Lynx-R1: Kompakte XR-Brille mit einzigartigen Linsen
Im September will ein Pariser Start-up die erste autarke Mixed-Reality-Brille auf den Markt bringen: die Lynx R-1. Auf Youtube enthüllte das Team ein Gerät mit kompaktem Formfaktor, das VR und AR kann.
Offiziell vorgestellt wurde die Lynx-R1 bereits Anfang Februar. Im Sommer 2020 sollten die ersten Geräte ausgeliefert werden. Dann kam die Corona-Krise und vereitelte die Pläne des Start-ups.
Auf Youtube zeigte Lynx-Gründer Stan Larroque jetzt, woran das zehnköpfige Team in den vergangenen Monaten arbeitete und präsentierte ein vollkommen neues Design der Mixed-Reality-Brille.
___STEADY_PAYWALL___Das im Februar vorgestellte Gerät sah noch wie eine herkömmliche VR-Brille aus. Zwei Frontkameras filmen die Umgebung und streamen die Bilder auf die Displays, wo sie um digitale Elemente erweitert werden können. Dadurch wird Durchsicht-Mixed-Reality möglich.
Neues Design mit offener Bauform
Das neue Design der Lynx R-1 besteht aus zwei Teilen: dem neuen Herzstück der Lynx-R1, einem äußerst kompakten, circa zwei Finger dicken optischen Modul und einem Gesichtspolster, das bei VR-Anwendungen zum Einsatz kommt und die Augen vor der Außenwelt abschirmt.
Ermöglicht wird der ungewöhnlich schmale Formfaktor durch eine neue Linsenbauform, dank derer der Abstand zwischen Display und Linsen erheblich reduziert werden konnte.
Die Speziallinsen kamen zwar bereits im alten Brillenmodell zum Einsatz, Lynx konnte die Technik aber offenbar stark miniaturisieren. Das folgende Bild zeigt das optische Modul samt Speziallinsen aus der Nähe.
Für den Mixed-Reality-Einsatz lässt sich das Gesichtspolster jetzt komplett entfernen (siehe Titelbild), sodass die periphere Sicht frei bleibt. Das erleichtert laut Larroque die Orientierung und verhindert Übelkeit.
Die folgende Grafik zeigt in blauer Farbe die Größe des Sichtfelds, in dem VR- und AR-Grafiken sichtbar sind, nämlich circa 90 Grad horizontal und vertikal. Die schwarzen Bereiche des Sichtfelds durch die Technik komplett verdeckt. Die grauen Stellen sind von bloßem Auge sichtbar.
Raumtracking, Handtracking, Eyetracking
Durch die Miniaturisierung der Technik soll das Gerät noch bequemer zu tragen sein. Die Batterie, die bis zu drei Stunden durchhält, ist aus Gründen der Gewichtsverteilung noch immer im hinteren Teil der Kopfhalterung verbaut.
Im optischen Modul sind wie gehabt sechs Kameras verbaut: Zwei HDR-fähige RGB-Frontkameras, die die Umgebung filmen und in Echtzeit auf die beiden LC-Displays streamen sowie zwei kleinere Schwarzweißkameras, die für räumliche Bewegungserfasssung und optisches Handtracking zuständig sind. Zwei weitere Kameras befinden sich an der Innenseite des Moduls und sind fürs Eyetracking verantwortlich.
Die Software für Hand- und Fingererfassung stammt von Ultraleap, während Lynx aufseiten der Hardware auf eine eigene Lösung setzt. Das optische Handtracking ist der primäre Eingabemodus, optionale 3-DOF- und 6-DOF-Controller sollen von Drittherstellern kommen. Eine Ankündigung der Hardwarepartner steht noch aus.
Starker Chip und Justierbarkeit
Laut Larroque sollen die Durchblick-Kameras den XR-Brillenträgern visuelle Superkräfte verleihen. Dank HDR-Tauglichkeit sollen beispielsweise Soldaten durch Explosionen, Nebel und sehr helles Licht hindurchsehen können. Das Raumtracking ist allerdings für Innenräume optimiert und wurde noch nicht in Außenumgebungen getestet.
Die Lynx-R1 wird einen mechanischen Regler zur Einstellung des Augenabstands bieten. Die Displays und Linsen können um rund sechs Millimeter in beide Richtung verschoben werden und unterstützen so Augenabstände zwischen 56 und 70 Millimeter. Das Eyetracking soll beim Einstellen des Augenabstands helfen.
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Bereits bekannt war, dass Lynx auf Qualcomms leistungsstarken, auf VR und AR optimierten XR2-Chip setzt. Per USB-C-Eingang werden Nutzer das Gerät um weitere Sensoren, Akkus oder ein 5G-Modem erweitern können. Selbst das Anschließen der VR-Brille an einen PC ähnlich Oculus Link soll per USB-C möglich sein. Das Gerät unterstützt außerdem den Wifi 6 und Bluetooth 5.
Investoren gesucht
Die Mixed-Reality-Brille richtet sich an Unternehmen und professionelle Anwender, wird von Lynx an individuelle Wünsche des Kunden angepasst und darf von Unternehmen unter eigenem Namen verkauft werden.
Die ersten Entwicklerkits sollen Mitte August verschickt werden, die Massenfertigung beginnt im September, die Auslieferung folgt Ende des gleichen Monats. Das Gerät kann auf der offiziellen Internetseite bestellt werden und kostet 1.500 US-Dollar.
Derzeit sucht das Start-up Partner für eine Serie-A-Investitionsrunde sowie Entwickler. Das Betriebssystem beruht auf Android, das SDK unterstützt Unity 3D sowie Microsofts Mixed Reality Toolkit. In Zukunft sollen weitere Entwicklungsplattformen hinzukommen.
MR-Brille für Konsumenten geplant
Ende des Jahres will Lynx die Arbeit an einer Nachfolgerbrille aufnehmen, die noch schlanker und darüber hinaus für Endverbraucher interessant werden soll.
Der Fokus dürfte aber weiterhin auf der Mixed Reality liegen. Für Larroque ist Virtual Reality eine gereifte Plattform, die von großen Konzernen wie Facebook bereits besetzt und vorangetrieben wird. Durchsicht-Mixed-Reality sei jedoch etwas Neues.
Auf meine Frage, wie Lynx auf Dauer mit den Großen mithalten will, antwortet Larroque: "Wir sind ein Hardwarehersteller und wollen die Zukunft der Mixed Reality durch innovative Produkte mitgestalten. Man kann in diesem Sektor viel bewegen, wenn man die richtige Vision und die richtigen Leute hat."
Larroques vollständige Präsentation findet ihr in folgendem Youtube-Video.
Quelle: Youtube, Titelbild: Lynx
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