VR mit Gefühl: Chemie auf der Haut soll kribbeln, betäuben, stechen

Reale Empfindungen erweitern das virtuelle Sehen mit der VR-Brille um zusätzliche Sinne. So wird die Virtual Reality realistischer. VR-Forschende aus Chicago wollen diesen Effekt mit chemischen Substanzen erreichen.
Bisherige Haptik-VR-Versuche wollen mit aufwendigen Controller-Designs oder mit ausgefallenen Ansätzen wie einer Drucklufthaut Gefühl in VR oder AR vermitteln. Eine Übersicht über die verschiedenen Ansätze findet ihr in unserer Liste mit Haptik-VR Projekten.
Viele dieser Ansätze erfordern allerdings teures Zubehör, das kompliziert zu produzieren oder für Nutzer:innen unbequem oder aufwendig zu tragen ist. VR-Entwickler:innen müssten außerdem ihre Software für die teils sehr unterschiedlichen Haptik-Ansätze optimieren. Deshalb bleiben Haptik-VR-Experimente häufig in der Forschungsphase stecken und schaffen es nicht zur Marktreife.
Chemical Haptics: Chemische Substanzen lösen zu VR passende Reize auf der Haut aus
Die Pumpen-Technik kann in einem Armband untergebracht oder etwa direkt an der VR-Brille befestigt werden, abhängig davon, an welcher Körperstelle das Haptik-Interface Wirkung erzielen soll. Die während des Forschungsprojekts entwickelten Mechaniken sind Open Source bei Github und können modifiziert oder erweitert werden.
VR-Haptik durch Chemie: Erste Probanden reagieren positiv
Die Forschenden stellen heraus, dass sich insbesondere betäubende Gefühle mit den chemischen Lösungen wirkungsvoll simulieren lassen, was mit mechanischen Haptik-Geräten nicht möglich sein soll. Außerdem könne der Chemie-Ansatz mehr Empfindungen auslösen. Mechanische Ansätze müssten dafür verschiedene Methoden und Motoren kombinieren. Das wiederum steigert den Entwicklungs- und Produktionsaufwand.
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In einer ersten Studie mit nur vier Proband:innen bekamen die Forschenden positives Feedback auf ihren Haptik-Ansatz. Alle Proband:innen beschrieben in den entwickelten Demo-Szenarien eine teils deutlich gestiegene Immersion und bevorzugten VR mit Chemie-Gefühl gegenüber rein visueller VR.
Einen Nachteil hat die chemische Haptik allerdings: Die Flüssigkeiten lösen Empfindungen relativ langsam aus, die schnelleren Substanzen schaffen das innerhalb der ersten 30 Sekunden. Für einen unmittelbaren Haptik-Effekt ist das zu langsam.
Die Forschenden empfehlen interessierten Designern daher, Haptik-Szenarien zu entwerfen, die auch mit Verzögerung noch Wirkung erzielen, wie eine steigende Umgebungstemperatur, eine Wunde oder ein Kribbeln. Gut eigne sich der Ansatz etwa für eine VR-gestützte Meditationsübung, bei der die Körperwahrnehmung gezielt auf einzelne Körperstellen gelenkt werden soll.
Letztlich werten die Forschenden ihren Ansatz als „ersten Schritt“ in Chemie-Haptik und wie die verschiedenen Substanzen mit der Haut zusammenspielen.
Im Fazit heißt es: „Jetzt, da wir wissen, dass die Haut mit flüssigen Stimulanzien verbunden werden kann, um einzigartige haptische Empfindungen zu erzeugen, könnte die künftige Forschung genauere Details dieser haptischen Empfindungen untersuchen: Übergänge von einer Empfindung zur anderen, neue Empfindungen durch Mischen von Substanzen, direkte Vergleiche dieser mit anderen traditionellen Anwendungen und natürlich die Verwendung speziell angefertigter Chemikalien.“
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