Meta startet ins Metaverse: So urteilen erste Tester
Letzte Woche launchte Horizon Worlds, Metas Versuch, eine Metaverse-Plattform zu bauen. Was sagt die US-Presse?
Horizon Worlds steht seit dem 9. Dezember allen Bürger:innen der USA und Kanada offen, die 18 Jahre oder älter sind und eine Meta Quest 2 (Test) oder Oculus Rift (S) besitzen. Die Unterstützung für Meta Quest 1 läuft am 13. Januar 2022 aus.
Die Metaverse-Plattform ist schon lange in Entwicklung und steckt nach dem Nordamerika-Launch noch immer tief in der Betaphase. Mehr als zwei Jahre nach der Ankündigung wurde es wohl endlich Zeit, die Tore für ein breiteres Publikum zu öffnen und womöglich neue Weltgestalter:innen zu gewinnen.
___STEADY_PAYWALL___Das letzte Mal hat Meta der US-Presse im August 2020 Horizon Worlds vorgeführt und die Eindrücke waren so lala. Was wurde in der Zwischenzeit verbessert und überzeugt die Plattform nun?
Inhalt
UploadVR: "Rec-Room-Kopie und jetzt?"
Ian Hamilton kann nicht umhin, Horizon Worlds mit der konkurrierenden Metaverse-Plattform Rec Room zu vergleichen. Der größte Unterschied zu dieser sei, dass Nutzer:innen sich mit einem Facebook-Konto einloggen und 18 Jahre oder älter sein müssen und dass es keine 2D-Version für den PC, Konsolen und Smartphones gibt. "Horizon Worlds ist mehr oder weniger Rec Room, aber ohne herum rennende Kinder", schreibt Hamilton.
Die Werkzeuge, mit denen man (wie in Rec Room) eigene Welten baut, seien robust. Man könne die Werke Anderer benutzen, aber einen Marktplatz gebe es noch nicht. Stattdessen veranstaltet Meta Wettbewerbe, in denen Gestalter:innen mit Preisgeld belohnt werden.
Horizon Worlds nähere sich bei Feinschliff und Komplexität Konkurrenten wie Rec Room und VRChat. Unklar sei, wie es weitergeht und was die Plattform darüber hinaus werde leisten können.
Road to VR: Tolle Werkzeuge, wenig Anreize
Ben Lang nennt das aktuelle Horizon Worlds eine "runde Erfahrung", die "exzellente Werkzeuge" biete. Das Fundament sei gleich geblieben, aber die Systeme seien verbessert und das Erlebnis optimiert worden.
Beim letzten Mal hätten sich in einer Welt nur acht Nutzer:innen aufhalten können, jetzt sind es 20 – abhängig von der Komplexität der Szene. Ein weiterer Bonus seien die neuen, lebensechteren Avatare.
Der Weltenbaukasten sei durch und durch kollaborativer Natur: Bis zu vier Freunde gleichzeitig können an einem Projekt arbeiten und was sie tun, werde in Echtzeit synchronisiert. "Das vermittelt ein wirklich starkes Gefühl der Ko-Gestaltung", schreibt Lang.
Horizon Worlds biete schon jetzt ein "eindrucksvolles Gesamtpaket". Ob es Erfolg haben werde, hänge von der Qualität der nutzergenerierten Inhalte ab und wie einfach es ist, diese zu teilen und zu entdecken. Meta müsse mehr monetäre Anreize für talentierte Gestalter:innen schaffen, die andernfalls lieber bei der Konkurrenz wie Rec Room oder Roblox bleiben.
CNET: Ein Metaverse mit vielen Fragen
Horizon Worlds sei eine vertraute Mischung aus Rec Room, AltspaceVR und VRChat, aber die Werkzeuge und Coding-Features könnte Metas Plattform von der Konkurrenz abheben, schreibt Scott Stein.
Es bleibe abzuwarten, wie erfolgreich das Unternehmen bei der Moderation größerer Gruppen und der Vermeidung toxisches Verhaltens in VR sein werde. "Meta wird zeigen müssen, dass diese neuen öffentlichen Räume besser kontrolliert werden können als andere soziale VR-Apps – und Facebook selbst."
Die VR-App sei zwar für Erwachsene gedacht, die würden ihre VR-Brille jedoch häufig ihren Kindern leihen. Es sei unklar, wie Meta die Altersbeschränkung durchsetzen werde.
Das Unternehmen vertraue auf Gestalter:innen, die Ressourcen austauschen und gemeinsam neue Ideen entwickeln, aber derzeit sei noch nicht definiert, wie diese kollaborative Kreativität mit Konzepten wie Eigentum und Handel zusammenpassen.
