Radikale AR-Kehrtwende: Microsoft folgt Meta & Apple – Bericht

Radikale AR-Kehrtwende: Microsoft folgt Meta & Apple – Bericht

Wie geht es weiter mit Microsofts Mixed-Reality-Plattform? Ein neuer Bericht gibt Aufschluss und zeichnet eine radikale Neuausrichtung.

Hololens 3 gestoppt, interne Auseinandersetzungen und abwandernde Fachkräfte: Ein Bericht der Business Insider von letzter Woche zeichnete ein chaotisches Bild der Vorgänge innerhalb Microsofts Mixed-Reality-Abteilung.

Deren Leiter Alex Kipman wies die Gerüchte auf Twitter zurück, ohne zu dementieren, dass Hololens 3 eingestellt wurde. Nun hat die Webseite einen weiteren Bericht mit neuen Insider-Informationen über Microsofts Augmented-Reality-Zukunftspläne veröffentlicht.

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Und Hololens 3 ist doch tot

Die Quelle behauptet, die Produkte-Roadmap des Konzerns zu kennen und bezeichnet Kipmans Darstellung der Situation als "kompletten Bullshit". Project Calypso, so der Codename, unter welchem Hololens 3 entwickelt wurde, sei definitiv gestoppt worden.

"Alle Angestellten, die daran gearbeitet haben, wurden anderen Projekten zugewiesen oder haben das Unternehmen verlassen", sagt die Quelle. Microsoft könnte die Hololens 2 nehmen und mit geringfügigen Verbesserungen in einer neuen Version herausbringen, aber das sei dann nicht mehr Calypso.

Die AR-Brille hätte wie die beiden Vorgänger ein autarkes Gerät auf Windows-Basis werden sollen, aber robuster, mit einer längeren Akkulaufzeit und mit der Möglichkeit, sie auch im Freien zu tragen.

Project Bondi: AR-Brille für Endverbraucher

Microsoft habe Project Calypso eingestellt, um die frei gewordenen Ressourcen für andere Projekte einzusetzen, darunter das gemeinsam mit Samsung vorangetriebene "Project Bondi". Dieses Gerät sei als "ein Satz Displays in einem Headset" geplant, das ein Samsung-Smartphone als Zuspieler nutzt. Apples VR-Brille (Infos) soll nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren, heißt es.

Das klingt so, als entwickelten Microsoft und Samsung eine Video-AR-Brille. Neben Apple arbeitet auch Meta mit Cambria (Infos) und Google mit Project Iris an einem Gerät dieses Typs.

Stimmen die Gerüchte, dann setzten mittlerweile fast alle großen Techkonzerne auf dieses Bauprinzip, das technisch große Vorteile gegenüber AR-Brillen mit transparenter Optik (siehe Hololens 1 & 2, Magic Leap 1 & 2, Nreal Light) hat. Video-AR-Brillen sind zudem leichter und günstiger herzustellen, da die Display-Technologie auf bewährte VR-Brillentechnik zurückgeht.

Im Bericht des Business Insider steht, dass Microsofts Schritt die Kosten und Komplexität der Technologie reduzieren würde. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass der Konzern auf Video-AR statt transparente AR-Optik setzt. Mit einem niedrigeren Preis könnte Microsoft erneut Endverbraucher in den Fokus nehmen. Der Bericht bestätigt dies.

Abschied von Windows Mixed Reality?

Microsoft arbeite darüber hinaus an einem weiteren Headset, das auf Cloud-Streaming setzt. Googles Video-AR-Brille soll Berichten zufolge ebenfalls von einer Cloud-Lösung profitieren und damit Problemen wie mangelnder Rechenleistung und Überhitzung entgegenwirken.

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Dass Microsoft in diese Richtung experimentiert, liegt nahe, da der Konzern mit Azure gut aufgestellt ist im Cloud-Streaming-Markt. Das Projekt stecke allerdings noch in den Kinderschuhen. "Das Gerät befindet sich in der frühen Planungsphase und kann sich noch erheblich verändern", sagt die Quelle dem Business Insider.

Mit dem Ende der Hololens 3 sei Microsoft vom eigenen Windows-basierten Mixed-Reality-Betriebssystem abgerückt, das die Grundlage der Hololens 1 & 2 bildete, heißt es.

Das mit Samsung entwickelte Project Bondi werde wahrscheinlich auf Android setzen, beim weiter entfernten Cloud-Streaming-Headset sei hingegen noch unklar, welches Betriebssystem genutzt werde. Allerdings werde es wahrscheinlich nötig, dass HoloLens-Entwickler:innen einige oder all ihre Software von Grund auf neu schreiben müssten, heißt es. Microsoft-Sprecher Frank Shaw wollte sich nicht zu den Gerüchten äußern.

Microsofts großer AR-Schwenk

Der Bericht spricht von einer tiefgreifenden technischen Neuausrichtung von Microsofts Mixed-Reality-Strategie, was eine treffende Beschreibung ist, sofern sich die Gerüchte um eine Abkehr von Windows und transparenter AR-Optik bewahrheiten. Microsoft würde damit eine radikale Kehrtwende weg von Hololens 1 und 2 vollziehen, deren Entwicklung vor knapp zehn Jahren begann. Der Bericht liefert einen Abriss dieser Entwicklungsgeschichte, von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Demnach soll die erste AR-Brille, die Microsoft unter dem Codenamen "Fortaleza" entwickelte, wie Magic Leaps Gerät einen puckförmigen Zuspieler gehabt haben. Diese Version sei zugunsten einer integrierten Lösung aufgegeben worden. Die erste Hololens sei aus diesem "Baraboo" genannten Projekt entstanden.

Der direkte Nachfolger der Hololens 1 sei eingestampft worden, weil Kipman die Verbesserungen als zu geringfügig empfand und keine direkte Konkurrenz sah. Hololens 2 entwickelte sich aus einem späteren Projekt mit Codenamen Sydney.

Die Militär-Version der Hololens (offizieller Name: IVAS) wiederum sei unter dem Codenamen Delaware in Entwicklung und habe den Zuspieler und den Akku anders als Hololens 2 ausgelagert. Dem früheren Bericht des Business Insider zufolge liegt das Projekt hinter dem Zeitplan zurück und hat mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Das Pentagon selbst bezeichnet die AR-Brille kürzlich als untauglich für den militärischen Einsätze.

In welche Richtung dieses Gerät steuert angesichts Microsofts radikaler Neuausrichtung, sagt der Bericht nicht.

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Quellen: Business Insider