Facebook kauft bei grandios gescheitertem AR-Brillenhersteller ein
Nein, es ist nicht Magic Leap. Was könnte Facebook mit den Patenten des gescheiterten AR-Herstellers Daqri wollen?
Der 2010 gegründete AR-Brillenhersteller Daqri wollte AR-Brillen und -Helme speziell für Unternehmen fertigen: Sogenannte "Smarte Helme" (siehe Titelbild) sollten etwa Arbeiter:innen schützen und ihnen zeitgleich nützliche Informationen und Anweisungen ins Sichtfeld einblenden. Augmented Reality eben, wie sie oft beschrieben wird - Daqri war interessant, aber nicht spektakulär.
Daqris Firmenpleite: 300 Millionen US-Dollar verbrannt
Spektakulär war eher die überraschende Pleite von Daqri Ende 2019, da das Unternehmen zuvor hunderte Millionen US-Dollar von Investoren einsammelte und mit seiner B2B-Strategie so solide und auf dem richtigen Pfad wirkte.
Nach der Pleite berichteten Insider jedoch, dass Daqris entwickelte Technologie nicht ansatzweise mit den vollmundigen Werbeversprechen mithalten konnte. Ein rund 15.000 US-Dollar teurer AR-Helm wurde als technischer Schnickschnack ohne echten Nutzen beschrieben.
Die Pleite von Daqri und kurz darauf die Beinahe-Pleite von Magic Leap fügten der AR-Branche einen beträchtlichen Image-Schaden zu, der Unternehmen und Start-ups im AR-Sektor Verhandlungen mit möglichen Investoren erschweren dürfte.
Ein bisschen Daqri lebt bei Facebook weiter
Seit Februar 2020 werden die Vermögenswerte von Daqri versteigert. Unter den Abnehmern ist nach Einträgen beim US-Patent- und Markenamt USPTO auch Facebook: Über einen Zwischenhändler soll Facebook in diesem Sommer mehr als 100 Patente und Patentanträge über AR-relevante Technologien erstanden haben – von holografischen Linsen bis hin zu Software-Baukästen für Entwickler:innen.
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Die abgebende Firma beschrieb Daqris Patent-Portfolio im Februar 2020 wie folgt: „DAQRI hat ein Portfolio an patentierten Technologien entwickelt, das als Grundlage für die Entwicklung und Vermarktung von erstklassigen AR-Lösungen für eine Vielzahl von Geschäfts- und Logistikproblemen dient. Die Kontrolle über dieses Portfolio hat das Potenzial, einen Käufer an die Spitze der AR-Branche zu bringen, und bietet eine unvergleichliche Gelegenheit, die Technologie in angrenzende hochinnovative Bereiche zu erweitern.“
Allerdings würde ich eher nicht auf einen Facebook AR-Helm für die Industrie warten – gerade in Anbetracht der Berichte, die über Daqris unfertige Technologie kursieren.
Dass Facebook dennoch bei Daqris Patenten zugriff, dürfte eher eine rechtliche Absicherung sein: Sogenannte Patent-Trolle – und auch seriöse Personen und Organisationen – können bei Patentrechtsverletzungen enorme Schadenssummen einklagen.
Bevor Daqris Patente also in die falschen Hände geraten und womöglich gegen ein zukünftiges AR-Produkt von Facebook angewandt werden, hat der Konzern die Spielkarten lieber selbst in der Hand.
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