Digitale Objekte in der Luft spüren: Ultraleap stellt neue Technologie vor

Digitale Objekte in der Luft spüren: Ultraleap stellt neue Technologie vor

Ultraleap macht digitale Inhalte in der Luft spürbar. Ein Hardware-Upgrade soll der Technologie zum Durchbruch verhelfen.

Ultraleap stellt Ultraschallwandler her, die Haptik ohne Geräte ermöglicht. Nutzende spüren dadurch virtuelle Objekte in der Luft und interagieren damit per Handgeste. Die dafür nötige Hardware erhält nun ein Upgrade, das sie deutlich effizienter und bereit für die Massenproduktion machen soll.

Ultraleap im Cockpit: Gestensteuerung statt Touchscreen und Knöpfe

Ultraleap ging 2019 aus der Verschmelzung der beiden auf Handtracking und XR-Haptik spezialisierten Unternehmen Leap Motion und Ultrahaptics hervor. Leap Motion konzentrierte sich vorwiegend auf Hand- und Fingertracking. Ultrahaptics stellte kleine Ultraschallteppiche her, die Konturen eines virtuellen Objekts in der Luft spürbar machen.

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Nach der Verschmelzung der beiden Unternehmen sollte es für Ultraleap mit fortschrittlichen XR-Interfaces weitergehen. Fingertracking und Mid-Air-Haptik sollten kombiniert und weiterentwickelt werden. Neben der XR-Branche konzentrierte sich Ultraleap in den letzten Jahren vorwiegend auf den Automobilsektor und will mit „Virtual Touch“ den Touchscreen und physische Regler in Cockpits ersetzen.

Die Steuerung von Geräten per Geste ist an sich nichts Neues. Google führte 2019 mit dem Smartphone Google Pixel 4 die Soli-Radarsteuerung ein. Per Fingergeste konnten etwa Medienplayer bedient werden, ohne das Display zu berühren. Heute sitzt Soli im Smart Display Google Nest Hub 2 und hilft dort bei der Schlafanalyse.

Ultraleaps Virtual Touch geht allerdings einen Schritt weiter und projiziert ultraschallbasierte taktile Empfindungen in die Luft. Im Gegensatz zu Soli fühlen Nutzer:innen von Virtual Touch die virtuellen Objekte in der Luft und können daran durch Drehen oder Schieben Einstellungen im Cockpit vornehmen. Die dafür nötige Hardware konnte Ultraleap nun deutlich optimieren und spricht von einem Generationenwechsel im Design.

Mid-Air-Haptik wird kleiner, billiger und besser

Ultraleap-CEO Tom Carter erklärt die Technologie auf Twitter: „Ultraschallwandler sind wie kleine Lautsprecher, die Ultraschall auf die Hand projizieren, um den haptischen Effekt zu erzeugen.“ Das Schwierigste bei der Entwicklung von Schallwandlern sei die Umwandlung von elektrischer Energie in Schall statt in Wärme.

„Diese Herausforderung ist bei Schallwandlern, die in Luft und nicht in Wasser (Sonar) oder menschlichem Gewebe (Medizin) arbeiten, noch schwieriger“, schreibt Carter. Um die Energie in das Zielmedium umzuwandeln, werde eine Anpassungsschicht verwendet. Die sei in der Regel ungefähr so groß wie die Wellenlänge des verwendeten Ultraschalls.

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„Unser Wandler ist nur den Bruchteil einer Wellenlänge dick, ohne dass dies zu Lasten der Leistung geht.“ Das Design sei außerdem stark vereinfacht, was seine Herstellung und den Einbau in die Produkte von Ultraleaps Kunden billiger mache.

Mit effizienterer Hardware raus aus der Nische

Die neuen Ultraschallwandler sind also bei gleicher Leistung kleiner, billiger und einfacher zu bauen als Vorgängermodelle. Ultraleap verspricht sich davon einen effizienteren Herstellungsprozess und erstmals eine wirklich skalierbare Produktion von Mid-Air-Haptik

BÜ: Ultraleaps neuer Schallkopf (rechts) ist deutlich kleiner als frühere Modelle (links).

BÜ: Ultraleaps neuer Schallkopf (rechts) ist deutlich kleiner als frühere Modelle (links). | Bild: Ultraleap

„Solange es Ultraleap gibt, waren Größe und Kosten die größten Hindernisse für eine breite Einführung der Mid-Air-Haptik“, so Carter. Ohne einen Generationswechsel im Design der Schallwandler würde die Mid-Air-Haptik eine Nischentechnologie bleiben.

Vorerst soll sich Virtual Touch in der Automobilindustrie durchsetzen. Die Vorteile der Gestensteuerung liegen auf der Hand: Fahrende können den Blick jederzeit auf der Straße halten, wenn sie nicht nach Knöpfen oder Bedienelementen am Touchscreen suchen müssen. Dennoch ist eine Rückkehr von Virtual Touch in Virtual Reality oder Augmented Reality nicht ausgeschlossen.

Metaverse-Erfolg hängt von der Interaktion mit virtuellen Objekten ab

Ultraleaps Wurzeln liegen wie bereits erwähnt in Technologien, die heute den Grundstein für ein mögliches Metaverse legen. Obwohl das Unternehmen heute vorwiegend in anderen Branchen aktiv ist, sieht es Mid-Air-Haptik als wichtige Innovation für die Interaktion in Mixed-Reality-Anwendungen.

Der Begriff „Metaverse“ sei zwar überstrapaziert, er eigne sich jedoch, um eine Welt zu beschreiben, in der digitale Inhalte in 3D vorliegen und mit der physischen Welt verschmelzen. Der Erfolg des Metaverse hänge maßgeblich von der Art ab, wie Menschen darin mit virtuellen Objekten interagieren. Handtracking und Haptik in der Luft seien entscheidend.

Die Kombination dieser Technologien ermögliche natürliche Interaktionen ohne Controller, Tasten oder Touchscreens. Nur so könne man echte emotionale Verbindungen zwischen Menschen, Produkten und Orten schaffen. Es ist also möglich, dass Ultraleap zu seinen Wurzeln zurückkehrt und Virtual Touch eines Tages den Weg zurück in die Mixed Reality findet.