AR-Brille: Wettrennen mit Meta - Snap kauft nächstes Unternehmen
Snap investiert weiter in AR-Technik - und schützt sich durch diese Investitionen womöglich vor einem aggressiven Meta.
Im Mai 2021 verkündete Snap die Übernahme von Waveoptics, einem britischen Hersteller von Wellenleiter-Displays auch für AR-Brillen. Eine halbe Milliarde US-Dollar ließ sich Snap den exklusiven Zugang zu Displays und Know-how kosten.
Viel Geld für eine Technologie, die derzeit noch nicht gut genug ist für eine Tech-Brillen-Revolution und deren Zukunft ungewiss ist. Aber dennoch eine notwendige Investition, um bei AR-Brillen im Rennen zu bleiben?
___STEADY_PAYWALL___Snap kauft weiteren Displayhersteller
Neben Waveoptics hat Snap jetzt den 2007 gegründeten LCoS- und MicroLED-Displayhersteller Compound Photonics übernommen, berichtet der Display-Blogger Karl Guttag mit Verweis auf mehrere ihm bekannte Quellen. Die Übernahmesumme ist nicht bekannt, offiziell bestätigt ist der Deal ebenfalls nicht. Guttag lag allerdings schon bei Waveoptics vorab richtig.
LCoS-Displays sind durchsichtige Mikrodisplays mit einer hohen Auflösung und Helligkeit, die gut für Tech-Brillen geeignet sind. Sie können in Kombination mit Wellenleitertechnik eingesetzt werden. Bislang schafften es die LCoS-Displays von Compound Photonics laut Guttag nicht in eine kommerzielle Tech-Brille.
Der "Maximus" Prototyp von Lumus verwendete die CP-Displays, diesem Gerät bescheinigte der eher kritische Guttag eine für AR-Brillen exzellente Bildqualität mit einem "Wow-Faktor". Die Bildtechnik sei der von Microsofts Hololens 2 deutlich überlegen: Der Prototyp biete ein kontrastreiches, weit höher aufgelöstes Bild mit satten, einheitlichen Farben und hoher Helligkeit.
Das größte Problem von AR-Brillen, das geringe Sichtfeld, kann die Display-Kombination von Compound Photonics und Lumus allerdings auch nicht lösen: Die Lumus Maximus kommt diagonal auf 50 Grad im Seitenverhältnis 1:1 (Hololens 2: 52 Grad, Seitenverhältnis 3:2).
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Metas Einkaufstour bringt andere Unternehmen in Zugzwang
Möglich, dass Snap weder Waveoptics noch Compound Photonics übernommen hätte, würde Meta nicht so häufig den Geldbeutel zücken: Der Zuckerberg-Konzern bindet Fachkräfte, kaufte im März 2020 Exklusivrechte an den Displays des britischen Herstellers Plessey und im Dezember ImagineOptix, das Speziallinsen für Tech-Brillen entwickelt.
Für solche Übernahmen gibt es zwei Gründe: Meta plant so fest mit einer Technologie, dass der Aufkauf des Herstellers kosteneffizienter ist als die Beauftragung. Und andere Unternehmen haben keinen direkten Zugriff mehr auf die Technologie, müssten also mit Meta zusammenarbeiten oder nach Alternativen suchen.
Leidtragende dieser Geschäftspraktiken könnten mittlere Unternehmen sein, die nicht spezialisiert genug oder zu teuer für eine Übernahme sind, deren Produkte aber nicht mit denen der großen Tech-Konzerne mithalten können, gerade, weil diese auch Zugang zu relevanter Technologie versperren. Ein Beispiel könnte das zuvor erwähnte Lumus sein, das laut Guttag Pläne hatte, den Maximus-Prototyp weiterzuentwickeln und an Endverbraucher:innen zu vermarkten.
Auch im Software-Bereich ist Meta auf Einkaufstour: Mehr als sechs VR-Studios standen bislang auf der Liste. Die letzte Übernahme der VR-Fitness-App Supernatural wird derzeit vom US-Kartellamt FTC überprüft. Snap kaufte zuletzt im Sommer das auf AR-E-Commerce spezialisierte Unternehmen Vertebrae.
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