Googles Holo-Videocall-Kabine "Starline" soll sich wie Sci-Fi anfühlen

Googles Holo-Videocall-Kabine

Mit Project Starline will Google Videokonferenzen auf das nächste Level bringen. Jetzt gibt es neue Hands-on-Berichte, die voll des Lobes sind. Dennoch gibt es noch viele Fragezeichen.

Google enthüllte Starline erstmals im Mai 2021. Die Holo-Telefonkabine scannt Personen in Echtzeit ein und überträgt sie dreidimensional auf ein 3D-Display. Ein Gespräch soll sich anfühlen wie durch eine Glasscheibe.

Der Nachteil: Starline benötigt viel Platz und Technologie, die tausende US-Dollar kostet. Für den Heimgebrauch ist Starline daher unbrauchbar. Google fokussiert sich zunächst auf den Business-Markt.

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Seit der Vorstellung sprach Google kaum mehr über Starline. Wer das Projekt schon auf dem Google-Friedhof wähnt, täuscht sich jedoch: Project Starline lebt und wird an erste Unternehmen ausgerollt.

Neben der Ankündigung zur Kooperation mit US-Unternehmen wie T-Mobile und Salesforce ließ Google zudem zwei Tech-Journalisten Starline testen - und die sind voll des Lobes.

"So etwas wie Starline muss Teil unserer Zukunft sein"

Jay Peters von The Verge beschreibt sein Starline-Erlebnis als "the real deal". Die 3D-Repräsentationen von Personen seien sehr hochwertig, wenn auch nicht perfekt bei näherer Betrachtung, virtuelle Schatteneffekte würden die Szene glaubhaft ergänzen, Audio- und Videoübertragung seien frei von spürbarer Latenz.

Der 3D-Tiefeneffekt ist laut Peters so gut, dass er schätzen konnte, wie weit sein Gesprächspartner einen Apfel vor seinen Körper hielt. Der Starline-Call sei "sehr viel natürlicher als ein Zoom-Call", schreibt Peters, auch Augenkontakt sei möglich. Ein Gespräch fühlte sich wie ein Gespräch an, so Peters, Starline sei wie "Science-Fiction im echten Leben".

Gespräche mit Starline sollen sich anfühlen wie durch eine Glasscheibe. | Video: Google

"Nachdem ich Starline selbst erlebt habe, bin ich nun von der Idee überzeugt, dass eine bessere Telepräsenz einen bedeutenden Einfluss auf virtuelle Interaktionen haben kann, und ich habe das Gefühl, dass so etwas wie Starline in unserer Zukunft sein muss - auch wenn diese Zukunft noch Jahre entfernt ist und hoffentlich keine riesige Videokabine ist", schreibt Peters.

"Seltsam beruhigend, ungewöhnlich immersiv"

Mit diesen Worten beschreibt Scott Stein von Cnet seinen 30-minütigen Starline-Call. Der Videochat habe sich "holographisch" und "irgendwie wie AR" angefühlt, so Stein. Starline verbinde das Präsenzgefühl von VR-Unterhaltungen mit dem Videochat-Vorteil, dass man das reale Gesicht sehen kann.

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Der Augenkontakt fühle sich "perfekt" an, ohne, dass er darauf achten musste, gezielt in eine Kamera zu schauen. Starline scannt einen Würfel von etwa einem Meter, in dem alle Bewegungen in 3D erfasst und übertragen werden. Auch Objekte, die man in der Hand hält, werden in 3D übertragen.

Die Auflösung von Starline sei nicht so scharf wie das echte Leben, schlechter als der Eindruck bei einem 4K-Display, und auch die 3D-Repräsentationen der Gesprächsteilnehmer hätten Bildfehler gezeigt, schreibt Stein. Dafür würde Starline eine komplett neue Ebene an Präsenzgefühl hinzufügen.

"Es kam mir wirklich wie ein wilder Zaubertrick vor, aber es fühlte sich auch immer mehr wie eine persönliche Erfahrung an und nicht wie eine Art Zoom."

Miniaturisierung und Preis sind die großen Fragezeichen

Starline ist laut Google noch in einer frühen Phase und kein Produkt. Zudem hat die Technologie Einschränkungen: die Größe der Kabine, der zumindest für den Privatgebrauch wohl zu hohe Herstellungspreis und dass bislang nur Eins-zu-Eins-Gespräche gezeigt wurden.

Die Miniaturisierung von Starline ist zudem keine Selbstverständlichkeit, da die Größe des Bildschirmes und die Kameraplatzierungen womöglich Voraussetzung sind für die Übertragung des ganzen Körpers.

Der Aufbau von Project Starline ist komplex, teuer und benötigt viel Platz. | Bild: Google

Dass Google sich diese Starline-Kommunikation ausgerechnet für die Woche aufhob, in der Meta seine Zukunfstechnologien für bessere VR-Telepräsenz präsentierte, ist kein Zufall: Der Konzern will Starline als brillenlose Telepräsenz-Alternative präsentieren. Das machte Googles AR- und VR-Chef Clay Bavor bei der ersten Starline-Vorstellung klar.

Womöglich liegt Google in der Sache richtig: Die Antwort auf nervige, anstrengende Videokonferenzen sind bessere, technisch hochwertigere Videokonferenzen.

Dennoch soll Google weiter an Brillentechnologie forschen: Project Iris soll ein Mixed-Reality-Headset im Stile von Quest Pro werden und 2024 gemeinsam mit Starline auf den Markt kommen, glaubt man bisherigen Gerüchten.

Quellen: The Verge, Cnet