Second Life: Ab ins Metaverse - Gründer will es noch mal wissen

Der Second-Life-Miterfinder Philip Rosedale kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Mit ihm und im Zuge des Metaverse-Hypes soll Second Life wieder Fahrt aufnehmen.
Second Life wird häufig als Flop bezeichnet. Zu Unrecht, betrachtet man die Zahlen: Der Metaverse-Vorreiter hat laut Brett Linden, Marketing-Chef des Entwicklungsstudio Linden Lab, mehr als 70 Millionen registrierte Nutzer:innen. Zehntausende von ihnen sind nach aktuellen Statistiken noch immer monatlich aktiv.
Laut Linden Lab hat Second Life im 19. Jahr seit dem Go-live gerade "eines der stärksten Jahre aller Zeiten hinter sich". Das Unternehmen spricht von "einer wachsenden Nutzerbasis und einer boomenden Wirtschaft, die ein jährliches BIP von 650 Millionen US-Dollar mit 345 Millionen Transaktionen von virtuellen Waren, Immobilien und Dienstleistungen aufweist."
Ab ins Metaverse: Aller guten Dinge sind drei?
Im Zuge des VR-Hypes startete Rosedale 2013, nach seinem Rückzug bei Linden Lab, einen zweiten Metaverse-Versuch. Doch seine Virtual-Reality-Plattform High Fidelity scheiterte trotz Millionen-Investitionen kolossal. Schuld an dieser Misere hatte für Rosedale insbesondere die klobige, unausgereifte VR-Brille. Auch Linden Labs eigene VR-Welt Sansar war nicht erfolgreich.
Philip Rosedale: Ein zweites Leben mit Second Life
Jetzt gibt Rosedale überraschend bekannt, dass er zu Linden Lab zurückkehrt - für ein zweites Leben mit Second Life. Bei seinem alten Studio will er als strategischer Berater agieren und es im Zuge des Metaverse-Hypes bei der Expansion unterstützen.
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Bradford Oberwager, Vorsitzender der Second Life-Muttergesellschaft Linden Research, will Second Life mithilfe von Rosedale neuen Schwung verleihen. Kommende Upgrades der Digitalwelt sollen sich auf soziale und wirtschaftliche Komponenten konzentrieren. Second Life soll wieder wachsen.
Als Motivation für seine Rückkehr nennt Rosedale das aus seiner Sicht kritische Werbe-Geschäftsmodell von Konzernen wie Meta, das sich im Metaverse-Kontext als noch schädlicher erweisen soll. "Ich glaube, dass es ein echtes, existenzielles Risiko durch die Art und Weise gibt, wie es umgesetzt wird", sagt Rosedale dem Wall Street Journal.
"Niemand ist auch nur annähernd in der Lage, eine virtuelle Welt wie Second Life aufzubauen", sagt Rosedale bei seiner Rückkehr. "Big Tech, das VR-Brillen verschenkt und auf werbegesteuerte, verhaltensmodifizierende Plattformen ein Metaversum aufbauen will, wird keine magische, einheitliche digitale Utopie für alle schaffen."
Second Life hingegen sei eine "positive, bereichernde Erfahrung für seine Bewohner", biete Platz für Millionen weitere Nutzer:innen und habe ein "florierendes Abonnementgeschäft". "Virtuelle Welten müssen keine Dystopien sein", sagt Rosedale.
Er bringt neben seinem Erfahrungsschatz eine kleine Gruppe Entwickler:innen, eine Reihe von Patenten sowie eine nicht näher bezifferte finanzielle Beteiligung über seine eigene Firma High Fidelity mit.
Dass Rosedale, ähnlich wie Meta, bei Second Life verstärkt auf Virtual Reality setzt, ist eher unwahrscheinlich. Anfang Dezember 2021 äußerte er sich noch kritisch über Metas Metaverse-Pläne und VR-Technik generell: "Die Leute wollen nicht den ganzen Tag mit einer VR-Brille als Cartoon-Avatar herumlaufen", sagte Rosedale. Über seine Meta-Kritik sprechen wir ausführlich im MIXEDCAST #276.
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