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Apple Vision Pro: Ist Apple auf dem Holzweg?

Apple Vision Pro: Ist Apple auf dem Holzweg?

Apples Vision Pro ist ein leistungsstarker "Spatial Computer". Aber ist das wirklich der beste Weg für den iPhone-Hersteller, in den XR-Markt einzusteigen?

Gerüchte über ein VR-Headset von Apple faszinieren die Öffentlichkeit seit vielen Jahren. Von Anfang an war klar, dass Apple einen neuen Weg in die VR-Welt einschlagen würde, anstatt eine ähnliche Lösung wie Metas Quest 2 oder HTCs Vive auf den Markt zu bringen. Wir wussten auch, dass sie nicht an einen Computer angeschlossen werden muss, wie bei der Valve Index oder Windows Mixed Reality.

Ich erwartete eine schlanke, leichte Brille, Gestensteuerung mit Eye-Tracking, nahezu perfekte Mixed Reality und eine großartige Performance. Ich wollte eine nahtlose Integration mit dem iPhone, der Apple Watch, dem MacBook und den Apple-Diensten. Dafür war ich bereit, mehr als für eine Standard-VR-Brille zu zahlen, aber es müsste dennoch bei einem halbwegs erschwinglichen Preis bleiben.

Mann mit Apple Vision Pro, von der Seite aufgenommen.

Seitenansicht einer Person, die eine Vision Pro trägt. | Bild: Apple

Zwei von vier Punkten sind nicht gut genug für ein Apple-Produkt. Es ist sperrig, teuer und lässt offenbar Funktionen vermissen, die bei anderen VR-Brillen üblich sind.

Wo Apple falsch liegt

Leaks zeigten, dass Apples VR/AR-Brille einen Mac-Prozessor enthalten würde. Ein Hochleistungsgerät ist großartig, aber auch mit Kompromissen verbunden. Ein weiterer Leak verriet, dass Apples Brille eine externe Batterie benötigt.

Das klingt größer und schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Apple hat das genaue Gewicht nicht verraten, aber WWDC-Teilnehmer berichteten, die Vision Pro wiege über 500 Gramm. So wie das Gerät aus Glas und Aluminium aussieht, ist die Vision Pro nicht nur so schwer wie eine Quest 2, sondern auch so sperrig.

Rote Flecken nach dem Tragen von Apple Vision Pro für eine halbe Stunde.

Druckstellen im Gesicht nach halbstündigem Tragen der Apple Vision Pro. | Bild: WSJ

Wenn sie bequem ist, ist das Gewicht nicht unbedingt kritisch. Leider berichteten einige Anwender:innen, dass es schon bei der halbstündigen Demonstration zu sichtbaren Druckstellen und Schmerzen auf der Stirn kam.

Wie viel Leistung ist genug?

Ich denke, Apple verlangte zu viel Leistung von seiner ersten VR/AR-Brille.

Ein iPhone ist leistungsstark genug für AR-Anwendungen mit Schatten, Hand-Tracking, Gesichtserkennung und Okklusion von virtuellen Objekten im realen 3D-Raum. Ein iPhone-Pro-Modell verfügt über LiDAR, das Tiefendaten nahezu augenblicklich ermittelt.

Eine Person trägt ein HoloKit X, während ein iPad im Vordergrund die augmentierte Ansicht zeigt, die sie sieht.

Mit einem gekoppelten iPad lassen sich etwa bei Holo-Kit AR-Szenen anschauen. | Bild: MIXED

Ein Beispiel: Ich habe HoloKit X getrestet, ein Mixed-Reality-Gerät, das ein iPhone für Display, AR-Funktionalität und Verarbeitung verwendet. Es bietet helle, scharfe Grafiken mit Hand-Tracking und räumlichem Mapping für 129 Dollar.

Das kann Apples 3.500 Dollar teure Vision Pro natürlich nicht ersetzen, aber es zeigt, was mit dem leistungsstarken mobilen Chip des iPhones möglich ist.

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Apple Vision Special Edition?

Mit der Vision Pro schießt Apple in klar über das Ziel hinaus. Allein der Preis macht es für die meisten Menschen uninteressant. Auch wenn ich es mir leisten könnte, fehlt es der Vision Pro an Fitness- und Spiel-Funktionen. Sie wiegt zu viel, unterstützt keine Controller oder Geräte für haptisches Feedback und scheint hauptsächlich auf das Ansehen von Videos sowie Surfen im Internet ausgelegt zu sein.

Eine Apple Vision SE (Special Edition) könnte all diese Probleme beheben. Ausgehend von einem iPhone, das einen Großteil der benötigten Technologie enthält, könnte Apple ein preisgünstiges Modell für eine breitere Zielgruppe bauen.

Das Apple Vision Pro VR/AR-Headset wird mit Augen- und Hand-Tracking sowie mit der Stimme gesteuert.

Das Apple Vision Pro VR/AR-Headset wird mit Augen- und Hand-Tracking sowie per Sprache gesteuert. | Bild: Apple

Apple meldete 2008 ein Patent für eine iPhone-Halterung an, die am Kopf getragen wird, ähnlich Google Cardboard. Ein Anschlusspatent wurde 2022 angemeldet, was zeigt, dass Apple diese Idee noch nicht aufgegeben hat.

Apple Vision Pro ist ein tolles Stück Technik, dennoch bin ich von Apples erstem Versuch enttäuscht. Ich halte eine Vision SE, die ein iPhone erfordert, weniger als 1.000 Dollar kostet und mit Controllern für VR-Fitness und immersive Spiele kompatibel ist, für deutlich sinnvoller.

Wenn dabei etwas von der Leistung der Vision Pro verloren geht, ist das in Ordnung. Mein iPhone ist fast so schnell wie mein Laptop.

Noch eine Bitte zum Schluss: Lasst das Frontdisplay weg. Ich gebe die dabei eingesparten Euros gern für Spiele und Apps aus und verzichte dafür gern auf die eher unheimliche Projektion meiner Augen auf die Vorderseite des Headsets.

Quellen: USPTO, Wall Street Journal