Generation Mixed Reality: Wie der Alltag unserer Kinder in 2037 aussehen könnte

Generation Mixed Reality: Wie der Alltag unserer Kinder in 2037 aussehen könnte

Ursprünglich veröffentlicht am 7. Mai 2017. Überarbeitet und neu publiziert am 15. September 2018.

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Fliegende Autos, ein Holodeck oder das Beamen sind 2037 wohl noch immer eine Sci-Fi-Vision. Dennoch könnte der Alltag radikal anders sein. Grund dafür sind neue Medientechnologien, die reale und digitale Welt zur Mixed Reality vermischen.

Virtual- und Augmented-Reality-Technologien werden nicht für das Hier und Jetzt entwickelt. Ihr volles Potenzial entfalten sie erst für die Generation, die in den kommenden zehn Jahren geboren wird und die mit den neuen Medien aufwächst, wenn sie technisch reif sind.

Statussymbole verlieren an Bedeutung

Klamotten kauft Hiro schon lange nicht mehr. Er trägt stattdessen eine Projektionskutte, die er in jedes Kleidungsstück verwandeln kann. Die Projektionskutten werden von Techunternehmen vertrieben, die Gestaltung übernehmen die Menschen selbst. Sie laden sich neue Designs einfach aus dem Internet herunter. Modemarken spielen keine Rolle mehr.

Hiros Schuhe haben jeden Tag eine andere Farbkombination, je nach Laune. Sind die Schuhe durchgelaufen, modelliert sich Hiro in einer Virtual-Reality-Anwendung ein neues Paar und druckt sie aus.

[blockquote]Alles, was in Hiros Leben digital sein kann, ist digital.[/blockquote]

Für seine erste eigene Wohnung benötigt Hiro kaum Einrichtungsgegenstände. Ein paar Möbel, Teller und Besteck – mehr braucht er nicht. Ähnlich wie bei seiner Projektionskutte kann Hiro die Optik seiner Einrichtung mit digitalen Überlagerungen verändern und ergänzen. Alles, was in Hiros Leben digital sein kann, ist digital.

Das hat einige Vorteile: Virtuelle Gegenstände sind flexibler, erlauben einen größeren Gestaltungsspielraum und verbrauchen keine Rohstoffe bei der Herstellung. Beinahe jedes Objekt kann dreidimensional gescannt und als digitales und vollständig funktionierendes Replikat geteilt werden. Die Kosten dafür liegen bei null. Besitz dient daher kaum mehr als Statussymbol.

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Virtual und Augmented Reality könnten die Ökonomie grundlegend verändern, wenn physische Güter durch virtuelle Objekte ersetzt werden.

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Was ist gleich 2D?

Herkömmliche 2D-Displays werden 2037 schon seit gut einem Jahrzehnt nicht mehr hergestellt. Jeder Inhalt, den Hiro nutzt, ist dreidimensional und räumlich. Er wird mit dem eigenen Körper bedient. Flache Bilder, Videos, Tastatur und Fernbedienung sind völlig aus dem Alltag verschwunden. Er kennt sie aus dem Geschichtsunterricht und alten Videos der Großeltern.

Wenn Hiro mit seinen Freunden ins Kino oder auf Konzerte geht, treffen sie sich meist in der Virtual Reality. Diese räumlichen VR-Erfahrungen sind real gefilmt und vollständig begehbar, so als würde man bei einem Theaterstück oder Konzert mit auf der Bühne stehen und zwischen den Schauspielern und Musikern wandern.

Linear erzählte Holofilme gelten in seinem Freundeskreis als altmodisch. Sie sind etwas für die Eltern, die die klassische Erzählweise gewohnt sind. Hiro und seine Freunde möchten kreieren statt nur konsumieren. Passive Unterhaltung langweilt sie.

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Mit 20 hat Hiro die Erfahrung eines Hundertjährigen

Alles, was Hiro erlebt, wird von seinem Mixed-Reality-System erfasst und auf Wunsch gespeichert. Das funktioniert so ähnlich wie mit 2D-Kameras heute. Anstatt eines einzelnen Fragments eines Ausschnitts wird jedoch der gesamte Moment eingefangen und wiedergegeben.

Das führt dazu, dass jeder Mensch fast alles erleben kann, unabhängig von zufälligen Variablen wie Vermögen oder Herkunft. Auf digitalen Tauschbörsen wird mit besonders wertvollen und seltenen Erfahrungen gehandelt.

Einen guten Teil seiner Freizeit verbringt Hiro damit, die Tage seiner Freunde im Schnelldurchlauf nachzuerleben. Auf diese Art lernt Hiro die Welt durch viele Augen kennen. Er ist zwar in seiner eigenen Identität verwurzelt, doch in ihm stecken die Wahrnehmungen tausender Menschen. Mit 20 Jahren hat er mehr Erfahrungen gesammelt als ein Hundertjähriger heute.

[blockquote]Hiro lernt die Welt durch die Augen vieler Menschen kennen.[/blockquote]

Das weitet Hiros Blick und Verstand. Er ist sanftmütig und empathisch, da er die Komplexität menschlicher Existenz aus vielen Blickwinkeln kennt.

Klar, nicht jeder ist so bodenständig wie Hiro. Sogenannte "Tube-Junkies" bleiben auf den Real-Life-Streams von Internet-Persönlichkeiten hängen, die ihren Alltag 24 Stunden und sieben Tage die Woche der Welt öffnen. Diese Personen sind die virtuelle Version heutiger Boulevardmedien und spinnen die Leute in ihr Netzwerk ein.

Doch ihre Macht ist geringer als heute. Immer weniger Menschen verfallen dem Leben anderer Menschen. Das Gefühl von Kontrolle und Gestaltungsmöglicheit für die eigene Existenz ist zu stark ausgeprägt, um passiv und in Abhängigkeit zu leben.

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So oder ganz anders

Höchstwahrscheinlich wird Hiros Leben in 20 Jahren komplett anders aussehen. Die zuvor beschriebenen Szenarien basieren zwar auf den Zielen, die Techvisionäre derzeit ausgeben. Aber die Entwicklung verläuft so unberechenbar, dass selbst Vorhersagen für die kommenden fünf Jahre unmöglich sind.

Eines wird jedoch anhand dieser Gedankenspiele deutlich: Wenn bekannte und virtuelle Realität vollständig, dauerhaft und glaubhaft durchmischt werden, wird das unser Leben radikal verändern.

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