Holo-Videos: Arcturus macht 3D-Streaming fit für 5G
Das kalifornische Start-up Arcturus will volumetrische Videos in den Mainstream bringen. In Japan startet der erste Versuch.
Volumetrische Filme sollten die nächste Entwicklungsstufe des Videomediums werden und im Rahmen des durch VR und AR eingeläuteten 3D-Zeitalters im Alltag der Menschen ankommen. Doch es kam bekanntlich anders: Virtual Reality ist und dürfte noch länger eine Nische bleiben und Augmented Reality ist technisch noch weit davon entfernt, für Konsumenten interessant zu sein. Dementsprechend wenig Interesse gibt es an volumetrischen Filmen, die ihren Reiz erst mit VR- und AR-Brillen voll entfalten.
Das Besondere an volumetrischen Videos ist die frei wählbare Perspektive: Anders als bei klassischen Filmaufnahmen kann man hier Menschen und Szenen aus beliebigen Blickwinkeln betrachten und sich frei in der Aufnahme bewegen.
___STEADY_PAYWALL___Die große technische Herausforderung ist die Herstellung und Distribution solcher Filme. Aufgenommen werden sie in spezialisierten Studios mittels Dutzender Kameras, die eine Szene von allen Seiten einfangen. Microsoft betreibt hierfür an mehreren Standorten eine Handvoll Mixed Reality Capture Studios, Sony erforscht die Technologie aktuell und Intel hat das weltgrößte volumetrische Studio erst kürzlich geschlossen - wegen geringer Nachfrage.
Holo-Videos: Bereicherung oder Gimmick?
Doch nicht nur das Aufnehmen ist komplex: Spezielle Algorithmen müssen aus der Vielzahl Perspektiven nachträglich ein volumetrisches Video zusammenfügen. Das ist ein rechenintensiver Prozess, bei dem sehr große Videodateien anfallen. Kein Wunder, sie enthalten ja auch jede denkbare Perspektive.
Weil volumetrische Videos viele Giga- oder gar Terabyte groß sind, lassen sie sich nur bedingt streamen und auf mobile Geräte bringen. Man sieht: Bis volumetrische Videos im Alltag ankommen, müssen noch viele technische Hürden genommen werden.
Zudem ist der Mehrwert unklar: Ist die frei wählbare Perspektive eine wirkliche Bereicherung oder eher ein Gimmick? Spannend wird die Technologie erst, wenn sie mit Geräten genutzt wird, die ihr gerecht werden und das sind VR- und AR-Brillen: Man stelle sich Filmszenen vor, die man begehen könnte oder Hologramme von Menschen, die man in den Raum projiziert. Auf einem Smartphone-Display hingegen sind volumetrische Filme weniger reizvoll.
Nachbearbeitung und Streaming leicht gemacht
Für einen Durchbruch braucht es Innovationen in Sachen Aufnahme-, Streaming- und Abspieltechnik. Arcturus will in letzteren beiden Punkten nachhelfen.
Das Start-up wurde 2016 von ehemaligen Angestellten von Pixar, Google und Dreamworks gegründet und hat mit Holosuite eine Software entwickelt, die das effiziente Bearbeiten und Streamen volumetrischer Videos erleichtert.
Die Holosuite besteht aus Holoedit und Holostream. Mit Holoedit lassen sich einmal eingefangene volumetrische Filme nachbearbeiten, komprimieren und exportieren, während Holostream eine Streaming-Lösung und ein Videoplayer ist, der sicherstellt, dass die volumetrischen Filme stets in der bestmöglichen Qualität beim Endnutzer ankommen. Auch dann, wenn die Datenbandbreite schwankt.
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Die nächste Generation Video
Nun hat Arcturus eine Partnerschaft mit dem japanischen Mobilfunkanbieter und Magic Leap-Investor NTT Docomo bekannt gegeben und Holosuite für den Verkauf an Geschäfts- und Privatkunden freigegeben.
Dank Arcturus' Technologie und NTT Docomos 5G-Infrastruktur sollen in Japan zum ersten Mal volumetrische Videos direkt aufs Smartphone-Display, in Browser sowie VR- und AR-Brillen gestreamt werden können - ohne Qualitätseinbußen und Einschränkungen bei der Videolänge. Laut Arcturus wird die Technologie nach Japan weltweit ausrollen.
Dank volumetrischer Videos sollen Nutzer eines Tages virtuell fremde Orte besuchen, Geschäfte in Augenschein nehmen und Fitness-Videos anschauen können, aus jeder gewünschten Perspektive.
Holo-Videos selber machen dank Lidar?
Was für eine weitere Verbreitung noch fehlt, ist eine Vereinfachung des Aufnahmeprozesses. Arcturus hofft, dass sich fortschrittliche Lidar-Scanner in Smartphones wie dem iPhone 12 Pro durchsetzen, denn sie könnten das Filmen einfacher volumetrischer Videos erleichtern und auf diese Weise zur Popularität des Mediums beitragen.
Denn erst, wenn Konsumenten in der Lage sind, entsprechende Filme auf unkomplizierte Weise zu drehen und zu teilen, wird die Technologie die Masse erreichen. Bis dahin dürfte noch viel Zeit vergehen und die XR-Brillentechnik ebenfalls fortgeschritten sein.
Weitere Informationen zu Arturus gibt es auf der offiziellen Internetseite. In den weiterführenden Links unten stehen Beispiele für volumetrische Filme.
Quelle und Titelbild: Arcturus
Beispiele für volumetrische Videos:
- Ein Raum, tausend Geschichten: VR-Film Here angeschaut
- Interaktiver VR-Film Awake bietet volumetrisch gefilmte Darsteller
- Vestige: Unterwegs in virtuellen Erinnerungsräumen
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