Second-Life-Erfinder über die Web-Zukunft: Mehr als nur 3D-Webseiten

Second-Life-Erfinder über die Web-Zukunft: Mehr als nur 3D-Webseiten

Die Zukunft des Webs ist keine 3D-Version des aktuellen Webs, glaubt Second-Life-Erfinder Philip Rosedale.

Ursprünglich wurde das Web für Text entwickelt. Dann kamen Bilder hinzu, später Videos. Mittlerweile können dank WebXR sogar 3D-Inhalte und -Welten in den Browser eingebettet und direkt mit einer VR- oder AR-Brille angesehen werden. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wettet, dass 3D nach Video das nächste große Medienformat wird.

Doch wie genau soll das eigentlich aussehen, ein Amazon, ein Reddit, ein Google in 3D?

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Philip Rosedale, Erfinder der Digitalwelten Second Life und High Fidelity, glaubt nicht an eine neue Version des herkömmlichen Webs, das durch eine Brille in eine 3D-Welt transformiert wird.

"Stell dir vor, du ziehst deine VR-Brille an und stehst plötzlich mitten in der New York Times oder in Reddit. Wie sieht das aus? Ich denke, auf diese Frage gibt es keine Antwort", sagt Rosedale im Podcast Stayin' Alive in Technology. "Ich habe noch keine 3D-Version einer Webseite gesehen, die ich nützlich fand."

Aktuelle Webseiten seien für Text und Bilder gebaut. Sie können daher laut Rosedale nicht sinnvoll in 3D übertragen werden.

Das Web bleibt 2D

Rosedales Vision: Es wird eine offene, virtuelle Welt geben, die mehr ist als 3D-Webseiten.

"Mit 3D müssen wir neu starten. Vielleicht nennen wir diese virtuelle Welt 3D-Web, aber es ist nicht die 3D-Version des aktuellen Webs", sagt Rosedale.

Das aktuelle Web spiele in dieser neuen Digitalwelt eine Rolle, so Rosedale, aber in der Standardversion: Avatare surfen mit einem virtuellen Tablet oder Smartphone durchs 2D-Web.

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Menschen näher zusammenbringen

Den großen Nutzen dieses neuen Internets sieht Rosedale in der persönlichen Kommunikation: Das Internet vernetze Menschen miteinander, die sich normalerweise nicht begegnen würden. Als Beispiel nennt Rosedale Online-Spiele, in der sich Menschen aus aller Welt zusammentun.

Allerdings ermögliche aktuelle Webtechnologie keine Begegnung von Angesicht zu Angesicht. Der soziale Kontakt übers Standardweb sei "wie durch einen Strohhalm".

Mit "gut gemachter VR" ändere sich das: "Selbst wenn Menschen 16.000 Meilen entfernt sind, [...] können sie sich die Hände schütteln, Augenkontakt aufnehmen oder Gesten wahrnehmen auf eine Art, die identisch ist zur realen Begegnung."

Vision vs. Realität

Mit seinem Startup High Fidelity und der gleichnamigen virtuellen Welt verfolgt Rosedale genau diese Vision eines von Grund auf neu gedachten 3D-Internets. Für die Entwicklung sammelte das Startup bislang mehr als 70 Millionen US-Dollar von Investoren ein.

Kürzlich äußerte sich Rosedale jedoch kritisch über den Zustand des VR-Marktes: "Das Marktwachstum ist in jeder Hinsicht ernüchternd. Es werden nicht genügend VR-Brillen verkauft, um eine interessante und profitable Nutzergemeinschaft zu schaffen", meint Rosedale. Social-VR-Welten seien noch auf der Suche nach ihrem Nutzen.

Quelle: Stayin' Alive in Technology; Titelbild: High Fidelity

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