Oculus Quest Piraterie: Sidequest-Entwickler zieht Konsequenzen

Oculus Quest Piraterie: Sidequest-Entwickler zieht Konsequenzen

Die Sideloading-Plattform Sidequest erleichtert die Installation inoffizieller VR-Apps. Um Missbräuche entgegenzuwirken, will der verantwortliche Entwickler den Code künftig unter Verschluss halten.

Sidequest erschien wenige Tage nach Oculus Quest und mauserte sich seither zu einer beliebten Plattform. Rund eine Million Mal wurde die PC-Anwendung bislang heruntergeladen.

Das Sideloading von VR-Apps mittels PC und USB-Kabel funktioniert auch ohne Sidequest. Beliebt ist die App deshalb, weil sie diesen Vorgang vereinfacht, eine hübsche Benutzeroberfläche hat und eine Plattform bietet, auf der inoffizielle VR-Inhalte gefunden und auf Oculus Quest installiert werden können.

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Dass Sidequest floriert, ist auf Facebooks Store-Politik und das geschlossene Ökosystem der Oculus Quest zurückzuführen: Der Quest Store ist aus Qualitätsgründen streng kuratiert, sodass nur wenige, ausgewählte VR-Apps darin erscheinen.

Für interessante Experimente und Prototypen, Portierungen alter PC-Klassiker wie Doom, Quake und Half-Life sowie pornografische Inhalte hat der Quest Store keinen Platz und er bietet auch keine Möglichkeit, solche Inhalte auf offiziellem Wege auf Oculus Quest zu installieren. Sidequest füllt also eine Lücke.

Half Life Oculus Quest

Half-Life auf Oculus Quest spielen. Sideloading macht es möglich.

Facebook sieht die Vorteile

Die Sideloading-Plattform schätzen nicht nur Spieler: Entwickler können Quest-Apps, die von Oculus zurückgewiesen wurden, auf Sidequest veröffentlichen und erhalten auf diese Weise eine Plattform und wertvolles Feedback seitens Spielern.

Die rege Nutzung und die positiven Effekte von Sidequest mussten Facebook bewogen haben, laut über eine offizielle Sidequest-Alternative nachzudenken.

“Wir verstehen, dass viele Entwickler und Enthusiasten nach einer einfacheren Möglichkeit suchen, auf Inhalte außerhalb des Stores zuzugreifen und diese zu teilen. Das ist ein Bereich, über den wir aktiv nachdenken", twitterte Anfang März der Ökosystem-Chef Chris Pruett und versprach zeitnah Neuigkeiten. Bislang wurde jedoch nichts in diese Richtung angekündigt.

Die Schattenseiten des Sideloadings

Sidequest hat jedoch auch weniger erfreuliche Effekte: So ist bekannt, dass manche Spieler die Plattform nutzen, um raubkopierte VR-Apps auf Oculus Quest zu installieren.

Knapp ein Jahr nach Erscheinen von Sidequest zieht der leitende Entwickler daraus Konsequenzen: Zukünftige Versionen der Sideloading-Plattform werden nicht mehr Open Source erscheinen, gibt der Programmierer in einem Reddit-Beitrag bekannt.

"Die Entwicklung von Virtual Reality wird ausgebremst durch den Schaden, den Piraterie verursacht. Unabhängige Entwickler werden entmutigt, Zeit und Energie in Virtual Reality zu investieren, wenn sie ihrer Umsätze beraubt werden", schreibt der Sidequest-Schöpfer.

Das Team hat vor kurzem eine Software-Kontrolle eingeführt, die raubkopierte Inhalte erkennt und deren Installation verhindert. Daraufhin tauchten inoffizielle Sidequest-Versionen von Drittentwicklern auf, die auf Basis des offenen Quellcodes programmiert wurden und die Sperre umgehen. Die jüngste Maßnahme soll diesen Aktivitäten einen Riegel vorschieben.

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Sidequest Safeside

Die Safeside-Funktion warnt Sidequest-Nutzer vor missbräuchlichen Inhalten. BILD: Sidequest

Oculus zieht Grenzen

Facebook selbst reagierte vergangenen Herbst mit neuen Inhaltsrichtlinien auf "missbräuchliches Sideloading". Dieses umfasst Raubkopien, schädlichen Code und modifizierte VR-Apps, die Urheberrechte Dritter verletzen. Nutzern, die gegen die Richtlinien verstoßen, droht Facebook mit Banns und Strafanzeigen.

Die Entwicklung der App BeatOn, die das Herunterladen und Installieren raubkopierter Musik für Beat Saber erlaubt, wurde daraufhin offiziell eingestellt. Nun gibt es mittlerweile Alternativen, die werden jedoch nicht bei Sidequest angeboten.

Der Sidequest-Entwickler steht laut eigenen Aussagen in engem Kontakt mit Oculus. So oder so dürfte Facebook Druck auf den Entwickler ausgeübt haben.

Eine Sidequest-Variante, die direkt auf der VR-Brille laufen und eine PC-Verbindung überflüssig machen würde, steht laut dem Sidequest-Schöpfer nicht zur Diskussion - obwohl sie dadurch wesentlich einfacher zu nutzen wäre. Der Entwickler verweist in seinem Beitrag auf die Oculus-Richtlinien, die die Installation eines Drittentwickler-Stores auf Oculus Quest streng untersagen.

Pornografische Inhalte wurden kurz vor Weihnachten entfernt, angeblich um jüngere Quest-Nützer zu schützen.

Update 11.0 bringt neue Startumgebungen. Das Oculus Link-Update lässt noch auf sich warten.

In den Quest Store dürfen nur ausgewählte VR-Entwickler. BILD: Oculus

Ein "positives Verhältnis"

Als eine weitere Sicherheitsmaßnahme wurden direkte Downloads aus Sidequest entfernt, weil Drittentwickler versuchten, eine Sidequest-Version zu entwickeln, die auf Oculus Quest läuft.

"Wir arbeiteten hart daran, das positive Verhältnis zu Oculus zu erhalten und zu beweisen, dass Sidequest immer eine positive Kraft für Virtual Reality sein wird", schreibt der Sidequest-Schöpfer.

Raubkopien kann jedoch auch Sidequest nicht verhindern. Die App erleichtert das Sideloading nur, inoffizielle Inhalte, darunter Raubkopien, kann man auch ohne Sidequest installieren.

Dies und die Popularität der Plattform bei bestimmten Spielern und Entwicklern dürfte mit ein Grund sein, weshalb Facebook Sidequest duldet.

Ein anderer möglicher Grund ist, dass Oculus eine weitere Eskalation verhindern will. Sollte Facebook Sidequest und Sideloading den Regel schieben, könnte das Entwickler zu einem Jailbreak der Software ermutigen. Die Sidequest-Plattform ist angesichts dessen das geringere Übel.

Quelle: Reddit, Titelbild: Sidequest

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