Doom 3: VR Edition Test - Lohnt der erneute Höllentrip dank VR?
Mit Doom 3: VR Edition findet ein klassischer Ego-Shooter seinen Weg in die Virtual Reality. Hebt Playstation VR und der Aim Controller das Spiel auf ein neues Immersionsniveau?
Doom 3 ist nicht wegzudenken aus der jüngeren Geschichte der Virtual Reality. Auf der E3 2012 präsentierte John Carmack einen Prototyp der Oculus Rift samt eigens programmierter Doom 3-VR-Demo. Die Kombination aus VR-Brille und bekanntem Ego-Shooter ließ das Potenzial der Technologie erahnen und trat damit einen Hype los, ohne den die Entwicklung der Virtual Reality womöglich einen ganz anderen Verlauf genommen hätte.
Knapp neun Jahre später bringt Bethesda eine offizielle VR-Portierung des Ego-Shooters für Playstation VR heraus. Wie schlägt sich das Spiel in Virtual Reality und macht es die erneute Reise zum Mars lohnenswert?
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Ein etwas anderes Doom-Spiel
In Doom 3 schlüpft ihr in die Rolle eines namenlosen Marine und reist zu einer Forschungsstation auf dem Mars, in der unheimliche Dinge vor sich gehen. Schon kurz nach der Ankunft bricht die Hölle los: ein Tor zu einer anderen Dimension öffnet sich und blutrünstige Dämonen überfallen die riesige Anlage.
Eure Aufgabe ist klar: Ihr müsst das Massaker überleben und das Böse vernichten. Dabei ballert ihr euch durch eine Vielzahl Forschungslabore und schließlich durch die Hölle selbst. Das Leveldesign ist dabei streng linear.
Das 2004 zuerst für den PC erschienene Doom 3 spielt sich anders als die Doom-Teile davor und danach. Es setzt stärker auf Horror als temporeiche Ballerei und versucht im Ansatz, eine Geschichte zu erzählen. Deswegen gibt es immer wieder Zwischensequenzen und geskriptete Ereignisse. Darüber hinaus findet man schriftliche Hinterlassenschaften der Forscher und erfährt daraus, wie es zu der Katastrophe kommen konnte.
Ein betagtes Spieldesign
Mit solchen Mitteln wollte das Entwicklerstudio id Software die Doom-Marke modernisieren. Gelungen ist das nur bedingt. Doom 3 ist weder ein klassisches Doom-Spiel, dazu fehlt ihm die atemlose Brachial-Action, noch vermag es, eine besonders spannende Geschichte oder glaubhafte Welt zu erschaffen.
Spätere Teile wie Doom (2016) und zuletzt Doom Eternal (2020) konzentrierten sich wieder auf die klassische Ballerformel, die die Reihe bekannt gemacht hat.
Rückblickend ist es kaum vorstellbar, dass Doom 3 im gleichen Jahr wie Half-Life 2 erschien. Die Gegner-KI, das Leveldesign und die Spielmechanik waren schon 2004 nicht mehr auf der Höhe der Zeit und Valves Meisterwerk verstärkte diesen Eindruck noch, indem es die Messlatte in allen Bereichen höher legte. Die VR-Portierung kann an alledem nichts ändern: Das Spiel bleibt im Kern dasselbe.
Schwache Grafik mit PS4
Auch grafisch ist Doom 3 nicht besonders gut gealtert und die VR-Version macht dies offensichtlich. Mit der VR-Brille sieht man die Spielwelt aus nächster Nähe, sodass detailarme Charaktere und Texturen stärker auffallen als auf einem Monitor. Die für die damalige Zeit spektakulären Echtzeitschatten gefallen hingegen auch heute noch, auch wenn sie mittlerweile zum Standardrepertoire moderner Computerspiele gehören.
Ich habe Doom 3: VR Edition mit einer Standard-PS4 getestet, auf der das Spiel in einer bedauernswert tiefen Auflösung dargestellt wird. Um Aliasing-Effekte zu kaschieren, griff das mit der Portierung betraute Studio Archiact auf einen Unschärfefilter zurück, wodurch das Spiel stark verwaschen wirkt. Gut möglich, dass Doom 3 mit einer PC-VR-Brille oder auf der PSVR 2 recht ansehnlich wäre. Auf der Standard-PS4 sieht es grausig aus.
