternative, wenn auch teurer und aufwendiger bei der Installation.

Ein weiterer Minuspunkt für Gamer: Microsofts Windows Mixed Reality ist für VR so ziemlich tot. Großartige Verbesserungen per Software-Update beispielsweise am Tracking braucht man eher nicht zu erwarten.

Gut ist die Reverb-Brille hingegen für Fans von VR-Cockpit-Simulationen geeignet: Ihnen bietet Reverb das derzeit schärfste VR-Bild, sodass beispielsweise Armaturen im virtuellen Auto hervorragend lesbar sind und das simulierte Flugzeug-Cockpit besonders plastisch wirkt. Die hohe Auflösung gleicht auch das etwas schmalere Sichtfeld im Vergleich zu anderen gängigen VR-Brillen aus.

Für diese Zielgruppe geht das Preis-Leistungs-Verhältnis bei aktuell 600 Euro in Ordnung. HP verkaufte die VR-Brille rabattiert auch schon für 500 Euro, das ist ein deutlich besseres Angebot und durchaus fair. Hier sollte man vor dem Kauf mal nachfragen, was am Preis noch möglich ist.

Das folgende Video zeigt einen Bildvergleich zwischen Reverb, Rift S und Valve Index, der direkt durch die Linsen der VR-Brillen aufgezeichnet wurde.

HP Reverb ist für euch geeignet, wenn

  • ihr die schärfste VR-Brille auf dem Markt wollt,
  • eine VR-Brille für eure Firma oder Industriekunden sucht und eine hohe Auflösung die absolute Priorität hat,
  • oder ihr Fans von VR-Cockpit-Simulationen seid.

HP Reverb ist nicht für euch geeignet, wenn

  • ihr gerne raumfüllende VR-Erfahrungen mit viel Bewegung spielt,
  • Wert legt auf eine hohe Sichtfeldweite
  • und auf gute VR-Controller mit stabilem Tracking für schnelle Games.

HP Reverb bekommt ihr hier

Datenblatt: HP Reverb

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Display Zwei 2.89-Zoll LCDs mit Pulse Backlight
Auflösung 2.160 x 2.160 pro Auge (4.320 x 2.160 insgesamt)
Subpixel RGB, drei Subpixel pro Pixel
Bildwiederholrate 90 Hz
Sichtfeld ~114-Grad, Fresnel-Linsen (ähnlich Rift / Vive)
Tracking Inside-Out-Tracking mit zwei Kameras
Sensoren Gyroskop, Beschleunigungsmesser, Magnetometer
Augenabstand 63 mm, +/- 8 mm durch Software-Justierung
Verbindungen DisplayPort 1.3, USB 3.0, 3.5 mm Klinke, Kopfhörer und Mikrofon integriert
Kabel 3.5 m 2-in-1 (DisplayPort 1.3 und USB 3.0) Kabel
DisplayPort zu Mini-DisplayPort-Adapter
Gesichtspolster Ersetzbar, Kunstleder bei Business-Version
Größe 55 x 177 x 84 mm
Gewicht (ohne Kabel) 498 Gramm
Preis 600 Euro
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