Computerzukunft: Google-Chef Sundar Pichai meidet das M-Wort
Google-Chef Sundar Pichai hält Augmented Reality für einen "spannenden Teil der Zukunft". Das Wort Metaverse nimmt Pichai nicht in den Mund, ebenso fehlt ein klares Bekenntnis zu AR-Brillentechnologie. Stattdessen wirft Pichai das Ambient Computing in den Ring.
Vor einigen Wochen kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg einen Strategiewechsel an: Sein Unternehmen solle vom Social Media- zum Metaverse-Konzern werden – in nur fünf Jahren soll der Wandel vollzogen sein. VR- und AR-Brillen sind ein fester Bestandteil dieser Zukunftsvision als neue Computerplattform.
So schwammig Zuckerbergs Vision noch ist: Wenn ein Schwergewicht wie Facebook sich neu positioniert, sind die anderen Tech-Giganten gezwungen, das Manöver des Rivalen einzuschätzen und Position zu beziehen.
___STEADY_PAYWALL___"VR, AR Welt": Pichai meidet das M-Wort
Die Äußerungen von Alphabet-Chef Sundar Pichai im Investorengespräch zu aktuellen Q3-Finanzdaten sind auch in diesem Lichte zu betrachten: Das Wort Metaverse nimmt Pichai nicht in den Mund, stattdessen spricht er von einer „VR, AR Welt“, auf die Google-Services wie YouTube vorbereitet seien.
Pichai verwendet außerdem den Begriff "Ambient Computing": Gemeint sind Computer, die nicht wie Computer wirken, weil sie Bestandteil der natürlichen Lebenswelt werden. Sprach-KI-Systeme wie Google Assistant sind dafür ein anschauliches Beispiel.
"Wir haben wir uns intensiv mit der langfristigen Entwicklung von Computertechnologie befasst. Wir haben über Ambient Computing gesprochen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es neben dem Smartphone auch andere erfolgreiche Formfaktoren geben wird und AR ist ein spannender Teil dieser Zukunft", sagt Pichai.
Der Alphabet-Chef beantwortete so die Frage einer Analystin der Investmentbank Morgan Stanley, die wissen wollte, mit welchen AR-Anwendungsszenarien sich Alphabet befasse und ob es dafür eine eigene Hardware benötige.
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Alphabet kann den KI-Trumpf spielen – auch bei AR
Alphabet befasst sich laut Pichai mit „all den wichtigen Investitionen, die gemacht werden müssen“, die Entwicklung benötige allerdings Zeit, so Pichai. Googles Hardware- und Plattform-Teams würden intensiv über die Computerzukunft nachdenken, die „ein wichtiger Investitionsbereich“ sei.
Pichai verweist im AR-Kontext auf Alphabets Stärken bei KI. Fortschrittliche AR muss die Umgebung verstehen, Bild- und Textverständnis mit Künstlicher Intelligenz ist hierfür grundlegend. Mit MUM stellt Google kürzlich ein multimodal trainiertes neuronales Netz vor, das Wissen über Bilder und Texte zusammenführen kann und somit ein wichtiger Bestandteil der AR-Zukunft werden könnte.
Ähnlich wie Pichai äußerte sich kürzlich Googles Hardware-Chef Rick Osterloh: KI-Chips wie im Pixel 6 seien die Grundlage für "bahnbrechende AR", die "irgendwann in der Zukunft" auch "auf anderen Geräten" laufen werde. Derzeit sei das Smartphone das relevanteste Gerät.
Bringt Google eine Pixel-Brille?
Bei VR- (Cardboard, Daydream) und AR-Brillen (Glass) gehörte Google zu den frühen Innovatoren, war jedoch mit den eigenen Hardware-Ansätzen nicht auf Anhieb erfolgreich. Eine mögliche Weiterentwicklung brach das Unternehmen ab respektive fokussierte sich auf das B2B-Geschäft und Augmented Reality mit dem Smartphone – letzteres in hoher Qualität und mit weiter Verbreitung dank AR in der Google Suche.
Ende Juni 2020 kaufte Google den AR-Brillenhersteller North, stampfte allerdings die vielversprechende Datenbrille Focals 2.0 direkt ein. Seitens Google gab es keine Einordnung zu diesem Manöver. Bei der Vorstellung der konzeptionellen Holochat-Kabine Starline im Mai 2021 wies Googles XR-Leiter Clay Bavor explizit auf den Vorteil hin, dass die Kabine „ohne zusätzliche Brille oder Headset“ funktioniere.
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