Magic Leap 2: Marktstart verschiebt sich
Update vom 22.12.2021:
In einem Interview mit Bloomberg nennt CEO Peggy Johnson jetzt Mitte 2022 als Marktstart für Magic Leap 2. Ursprünglich hätte die neue AR-Brille im ersten Quartal erscheinen sollen.
___STEADY_PAYWALL___Gegenwärtig würde viele Unternehmen, darunter vier aus dem Gesundheitssektor, das Gerät im Rahmen eines Early-Access-Programms testen und Anwendungen für die AR-Brille entwickeln, sagt Johnson.
Über eine mögliche Rückkehr zu Magic Leaps ursprünglichen Ambitionen hat die CEO folgendes zu sagen:
"Die Vision hat sich nur ein wenig verengt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns irgendwann wieder Endkunden und dem Unterhaltungsbereich zuwenden werden."
Form- und Kostenfaktor würden für Unternehmen eine weniger große Rolle spielen als Konsumenten, aber in der Zukunft werde es "mit Sicherheit" Geräte geben, die Endverbraucher den ganzen Tag tragen können, mit einem Formfaktor, der herkömmlichen Brillen näher kommt.
Ursprünglicher Artikel vom 12. Oktober 2021:
Magic Leap 2 geht an den Start, neuer Millionen-Invest
Magic Leap bekommt weitere 500 Millionen US-Dollar und stellt eine neue AR-Brille für Unternehmen vor: die Magic Leap 2.
Magic Leap hat schwere Zeiten hinter sich: Nach vielen Jahren strengster Geheimhaltung und realitätsfremden Hypes stellte das Unternehmen Ende 2017 eine AR-Brille für Endverbraucher:innen vor, die weder in puncto Formfaktor noch bei der Technik vollends überzeugte. Und das bei einem Preis von rund 2.200 US-Dollar. Gegen Microsoft Hololens 2 sah Magic Leap blass aus.
Magic Leap konnte infolgedessen kaum AR-Brillen absetzen und schrammte im Frühjahr 2020 an der Pleite vorbei. Investoren retteten das Unternehmen in letzter Sekunde und bewegten CEO Rony Abovitz zum Rücktritt.
Im August 2020 übernahm die frühere Microsoft-Managerin Peggy Johnson das Steuer und setzte den bereits begonnenen Umbau des Unternehmens konsequent fort: Magic Leap sollte in Zukunft Unternehmen statt Endverbraucher:innen ins Auge fassen und damit ein sichereres geschäftliches Fundament erhalten.
Magic Leap wieder auf Erfolgskurs?
Die Neuausrichtung scheint auf einem guten Weg zu sein. In einem Blog-Beitrag resümiert Johnson, was in den letzten zwölf Monaten erreicht wurde: Die neue Magic Leap-Chefin hat einen Großteil der Führung ausgewechselt, neue Unternehmenskunden in Bereichen wie Training, Produktion und Gesundheitswesen gewonnen und Partnerschaften mit Google, PTC und Nvidia geschlossen, die bei der Umsetzung der Unternehmenslösungen helfen sollen.
Der Umbau hat sich gelohnt: Das neue, pragmatischere Magic Leap konnte Investoren von sich überzeugen und weitere 500 Millionen US-Dollar Risikokapital an Land ziehen.
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Damit flossen bislang sagenhafte 3,5 Milliarden US-Dollar in Magic Leap. Der Wert des Unternehmens wird mit der neuerlichen Investition auf zwei Milliarden US-Dollar beziffert. Wer investiert hat, ist nicht bekannt.
Magic Leap 2: Kleiner und leichter als die Vorgängerbrille
Das frische Kapital soll unter anderem in die Vermarktung der Magic Leap 2 fließen. Die neue und für professionelle Anwendungen optimierte AR-Brille wurde gestern zum ersten Mal gezeigt. Sie sieht wesentlich nüchterner, schlichter aus als die Magic Leap 1 und ist ein gutes Stück kompakter.
Zu erkennen sind mindestens vier optische Tracking-Kameras, zwei sind nach vorne gerichtet, zwei nach vorne und zur Seite. Die Kopfhalterung erinnert an das Vorgängermodell, im Bügel sind Lautsprecher eingelassen.
Magic Leap wollte eine AR-Brille entwickeln, die Nutzer:innen "jeden Tag den ganzen Tag" tragen können, schreibt das Unternehmen. Die Magic Leap 2 wird dementsprechend als das "kleinste und leichteste AR-Gerät für Unternehmen". Der schlanke Formfaktor wird auch dadurch erreicht, dass die Recheneinheit wie beim Vorgänger ausgelagert wird.
Dem ersten Bild zufolge setzt die neue AR-Brille weiterhin auf einen Zuspieler, der per Kabel mit dem Gerät verbunden wird. Ob Magic Leap 2 auch mit einem Controller ausgeliefert wird oder hauptsächlich auf Handtracking setzt, ist nicht bekannt.
Magic Leap 2-Technik: Kein Quantensprung
Überhaupt gibt es bis jetzt nur wenige Einzelheiten zur Technik: Das Sichtfeld ist hauptsächlich in der Vertikale gewachsen, bleibt allerdings relativ schmal wie bei fast allen am Markt erhältlichen AR-Brillen.
Eine neue Technologie namens Dimming soll die Nutzung des Geräts in hellen Umgebungen erlauben. Wahrscheinlich verdunkeln die Gläser automatisch, um AR-Einblendungen stärker hervorzuheben. Besser wäre ein Display, das heller leuchtet, aber das muss erst erfunden werden.
Laut Peggy Johnson ist die neue AR-Brille nur ein weiterer Schritt hin zu hoch entwickelter Augmented Reality: "Ich bin fest davon überzeugt, dass die nächste Welle der digitalen Transformation von AR angetrieben wird. Aber das heißt nicht, dass dieser Wandel einfach sein wird. AR erfordert immer noch unglaublich viel Innovation, um die vielen Herausforderungen einer Verschmelzung der physischen und digitalen Welt zu lösen", schreibt Johnson.
Endverbrauchermarkt doch nicht vom Tisch?
Die Magic Leap-Chefin macht außerdem erste Andeutungen eines Wiedereinstiegs in den Endverbrauchermarkt, wenn auch auf indirektem Wege. „Wir haben eine Reihe von Anfragen zur Lizenzierung unserer Technologie erhalten und werden diesen Chancen aktiv verfolgen, falls sie uns helfen, unsere Position und Innovationsfähigkeit auf dem Unternehmensmarkt zu verbessern.“
Johnson sagte schon in der Vergangenheit, dass sie den Konsumentenmarkt für Magic Leap nicht aufgegeben habe. Für den Massenmarkt müsse das Gewicht und der Stromverbrauch weiter reduziert werden. "Wir kommen zurück", sagte Johnson mit Blick auf Endverbraucher:innen.
Magic Leap 2 soll im ersten Quartal 2022 auf den Markt kommen. Dutzende Partner und Kunden nutzen die AR-Brille bereits im Rahmen eines Early-Access-Programms.
Hauptkonkurrent von Magic Leap ist Microsoft: Das Unternehmen hat mit Hololens 2 bereits eine AR-Brille am B2B-Markt etabliert, die noch dazu tief im ohnehin weitverbreiteten Microsoft Software-Ökosystem integriert ist. Nicht zuletzt dank eines milliardenschweren Pentagon-Vertrags ist die Forschung und Entwicklung der Hololens auf Jahre gesichert – ein Wettbewerbsvorteil, den Magic Leap nicht hat.
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