Horizon Worlds wirke charmant und vertraut, aber auch ein wenig verbuggt und cartoonhaft. Es sei unklar, wie es aus der Masse an Metaverse-Apps herausstechen wolle.
In Worlds könne man sich von Welt zu Welt teleportieren, aber es gebe noch viel zu tun, bevor sich Horizon Worlds wie das soziale Universum anfühlt, das "gleich um die Ecke" ist.
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Techradar: "Ready Player Meh"
Lance Ulanoff ist enttäuscht von Metas frühem "Meh-taverse". Der Avatar-Editor biete viele Anpassungsmöglichkeiten, jedoch nicht genug, um ein ihm ähnliches digitales Abbild zu erschaffen.
Auch die Welten selbst fand Ulanoff dröge: "Während einige Teile von Horizon Worlds beeindruckend sind, wie zum Beispiel der räumlich verortbare Sound, sind die meisten Umgebungen klein und spärlich bevölkert", schreibt Ulanoff. Die Erfahrungen würden langsam laden und keine von ihnen sei "transformativ".
"Die Spiele, die ich ausprobiert habe, wurden offenbar von Nutzer:innen entwickelt, was das unglaublich rohe Aussehen und die rudimentären Funktionen erklärt", schreibt Ulanoff. Erst im von Meta entwickelten Hub, dem Plaza, sah er das Potenzial in Form besserer Grafik, mehr anwesenden Menschen und unterhaltsamer Aktivitäten.
"Ich würde Horizon Worlds nicht als inspirierend oder beeindruckend bezeichnen. Die Plattform ist spärlich bevölkert, visuell langweilig und im Moment schmerzhaft klein. Es ist unwahrscheinlich, dass es jemanden davon überzeugt, dass das Metaverse gleich um die virtuelle Ecke liegt", resümiert Ulanoff.
In Sachen Nutzererfahrung sei Horizon Worlds ein großer Sprung nach vorne im Vergleich zu Metas Event-App Horizon Venues (Test). Die Metaverse-Plattform wirke schon jetzt ansprechender und vielversprechender.
Aber da Horizon Worlds sich für Millionen von Nutzer:innen öffnet, müsse Meta zuerst beweisen, dass es in der Lage ist, auf einer sozialen Plattform wie dieser für Sicherheit zu sorgen.
Was sagen VR-Enthusiasten?
Und was sagen langjährige VR-Fans zu Horizon Worlds? In der VR-Gemeinschaft trifft Metas Plattform auf wenig Begeisterung, zumindest wenn man in die Reddit-Foren schaut.
Ein Reddit-Nutzer namens lman777 glaubt, Horizon Worlds habe vor allem ein Problem: Die Welten sind visuell schlicht nicht ansprechend genug. Kreative müssten mehr Gestaltungsfreiheit bekommen und 3D-Modelle importieren müssen, ähnlich wie bei VRChat.
Das Problem: Die VR-Welten müssen flüssig auf einem mobilen Chip laufen und viele Nutzer gleichzeitig darstellen können. Technisch ist das eine riesige Herausforderung und der Grund, weshalb die Meta Quest 1 bald nicht mehr unterstützt wird. Der darin verbaute Chip ist alt und vergleichsweise langsam. Mit der Optimierung für Quest 2 könnten die Welten womöglich etwas komplexer, größer und schöner werden.
Laut The Verge wird es in Zukunft möglich sein, auf einem Desktop-Rechner statt nur in VR zu programmieren, was bessere Interaktionen und Spielmechaniken mit sich bringen könnte. Außerdem plant Meta mit einer 3D-Modellbibliothek für Horizon Worlds, wodurch man die Umgebungen leichter mit virtuellen Gegenständen dekorieren kann.
Metas nächste VR-Brille bringt realistischere soziale Interaktion
Der Reddit-Nutzer Dougwm1337 denkt, dass es nicht an den Umgebungen liegt, dass Horizon Worlds wenig attraktiv ist, sondern an den sozialen Interaktionen und Avataren, die nicht genug realistisch sind. "Die aktuellen Avatare sind zwar cool, aber es ist immer noch so, als würde man versuchen, in einem Taucheranzug Kontakte zu knüpfen", schreibt Reddit-Nutzer Dougwm1337.
Metas nächste VR-Brille Cambria dürfte Abhilfe schaffen, da sie Augen- und Gesichtstracking unterstützt. Bislang interpretiert eine Künstliche Intelligenz die Mimik anhand von Körperbewegungen und Mikrofon-Input.
"Wenn die persönlichen Interaktionen realistisch genug wären, bräuchte man nicht einmal interessante Umgebungen. Die Menschen sind schon von sich aus unendlich interessant", meint Dougwm1337.
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