AR-Nachtsichtgerät der US Army ist real gewordene Sci-Fi
Ein Video zeigt die neuen Nachtsichtgeräte der US Army: Mit Infrarot-Visier und AR-Features erinnert die Aufnahme an Szenen wie aus einem Videospiel.
Die „Enhanced Night Vision Goggle-Binoculars” (ENVG-B) kombinieren Bildverstärkerröhren mit weißer Phosphorfarbe mit Infrarot-Kapazitäten. Beide Sichtmodi können in unterschiedlichen Varianten überlagert werden und sollen so optimale Sicht auch bei dunklen Nächten oder in Höhlen bieten.
In einem neuen Video ist der „Outline Mode Fused“-Modus zu sehen, in dem die Umrisse von Personen oder Strukturen verstärkt dargestellt werden. Mit der neuen Brille sollen Soldaten Ziele bis über 300 Meter identifizieren können. Mit den aktuell eingesetzten PVS-14-Nachtsichtgeräten seien es knapp 150 Meter, so ein an Tests beteiligter Soldat.
___STEADY_PAYWALL___Über einen Augmented-Reality-Modus können außerdem Informationen aus dem „Nett Warrior“-System in der Brille angezeigt werden, etwa ein Kompass oder Symbole, die eigene und feindliche Truppen markieren.
Nett Warrior setzt unter anderem auf ein Android-Gerät, mit dem Soldaten kommunizieren oder ihre und andere wichtige Positionen auf einer Karte markieren können.
ENVG-B integriert digitales Fadenkreuz
Die neuen ENVG-Bs interagieren außerdem mit der neuen FWS-I-Optik, einem Infrarot- und Nachtsichtzielgerät, das vor bestehende Waffenoptiken montiert werden kann. Über eine drahtlose Verbindung kann das Sichtbild der Zieloptik direkt in der Brille angezeigt werden. Ein Soldat kann so etwa um Ecken oder aus anderer Position schießen, ohne seine Deckung zu verlassen.
Ein Video aus dem letzten Jahr zeigt, wie US-Soldaten mit dieser Funktion auf einem Schießstand trainieren. Die ENVG-Bs bieten verschiedene Bild-in-Bild-Lösungen und einen Vollbildmodus.
Nach ENVG-B kommt die Militär-Hololens
Die ersten ENVG-B-Brillen lieferte Hersteller L3Harris bereits im Herbst 2019 an die US Army, bis Ende 2021 sollen es 10.000 werden. Als Nächstes könnte eine Integration von Drohnenaufnahmen kommen, erste Tests mit der winzigen Black-Hornet-Drohne gab es bereits.
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Während die ersten Truppen mit der neuen Brille ausgestattet werden, arbeitet die US Army schon an der nächsten: Das Integrated Augmented Reality System (IVAS) soll digitale Wärme- und Nachtsichtmodi bieten und liefert Ziel- und Navigationshilfen. IVAS ist eine von Microsoft für das Militär hergestellte Variante der Hololens-AR-Brille.
Im Herbst 2020 fand nach zwei Jahren Prototyping ein Belastungstest in einer Truppenübung statt. Dort konnte die AR-Brille offensichtlich überzeugen: Ende März bestellte das US-Militär 120.000 IVAS-Brillen bei Microsoft. Soldaten der US-Army verglichen den Kampfeinsatz mit einer IVAS-Brille mit Videospielen.
Diese Betrachtungsweise brachte zuvor 2019 an der Hololens-Entwicklung beteiligte Microsoft-Angestellte auf: Die AR-Brille helfe Soldaten, Gegner wie in einem Videospiel zu töten und distanziere sie "von den grimmigen Folgen des Krieges und der Realität des Blutvergießens".
Den verärgerten Hololens-Entwicklern bot der Konzern an, das Projekt zu wechseln. Die Proteste verstummten nach dem offenen Brief der Angestellten und Microsofts öffentlicher Antwort. Microsoft unterstützt die US-Army weiter mit neuer Technologie. Auch bei KI reagierte die Führungsspitze von Microsoft - anders als bei Apple und Google - nicht auf interne Proteste gegen die militärische Verwendung von bei Microsoft entwickelter Technologie.
Titelbild: US Army | Via: US Army
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