Der Aim Controller rockt
Doom 3: VR Edition kann man mit dem Dualshock 4-Controller oder dem eigens für Playstation VR entwickelten Aim Controller spielen. Die Move-Controller werden nicht unterstützt.
Das Gamepad wird vom Trackingsystem räumlich erfasst, sodass man die Wummen in einem eingeschränkten Bereich frei bewegen kann. Besonders immersiv ist das allerdings nicht, da die Haptik des Gamepads in keinster Weise mit dem der Gewehre übereinstimmt.
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Ganz anders, nämlich phantastisch, fühlt sich das Waffenhandling mit dem Aim Controller an. In Doom 3 werden die meisten Gewehre zweihändig gehalten. Egal ob Schrotflinte, Maschinengewehr oder Plasmakanone: Mit der Plastikwumme in den Händen steigt der Immersionslevel um den Faktor Drei. Das Gewicht und haptische Feedback des Zubehörs sorgen für ein tolles Ballergefühl, das kein anderes VR-Systemen bietet.
Ein solider VR-Port
Archiact hat das Original hier und da an Virtual Reality angepasst, ohne viel am Spiel zu ändern: Die Gesundheitsanzeigen sitzen jetzt in Form einer Smartwatch am Handgelenk und die Munition lässt sich direkt an der Waffe ablesen. Durch die Spielwelt kann man sich lediglich fließend bewegen. Wer empfindlich darauf reagiert, kann einen künstlichen Tunnelblick aktivieren.
Leider führt das eingeschränkte räumliche Tracking des Dualshock 4-Controllers immer wieder dazu, dass die Waffen driften und binnen Minuten in eine andere Richtung zeigen als der Controller. Eine Neukalibrierung lässt sich dadurch bewirken, dass man das Gamepad einmal schnell vor der PS4-Kamera dreht. Optimal ist das nicht.
Gepfuscht hat das Studio bei der Darstellung der Größenverhältnisse: Räume und Figuren scheinen seltsam unterdimensioniert, was der Immersion schadet. Ansonsten ist die VR-Portierung solide. Wie viele PSVR-Titel hat sie mit den Einschränkungen des VR-Systems zu kämpfen: Die Grafik könnte deutlich besser sein und man kann sich nicht so frei bewegen wie mit anderen VR-Brillen.
Fazit: Richtig gut nur mit Aim Controller
Ich habe Doom 3 vor 16 Jahren verschlungen. 2021 kann ich diese Faszination nicht mehr nachvollziehen - auch nicht in VR.
Klar: Das Spiel faszinierte mich vor allem wegen seiner Grafik. Die leidet jedoch stark an der Auflösung und Unschärfe der PSVR-Version. Ich hoffe, dass der Titel früher oder später für PC-VR-Brillen kommt oder in einer aufgebohrten Version für PSVR 2. Eine VR-Mod für den PC gibt es bereits.
Das Beste an Doom 3: VR Edition ist das Aim Controller-Spielerlebnis, das einen ordentlichen Immersionsschub bringt. Wer das Zubehör besitzt, Doom 3 unbedingt in VR erleben will und fließende Fortbewegung verträgt, darf den Kauf erwägen. Alle anderen sind mit dem 2D-Original wahrscheinlich besser bedient.
Ein weiteres Argument für Doom 3: VR Edition ist der Umfang: Die VR-Portierung enthält neben dem Hauptspiel die beiden Erweiterungen Resurrection of Evil und The Lost Mission, also insgesamt recht viel Spiel. Der Mehrspielermodus wurde hingegen entfernt.
Übrigens: Wer eine Oculus Quest und das PC-Original besitzt, kann Doom 3 dank TeamBeef auf der autarken VR-Brille spielen. Wie das geht, erkläre ich im Artikel Die besten Retro-Ports. Für PSVR und PC-VR-Brillen gibt es außerdem das deutlich schnellere Doom VFR (Tests).
Doom 3: VR Edition wird euch gefallen, wenn ihr ...
- den Aim Controller besitzt,
- das Originalspiel mögt und
- mehr als zehn Stunden Unterhaltung erwartet.
Doom 3: VR Edition wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...
- tolle Grafik erwartet,
- euch im Dunklen fürchtet und
- und keine fließende Fortbewegung vertragt.
Doom 3: VR Edition könnt ihr hier kaufen:
Unterstützte Geräte | Store | Preis |
---|---|---|
Playstation VR | Playstation Store | 19,99 Euro |
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