Es war eine harte Woche für Augmented Reality

Es war eine harte Woche für Augmented Reality

Apple, Microsoft, Meta: Sie alle enttäuschten diese Woche im Hinblick auf AR. Die Industrie hängt weiter in der Warteschleife.

Es begann mit der WWDC 2022. Techjournalisten hypten Apples Entwicklerkonferenz im Vorfeld als AR-Event. Apple werde Augmented Reality wieder in den Mittelpunkt rücken, mit neuer Software die Ankunft des sagenumwobenen AR-Headsets vorwegnehmen oder vielleicht sogar dessen Betriebssystem RealityOS vorstellen. Nichts da.

Auf der Keynote spielte die Technologie praktisch keine Rolle. Das im Rahmen der Konferenz vorgestellte ARKit 6 wurde nur geringfügig verbessert und auch sonst gab es keine großen AR-Updates. Bemerkenswert war nur Roomplan: eine neue Schnittstelle, die binnen Sekunden 3D-Karten von Räumen erstellt. Ein Feature, das wichtig werden dürfte für Apples AR-Headset.

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Hololens-Visionär nimmt den Hut

Zwei Tage später hörte man, dass Alex Kipman Microsoft verlässt, offenbar wegen Vorwürfen sexueller Belästigung und anderen Fehlverhaltens gegenüber Angestellten. Kipman war Microsofts AR-Visionär und trug maßgeblich zur Entwicklung der Hololens bei. Mit seinem Abgang wurde Kipmans Augmented-Reality-Abteilung von anderen Teilen der Organisation absorbiert, was Fragen zur Zukunft des Hololens-Projekts aufwirft.

Dass die AR-Brille in Schwierigkeiten war und von Microsoft womöglich ganz aufgegeben würde, hörte man schon Anfang des Jahres munkeln. Immerhin erreichte die Militär-Hololens diese Woche grünes Licht für weitere Tests. Auch hier kamen zuletzt Zweifel an der Umsetzbarkeit des milliardenschweren Rüstungsvertrags auf. Wäre der Deal gescheitert, wäre das wohl das Ende der Hololens gewesen.

Meta verschiebt Launch der AR-Brille

Gestern schließlich folgten schlechte Nachrichten vom dritten großen AR-Akteur Meta. Die Rede war von mehreren Rückschlägen in der Hardware-Entwicklung: Ein Smartwatch-Projekt ist tot, die gefloppten Portal-Geräte werden nicht mehr an Konsumenten verkauft und die Vermarktung des wichtigsten und prestigeträchtigsten Metaverse-Produkts, der AR-Brille Nazare, verschiebt sich um Jahre.

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Letzteres wird niemanden überraschen, der vom Entwicklungsstand des Geräts hörte. Nazare ist laut Berichten weit von einem tragbaren Prototyp entfernt und ein Launch im Jahr 2024 deshalb unrealistisch, selbst wenn Meta die AR-Brille, wie ursprünglich geplant, nur an Entwickelnde und Enthusiasten verkauft hätte. Das erste kommerzielle AR-Gerät mit Codenamen Artemis soll nun erst 2026 statt 2024 erscheinen.

Es kommen entscheidende Jahre für AR

Die nächsten vier Jahre, so argumentierte ich kürzlich im Hinblick auf Metas Produktfahrplan, entscheiden über die Zukunft des AR-Markts. Apple, Microsoft und Meta investierten viele Jahre und Milliarden in Forschung und Entwicklung, doch massentaugliche AR-Brillen sind noch immer nicht in Reichweite. Gelingt in den nächsten Jahren kein Durchbruch, könnte der Industrie ein neuer Winter ins Haus stehen.

Abgebrochene Projekte und hinausgeschobene Launches: Davon werden wir auch in den nächsten Jahren noch öfter hören. Womöglich nimmt die Techgeschichte einen anderen Verlauf, als Industrievertreter und Experten voraussagen. Denkbar wäre etwa, dass Augmented Reality einen Platz zwischen Mainstream und Nische zugewiesen einnimmt: zum Beispiel in Form von Video-AR-Headsets, die zwar nicht straßentauglich sind, aber technisch glänzen und wirklichen Nutzen stiften.

Die Zukunft der Augmented Reality: Sie bleibt in dichten Nebel gehüllt.