Neue VR-Brille Pico 4 ausprobiert: Besser als Meta Quest 2?

Neue VR-Brille Pico 4 ausprobiert: Besser als Meta Quest 2?

Ich habe Pico 4 auf der Gamescom 2022 ausprobiert. Wie gut ist die neue VR-Brille?

Meta Quest 2 ist derzeit insgesamt ziemlich konkurrenzlos. Die bisherige Konkurrenz für autarke VR-Brillen beschränkte sich bis heute auf Pico Neo 3 Link, die einige gute Features mitbringt, aber noch nicht zum Platzhirsch aufschließen konnte.

Mit der am 22. September 2022 vorgestellten VR-Brille Pico 4 greift Pico Meta nun frontal an. Pancake-Linsen und deutlich reduziertes Gewicht sowie ein konkurrenzfähiger Preis sollen Pico in Metas Zielgruppe wildern lassen und darüber hinaus neue VR-Enthusiasten erschließen.

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Kann das funktionieren? Ich hatte die Pico 4 auf der Gamescom 2022 auf dem Kopf. Nachfolgend meine Eindrücke.

Pico 4: Was für eine Erleichterung!

Schon als ich die Pico 4 (Alle Infos) in die Hand nehme, fällt das deutlich schmalere Design und daraus resultierend verringerte Gewicht auf. Das Headset sieht auch anders aus: Sie ist weniger blockig wie bisherige Standalone-VR-Brillen. Sie versucht eleganter zu sein und das gelingt ihr gut.

VR-Brille Pico Neo 4 freigestellt vor vieolettem Farbverlauf im Hintergrund, rechts und links die neuen VR-Controller

Eleganter und deutlich leichter: Die VR-Brille Pico 4. | Bild: Pico Interactive

Beim Aufsetzen wird das volle Ausmaß der Erleichterung durch das geringere Gewicht klar. Laut Pico bringt die Headset-Front nur noch 295 Gramm auf die Waage (etwa 40 Prozent weniger als bei Quest 2), mit Kopfhalterung und Batterie sollen es 586 Gramm sein. In jedem Fall spüre ich die Veränderung sofort, hauptsächlich vorn, am Gesicht, lastet viel weniger Gewicht auf mir. Damit und weil die Batterie am Hinterkopf ausgleichend wirkt, ergibt sich eine Komfortsteigerung, die sich in längeren VR-Sessions bemerkbar machen dürfte.

Wo wir gerade beim Komfort sind: Die Kopfhalterung und die Auflage am Hinterkopf haben sich kaum verändert. Letztere ist so unflexibel wie immer und ich muss das Headset wieder stark festziehen, damit es stabil sitzt und bei schnellen Kopfbewegungen nicht rutscht. Warum hier nicht mehr Arbeit in eine gute Kopfhalterung gesteckt wird, ist mir nicht klar – allerdings bekleckert sich Meta mit ihrem Standard-Billig-Strap für Quest 2 auch nicht gerade mit Ruhm.

Scharfes Bild und gefühlt größeres Sichtfeld

Die Gewichtsreduktion kommt unter anderem durch die Pancake-Linsen, die jetzt flach und glatt sind und keine Fresnel-Ringe mehr aufweisen. Dadurch, dass sich die flachen Linsen näher an meinen Augen befinden (meine Brille passte übrigens problemlos unter die VR-Brille), habe ich den Eindruck, dass das Sichtfeld größer ist als bei anderen VR-Brillen. Faktisch kann das allerdings nicht sein, das FOV beträgt "nur" 105 Grad.

Die Auflösung liegt mit 2.160 x 2.160 zwischen Pico 3 Link oder Quest 2 (1.832 x 1.920) und Vive Focus 3 (2.448 x 2.448). In Verbindung mit den fehlenden Fresnel-Ringen ist die Bildschärfe wirklich beeindruckend. Der Sweetspot scheint recht groß zu sein und auch die Bildklarheit von Rand zu Rand (Edge-to-Edge-Clarity) sieht ausgezeichnet aus. Diesen Ersteindruck muss ich allerdings noch durch einen genaueren Test bestätigen.

Sehr cool ist auch die Farbdurchsicht. Schalte ich um oder schiebe den Kopf durch das virtuelle Guardian-Gitter, wechselt das Bild auf Passthrough. Es ist schon ein enormer Unterschied, die reale Welt durch die VR-Brille in Farbe und scharf zu sehen. Für einen ausgiebigen Test von Latenz und möglicher Verzerrungseffekte blieb zwar keine Zeit, in der kurzen Probierphase wirkte das aber überzeugend gut.

