Horrorgemälde "Der Schrei": In Virtual Reality wird es lebendig

Horrorgemälde

Die Figur steht mit aufgerissenem Mund und Augen da, als würde sie vor Schrecken in den roten Abendhimmel schreien. Dieses Bildmotiv kennt wohl fast jeder. Doch was bedeutet es? Die VR-Erfahrung "The Scream" spürt den Ursprüngen und Stimmungen in Edvard Munchs berühmtem Gemälde mittels Virtual Reality nach.

Man steht in einem verlassenen Museumsraum. Direkt vor einem hängt die wohl bekannteste Variante von Munchs Bildmotiv aus dem Jahr 1893 (siehe Wikipedia). Das Gemälde ist in hoher Auflösung gerendert, sodass man fast das Gefühl hat, vor dem Original zu stehen. Mit der VR-Brille kann man es von allen Seiten und ganz aus der Nähe betrachten.

In den nächsten zehn Minuten wird das Bild immer wieder lebendig und versinnbildlicht in kurzen Szenen die darin ausgedrückten Themen und Stimmungen: die in ihrer Erhabenheit bedrohlich wirkende Natur, die Allgegenwärtigkeit des Todes, die Enge und Ausweglosigkeit des Daseins. Dabei greift The Scream zu teils rabiaten darstellerischen Mitteln. Aus der Kunstlehrstunde wird so stellenweise ein Gruselkabinett.

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Zwischendurch lauscht man vorgetragenen Zitaten aus Munchs Aufzeichnungen und Ausführungen einer Erzählerin und erfährt so mehr über die Erlebnisse, die Munch zu dem Gemälde inspirierten: etwa durch einen fernen Vulkanausbruch bewirkte Himmelserscheinungen und der Anblick einer peruanischen Mumie.

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Die etwas später entstandene Lithografie ist ebenfalls zu sehen. BILD: Cinétévé Expérience / ARTE France

Verständniszugewinn oder Spielerei?

Für Kunstlaien dürfte die VR-Erfahrungen eine brauchbare Kurzeinführung in Munchs Motiv samt wichtiger Hintergründe liefern. Kenner hingegen dürften ob der Effekthascherei die Nase rümpfen.

Die Macher wollten die Wirkung des Bildes mittels digitaler Effekte verstärken, in eine moderne Sprache des Horrors übersetzen und damit einer jüngeren Generation verständlich machen. Das ist einerseits legitim, andererseits frage ich mich: Muss das wirklich sein? Reicht es nicht aus, sich das Gemälde selbst anzuschauen?

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In das Bild selbst kann man nicht eintreten. Aber wer weiß? Vielleicht nimmt sich das schwedische Duo von Art Plunge Edvard Munchs Schrei an? Das Paar hat gezeigt, dass man klassische Kunstwerke in 3D übersetzen kann, ohne den Geist des Originals anzutasten.

The Scream ist kostenlos bei Steam erhältlich. Unterstützt werden Oculus Rift, HTC Vive und Valve Index. Die Sprachausgabe liegt in Englisch, Französisch und Deutsch vor.

Titelbild: Cinétévé Expérience / ARTE France

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