Second-Life-Comeback: Gründer setzt nicht auf VR

Second-Life-Comeback: Gründer setzt nicht auf VR

Überraschend kehrte Second-Life-Gründer Philip Rosedale als Berater zu seinem Ursprungs-Metaverse-Projekt zurück. Das Potenzial von Social-VR schätzt er weiter gering ein.

Mit der Social-Plattform High Fidelity wollte Rosedale ins Virtual-Reality-Metaverse starten, lange bevor aus Facebook Meta wurde. Trotz Millionen-Investitionen scheiterte seine Idee. Schuld hatte laut Rosedale insbesondere die technisch unfertige VR-Brille.

Jetzt investiert Rosedale überraschend ein Restgeld von High Fidelity in Second Life, seinem ersten Metaverse-Projekt. Hier sieht er wieder Wachstumspotenzial - unabhängig von VR.

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Ist VR nicht divers genug?

Einen großen Wachstumsplan für Second Life hat Rosedale noch nicht. Aber seine ehemalige Lieblingstechnologie wird es wohl nicht auf die Liste schaffen: Der frühere Enthusiast sieht VR weiter skeptisch. Unter anderem stört ihn die aus seiner Sicht einseitige Nutzergruppe.

"Es gibt tonnenweise Leute, die die Oculus Quest 2 kaufen, aber das bedeutet nicht, dass es eine Vielzahl von Leuten gibt, die sie benutzen", sagt Rosedale im Gespräch mit Protocol.

Laut Rosedale fühlt sich nicht jeder Mensch wohl damit, in Virtual Reality isoliert und damit blind gegenüber der Realität zu sein. "Das wird das Geschlecht, das Alter und alles andere in Bezug auf die Nutzung der Geräte verzerren", sagt Rosedale.

Wenn nicht alle Menschen die VR-Brille mit gleicher Begeisterung aufziehen, könne das etwa zu Probleme für den VR-Einsatz am Arbeitsplatz werden. "60 Prozent der Leute werden sich bei der Benutzung sehr unwohl fühlen, und 30 Prozent der Leute werden sagen: 'Das ist großartig'."

Auch Meta will die eigene Social-VR-Plattform Horizon über kurz oder lange ohne VR-Brille am Monitor zugänglich machen, auch wenn Virtual Reality derzeit noch die zentrale Rolle spielt.

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Avatar-Meetings sind Rosedale noch zu kompliziert

Unabhängig von VR denkt Rosedale, dass die Kommunikation durch Avatare "Dinge vermissen lässt" und nicht so effektiv sei wie etwa ein Zoom-Call. "Wir sind einfach noch nicht so weit", sagt Rosedale.

Social-Gaming-Welten wie Roblox oder Fortnite seien zwar sehr beliebt, es fehlten aber Alternativen außerhalb des Gamings. "Der Besuch eines Konzerts oder eines Arbeitstreffens, diese Erfahrungen funktionieren noch nicht wirklich."

Einen Neustart für Second Life hält Rosedale für schwierig, da die Plattform über rund 20 Jahre gewachsen sei und mit ihr die ökonomischen und sozialen Verhältnisse. Jede Änderung könne diese gewachsenen Strukturen brechen. Ein komplett neues Projekt schließt er daher nicht aus.

Als wichtig für Second Life erachtet Rosedale einen Fokus auf den Mobilmarkt, diesen habe Linden Lab beim Marktstart 2003 verpasst. Weitere Verbesserungen könnten Webcam-basiertes Avatar-Tracking, Unterstützung für mehr Avatare gleichzeitig im selben Raum und eine Kommunikationsalternative zu herkömmlichen Video-Calls sein.

In jedem Fall wird Rosedale weder bei Second Life noch bei einem eventuellen neuen Projekt auf ein werbebasiertes Geschäftsmodell setzen: "Wenn das Metaversum erfolgreich sein soll, muss es auf der Grundlage des [eigenen] wirtschaftlichen Erfolgs gelingen", sagte er.

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Quellen: Protocol, Titelbild: Christopher Michel bei Flickr, CC BY 2.0