Neue VR-Controller, aber kein Kabel für PC-VR

Die neuen VR-Controller der Pico 4 mit den diagonal über den Handrücken verlaufenden Trackingringen fühlen sich schwerer an als etwa die Touch-Controller der Quest 2. Das liegt unter anderem an den beiden austauschbaren AA-Batterien. Allerdings liegen sie optimal in der Hand und ermöglichen eine bessere Interaktion beider Hände bzw. Controller in nächster Nähe zueinander – etwa beim Nachladen in Half-Life: Alyx.

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Freigestellte VR-Brille Pico 4 von schräg rechts mit Controllern an beiden Seiten

Pico 4 bekommt neue VR-Controller. Dafür entfällt die Kabel-Verbindung fürs PC-VR-Streaming. | Bild: Pico Interactive

Den Sound der eingebauten Lautsprecher kann ich noch nicht beurteilen – der Pico-Stand auf der Gamescom war ziemlich laut. Wi-Fi-6 ist in das Headset integriert. Wenn die Pico-Software mitspielt, sollte Wireless Streaming möglich sein. Das kann ich aber noch nicht endgültig bestätigen. Im nächsten Jahr soll ein Wi-Fi-Dongle kommen, der eine direkte kabellose Verbindung zum PC ermöglicht. Meta arbeitet für Quest ebenfalls an einem solchen Zubehör.

Wireless Streaming ist auch die einzige Hoffnung, die PC-VR-Fans haben, denen die Pico 4 gefällt: Das Displayport-Kabel wurde gestrichen, einen Ersatz, etwa in Form einer USB-C-Verbindung, gibt es nicht. Der Grund: Pico 4 sei nur für natives, mobiles VR gedacht. Wer PC-VR-Streaming wolle, soll zur Pico Neo 3 Link greifen. Der geplante Wi-Fi-Dongle lässt diese Argumentation allerdings recht dünn wirken.

Fazit: Pico 4 bringt VR einen Schritt weiter

Kein Zweifel: Die neuen Linsen, die besseren Displays, Farbdurchsicht und das geringere Gewicht sind signifikante Schritte voran. In dieser Hinsicht schlägt Pico Meta erstmals: Das Konkurrenz-Headset Quest 2 kann hier nicht mithalten. Pico 4 geht in die richtige Richtung und das fühlte sich in der kurzen Ausprobiert-Session schon ziemlich gut an.

Beim Komfort bleibe ich kritisch: Die Kopfhalterung bleibt mäßig bequem und könnte ein richtiges Upgrade vertragen. Dafür sind die VR-Controller gelungen – zwar etwas schwerer, aber sie liegen gut in der Hand.

Das Wi-Fi-Streaming soll erst mit dem Dongle zu einer Streaming-Alternative werden. Auf das Kabel verzichtete Pico komplett, was ich für einen Fehler halte, denn es bringt ein anderes großes Problem in den Vordergrund: Dem Pico Store fehlt die Breite an Apps und VR-Spielen.

Zwar bemühen sich die Chinesen, mehr Apps und Spiele in den Store zu holen (etwa The Walking Dead: Saints & Sinners 2), aber Meta hat hier einfach einen enormen Vorsprung. Wenn ich dann nicht auf SteamVR zugreifen kann, muss ich mir schon genau überlegen, ob sich das für mich lohnt.

Der Preis von 429 EUR für die 128-GB-Version ist aber auf jeden Fall eine echte Alternative – und eine Kampfansage an Meta: Wir können auch Subventionierung, um mit Macht in einen Markt zu drängen.

Ausführliche Tests müssen jetzt zeigen, wie gut Pico 4 im täglichen Gebrauch ist und ob der Ersteindruck bestätigt werden kann.

Pico 4 erscheint in Deutschland am 18. Oktober 2022.

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Die Pico 4 kostet 429 EUR (128 GB) oder 499 EUR (256 GB). Alle Infos findet ihr in unserem Pico 4 Test. Die Pico 4 Enterprise (256 GB) kostet 1.069 EUR.

Pico 4
Pico 4 Enterprise

Pico 4 vs. Quest 2: Vergleich der Datenblätter