Marktforscher: "VR ist die größte Täuschung der Technologiegeschichte"

Marktforscher:

Der bekannte Marketing-Guru Scott Galloway glaubt nicht, dass sich in Zukunft viele Menschen eine Virtual-Reality-Brille auf den Kopf setzen wollen.

Scott Galloway ist ordentlicher Professor für Marketing an einer New Yorker Universität, erfolgreicher Unternehmer und Marktforscher. In dem Bestseller "The Four" untersucht er die Strategien der Techriesen Amazon, Facebook, Apple und Google und schätzt das Potenzial neuer Technologietrends ein. Virtual Reality kommt dabei nicht gut weg.

In einem aktuellen Interview legt Galloway die Finger in die vielleicht größte offene Wunde der noch jungen Technologie: Die große Brille, die man im Gesicht tragen muss und die auf Menschen abschreckend wirken kann. Galloway polarisiert und bezeichnet VR als "die größte Täuschung der Technologiegeschichte" und als "extrem überschätzt". Eine Meinung, die Galloway mindestens schon seit Anfang 2016 öffentlich vertritt.

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Er sei nicht davon überzeugt, dass sich Menschen ein "klobiges Gerät" aufs Gesicht setzen wollen, "damit ihnen schlecht wird", so Galloway. Grundsätzlich würde Aussagen und Einschätzungen von Tech-Bossen zu viel Wert beigemessen. Er bezieht sich auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der als Fürsprecher von VR gilt und der erst kürzlich eine Milliarde VR-Nutzer als Ziel ausrief.

"Mark Zuckerberg hat wahrscheinlich dutzende von Risikokapital-Firmen ruiniert und zig Milliarden Dollar an Aktienwerten zerstört, indem er sagte, Virtual Reality würde neue Welten erschließen", kritisiert Galloway.

Was stimmt: Hätte Zuckerberg 2014 nicht drei Milliarden US-Dollar in das Virtual-Reality-Startup Oculus investiert, wäre der Hype der letzten Jahre wohl kaum zustande gekommen.

Das Brillenproblem

Generell sieht Galloway wenig Potenzial in Technologie, die direkt am Körper getragen werden muss. Es sei "verdammt schwierig, Leute davon zu überzeugen, Dinge an ihren Körper zu lassen."

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"Alles, was wir am Körper tragen, muss vor allem eine Bedingung erfüllen: Es muss großartig aussehen. Und die Leute müssen sich dabei gut fühlen", sagt Galloway.

Der Marketing-Spezialist spricht der Technologie nicht nur den Nutzen im kommerziellen Markt, sondern auch im industriellen Sektor oder in Nischenbereichen ab. Immerhin: "Sie verändert Pornografie. Das ist dann aber auch alles."

Interessanter fände Galloway eine schlanke, herkömmliche Brille, die dennoch VR anzeigen kann - so wie es sich auch Facebook-Chef Zuckerberg für das Ende seines Zehnjahresplans wünscht. "Vielleicht gibt es in fünf bis zehn Jahren diesen unglaublichen technologischen Durchbruch", sagt Galloway, aber noch existiere diese Technologie nicht.

Auf lange Sicht soll das Smartphone das dominante Gerät bleiben: "Das trägst du auch am Körper, die ganze Zeit. Du bist zufrieden damit. Du weißt, wie es funktioniert." Die nächsten relevanten Techtrends sind laut Galloway Messenger und Sprachinterfaces.

Wie es mit der VR-Brille weitergehen könnte, ist Thema im VRODO-Podcast mit den Gästen Luca Caracciolo von t3n und Jan-Keno Janssen von Heise.

VR-Brillen brauchen eine höhere Auflösung. Stimmt. Noch viel dringender benötigen sie aber bessere Inhalte und einen ästhetischen Formfaktor.

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