AR lässt Kuchen besser schmecken

AR lässt Kuchen besser schmecken

Forscher experimentieren mit einem Augmented-Reality-System, das Lebensmittel schmackhafter machen soll. Lässt sich der Gaumen mit einer AR-Brille täuschen? 

AR-Brillen wie die Microsoft Hololens 2 oder die bald in Deutschland verfügbare Nreal Light (Test) erweitern unsere Wahrnehmung auf visueller Ebene. Facebook arbeitet an Super-Hörgeräten, die KI und Augmented Reality nutzen, um Menschen besser hören zu lassen.

Japanische Forscher wollen die Technologie künftig nutzen, um den Geschmackssinn zu manipulieren. Eine kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeit präsentiert ein speziell entwickeltes AR-System, das trockenen Baumkuchen wieder saftig schmecken lässt.

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AR-Test-Essen mit Sony Videobrille

Dieses "AR-Lebensmittelmodifikationsystem", wie es die Forscher nennen, besteht aus einer Sony HMZ-T2 Videobrille mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln und einer Microsoft LifeCam Studio HD-Kamera. Die Testpersonen wurden nicht über den Zweck des Experiments informiert und sahen nur die von der Kamera in die Videobrille übertragenen Bilder.

Die Videobrille Sony HMZ-T2 in Kombination mit einer Microsoft LifeCam Studio HD-Kamera.

Die Videobrille Sony HMZ-T2 in Kombination mit einer Microsoft LifeCam Studio HD-Kamera. | Bilder: Yokohama National University

In jedem Durchgang wurde ein Stück Baumkuchen oder ein Löffel Ketchup serviert. Die Probanden sollten vor dem Essen, nur aufgrund der visuellen Wahrnehmung, eine Annahme über Geschmack und Konsistenz abgeben.

Bei den Bildern wurde die Standardabweichung der Leuchtdichteverteilung manipuliert. Die Leuchtdichte bestimmt, mit welcher Helligkeit das menschliche Auge ein Objekt wahrnimmt. Mit den richtigen Einstellungen wirkt ein Kuchen also eher saftig oder eher trocken.

AR - weil es besser schmeckt

Eine zweite Einschätzung gaben die Probanden während des Verzehrs ab. Mit jedem Durchgang veränderte sich die Leuchtdichteverteilung der gezeigten Bilder, die tatsächlich verzehrten Lebensmittel blieben unverändert. Die Forscher boten lediglich Kuchen verschiedener Hersteller an, damit sich die Test-Esser nicht an einem bestimmten Geschmack orientieren.

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Vier Bilder des gleichen Stück Baumkuchens, bei denen die Leuchtdichteverteilung verändert wurde.

Im richtigen Licht erscheint auch der trockenste Baumkuchen saftig. | Bild: Yokohama National University

Die Forscher konnten die Empfindungen der Probanden über Geschmack und Konsistenz tatsächlich manipulieren. Ein trockener Baumkuchen, der durch die Videobrille saftig aussah, wurde von den Probanden auch so beschrieben - vor und während des Essens. Am effektivsten war die Manipulation bei den Empfindungen von Feuchtigkeit beim Kuchen und Wässrigkeit beim Ketchup.

Einen Effekt auf das Empfinden von Süße gab es hingegen kaum. Das Forschungsteam der Yokohama National University bestätigte somit die eigene Annahme, dass die Veränderung der Leuchtdichteverteilung bei Lebensmitteln das Geschmacks- und Geruchserlebnis beeinflussen können.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher eine Bildverarbeitungstechnologie für ihr System entwickeln, die das Aussehen beliebiger Lebensmittel in Echtzeit manipulieren kann. Mit der richtigen AR-Brille könnte also selbst der trockenste Sandkuchen zur saftigen Geschmacksexplosion werden und sich allgegenwärtige AR entsprechend auf die Lebensmittelindustrie auswirken.

Titelbild: Yokohama National University, Quelle: Scientific Reports

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