Metaverse-Wettrennen: Wird Sony zur Meta-Konkurrenz?
Bislang stand VR bei Sony ganz im Zeichen des Gamings mit Playstation VR. Mit der jüngsten Präsentation einer Prototyp-VR-Brille unterstreicht Sony, dass VR zukünftig auch in anderen Bereichen eine Rolle spielen soll.
Kürzlich zeigte Sony auf dem hauseigenen "Technology Day" eine prototypische VR-Brille. Ungewöhnlich war diese Präsentation insofern, da VR bei Sony bislang ein reines Playstation-Thema war. Jetzt war es genau andersherum: Bei der jüngsten Brillen-Präsentation war Playstation kein Thema.
Die Prototyp-Brille war nur das Vehikel für das eigentliche Produkt, nämlich zwei hochauflösende 4K-OLED-Displays, die nach bisherigen Informationen nicht in Playstation VR 2 stecken werden. Außerdem soll die Prototyp-Brille eine sehr geringe Latenz haben von nur zehn Millisekunden.
___STEADY_PAYWALL___Sony VR: Keine konkreten Antworten, aber eine grobe Richtung
Sony selbst fokussierte sich bei der Präsentation primär auf die Display-Technologie. Eine Reihe von internen Abteilungen befasse sich derzeit damit, in welche konkreten Produkte die Bildschirme integriert werden können.
Diese Aussage und der Titel der Präsentation: "Erfahrungen teilen mit einem überwältigenden Realitätsgefühl" geben uns jedoch einen Fingerzeig, in welche Richtung Sony VR abseits der Playstation-Division denkt - es geht um Telepräsenz für ortsunabhängige 3D-Kollaboration und gemeinsame Erlebnisse wie virtuelle Konzerte.
"Die Corona-Pandemie hat unsere Art, zu leben und zu arbeiten, dramatisch verändert", sagt die Sony-Ingenieurin Yasuko Ishihara zum Start der Präsentation.
Das Mini-Display könne neben Gaming und Videos in vielen Bereichen Nutzen stiften wie Design, virtuelle Co-Präsenz, bei der man "wirklich das Gefühl hat, dass die andere Person im gleichen Raum ist" oder um bei Live-Veranstaltungen etwa die Mimik der Künstler:innen realitätsgetreu abzubilden.
"Wir wollen schlankere, leichtere, extrem hochauflösende VR-Brillen bauen und digitale Räume schaffen, in denen Menschen miteinander interagieren können", sagt Sony-Ingenieur Kei Kimura. Ziel sei eine "erstaunlich gute Immersion" für virtuelles Miteinander bei Arbeit und Unterhaltung.
Was Sonys Prototyp-Brille über die VR-Strategie verrät
Was also auf den ersten Blick nur wie eine Display-Präsentation aussieht, zeigt deutlich, dass Sony mehr mit VR machen will als Playstation VR. Der Anspruch fällt ähnlich umfassend aus wie bei Meta: VR soll in allen Lebensbereichen Einzug halten und unseren Alltag verändern.
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Sony-Chef Kenichiro Yoshida gab schon Mitte 2020 einen Ausblick auf Sonys umfassendere VR-Zukunft abseits von Spielen. Dabei hob er im Kontext der Pandemie insbesondere das Livestreaming von Konzerten hervor. Yoshida betonte aber auch, dass die VR-Erfahrung als solche noch deutlich angenehmer werden müsse. Es gebe „viel Raum für Fortschritt“.
Wird Sony also zum größten Meta-Konkurrenten?
- Hervorragend aufgestellt ist Sony im Unterhaltungsbereich dank Sony Pictures und Sony Movies.
- Konsolen-Gaming hat der Konzern sowieso im Griff und expandiert durch PC-Gaming und Streaming-Angebote auf weitere Endgeräte.
- Auch in der Business- und Professional-Sparte ist der Tech-Konzern seit Jahrzehnten unterwegs, hat bereits viele Kunden und Erfahrung im Umgang mit ebendiesen.
- Bei der Entwicklung von Hardware haben die Japaner ohnehin einen jahrzehntelangen Vorsprung.
- Und Sonys Image leidet nicht fortlaufend unter Facebooks Daten- und Politskandalen.
Das sind viele stichhaltige Gründe, die im Metaverse-Wettrennen für Sony sprechen.
Allerdings investiert Meta mehr in XR, hat sich in den letzten Jahren die talentiertesten Teams zusammengekauft. Was Meta im Bereich VR-Software-Innovation und Grundlagentechnologie rund um Oculus Quest geschaffen hat, ist beeindruckend und spricht für das Know-how der Zuckerberg-Teams.
Meta erzielt außerdem bei ähnlichen Umsätzen wie Sony deutlich höhere Gewinne (2020/21: Meta 29,15 Mrd. USD vs. Sony 11 Mrd. USD Gewinn bei jeweils rund 85 Mrd. Umsatz), hat also mehr Kapital für hohe Querfinanzierungen im Investitionsgeschäft XR. Das wiegt besonders schwer.
So oder so: Für einen echten Konkurrenzkampf ist der XR-Markt noch zu klein. Ein Sony, das XR ähnlich ganzheitlich betrachtet wie Meta und entsprechend vorantreibt, würde den Markt insgesamt voranbringen und wahrscheinlich sogar im Sinne von Meta-Chef Mark Zuckerberg sein. Denn der geht ohnehin davon aus, dass das Metaverse von vielen Unternehmen konstruiert wird. Und Zuckerberg sieht Sony sicher lieber auf den vorderen Plätzen als Alphabet oder Apple.
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