Pico 4 Ultra im Test: Das Vorbild Quest 3 bleibt weiterhin unerreicht

Pico 4 Ultra im Test: Das Vorbild Quest 3 bleibt weiterhin unerreicht

Unser Test zur Pico 4 Ultra zeigt, dass die mobile VR-Brille trotz mehr Leistung und Mixed Reality die Lücke zu Metas Quest 3 nicht schließen kann.

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Im Herbst 2022 wollte Bytedance mit der Pico 4 Meta und Quest 2 angreifen. Ben titelte seinen Test damals mit „Gut geteilt durch Schlecht ergibt Okay“ und war nicht überzeugt. Den Linsen fehlte die Schärfe, der Software der Feinschliff und dem App Store, nun ja, die Apps.

Knapp zwei Jahre später versucht es Pico mit der Ultra-Variante erneut und bietet auf dem Papier mehr Leistung, höhere Auflösung und tolle neue Features. Ich durfte die mobile VR-Brille mit neuen Mixed-Reality-Features ein paar Tage ausprobieren.

Warum sich die Pico 4 Ultra, obwohl ein Jahr jünger, im Vergleich zum Konkurrenten Quest 3 wie ein kleiner Rückschritt anfühlt und warum viele der Kritikpunkte an der Pico 4 auch für die Ultra gelten, erfahrt ihr in meinem Test.

  • Disclaimer: Pico hat mir die Pico 4 Ultra und die Pico Motion Tracker für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Sobald uns eine Pico 4 Ultra dauerhaft zur Verfügung steht, werden wir unsere Langzeiterfahrungen mit euch teilen.
  • Pico 4 Ultra ist ab sofort vorbestellbar: Bis zum 19. September erhaltet ihr 4 VR-Spiele und ein paar Motion Tracker gratis dazu.

Pico 4 Ultra Test: Das Wichtigste kompakt

Wie schon bei der Pico 4 stehen auch bei der Pico 4 Ultra viele der technischen Vorteile gegenüber Metas Konkurrenzprodukt nur auf dem Papier und wirken sich in der Praxis kaum aus. Die räumlichen Videos sind aufgrund der zu geringen Auflösung kaum mehr als ein nettes Gimmick, der Mixed-Reality-Modus funktioniert dagegen ganz gut. Allerdings fehlt es noch an Inhalten.

Die Linsen zeigen deutlich sichtbares Ghosting, Überblendungen und Reflexionen. Das Bild ist nur im Sweetspot scharf und klar, die Edge-to-Edge-Clarity liegt aber weit hinter der Quest 3.

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Handtracking ist bei Pico noch immer kein Thema und auch die Software wirkt noch nicht ausgereift. Als PC-VR-Brille – mit oder ohne Kabel – macht die Pico 4 Ultra aber einen hervorragenden Job.

Nur eingefleischte Pico-4-Fans werden mit diesem Upgrade zufrieden sein. Alle anderen sind mit der Quest 3 deutlich besser bedient.

Pico 4 Ultra ist für euch geeignet, wenn ihr …

  • eine ordentliche und verhältnismäßig günstige PC-VR-Brille sucht
  • Mixed Reality nur mal ausprobieren wollt
  • kein Problem mit Einschränkungen im Sichtfeld habt
  • über kleinere Softwarefehler hinwegsehen könnt

Pico 4 Ultra ist für euch weniger geeignet, wenn ihr …

  • Wert auf eine hervorragende Edge-to-Edge-Clarity legt
  • große Auswahl im App Store haben möchtet
  • ein komfortables oder leicht anpassbares Headset sucht
  • bei einem Preis von 600 € ausgereifte Software und Features voraussetzt

Wo liegt der Unterschied zwischen Pico 4 Ultra und Pico 4?

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Pico 4 Varianten liegt in der Leistung. Die Ultra setzt mit dem Qualcomm XR 2 Gen2 auf den gleichen Chip wie Meta bei der Quest 3 und ist damit deutlich leistungsfähiger als die Standard-Pico 4. Dazu kommen 12 statt 8 GB Arbeitsspeicher. Mit 256 GB bietet Pico 4 Ultra ordentlich Speicherplatz. Eine kleinere Variante gibt es nicht.

Die VR-Brille Pico 4 Ultra liegt auf einem weißen Tisch neben der Pico 4.

Von außen erkennt man den Unterschied zwischen Pico 4 und Pico 4 Ultra (rechts) lediglich an den zusätzlichen Kameras in der Glasfront. | Bild: MIXED

Ebenfalls neu und Voraussetzung für ein gutes Mixed-Reality-Erlebnis sind der neue iToF-Tiefensensor und zwei 32-MP-Kameras, die in der Glasfront sitzen. Diese ist nun etwas gewölbter und steht ein wenig weiter hervor. Bei der Pico 4 sorgte noch eine einzelne 16-MP-Kamera für die farbige Passthrough-Darstellung. Mit dem neuen Kamera-Setup sind auch räumliche Videos und Fotos möglich und die üppigen Tracking-Ringe der Controller gehören der Vergangenheit an.

In Sachen Konnektivität setzt die Ultra im Vergleich zur Pico 4 auf Wi-Fi 7 statt „nur“ Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.3 statt 5.1. Der Akku ist auf 5700 mAh gewachsen (vorher 5300 mAh) und das Gewicht ist mit 580 Gramm in etwa gleich geblieben. Kein Wunder, denn das Gehäuse der Pico 4 Ultra ist fast identisch mit dem der Pico 4 – mit allen Vor- und Nachteilen.

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Pico 4 Ultra im Test: Akku und Komfort

Der etwas größere Akku soll sich laut Pico sehr schnell aufladen lassen. Im Test füllte sich der leere Akku in 60 Minuten auf 65 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Pico 4 habe ich mit dem gleichen Ladekabel in der gleichen Zeit 63 Prozent Akku erreicht. In beiden Fällen habe ich übrigens den Netzstecker der Quest 3 verwendet, da der Pico 4 Ultra nur ein USB-C-Kabel ohne Stecker beiliegt.

Die VR-Brille Pico 4 Ultra liegt auf einem weißen Tisch mit zwei VR-Controllern, einem Brillenabstandshalter, einem USB-C-Kabel und drei kleinen Heftchen.

Im Lieferumfang der Pico 4 Ultra sind enthalten ein USB-C-Kabel ohne Stecker, zwei VR-Controller und ein Abstandshalter für Brillenträger:innen. | Bild: MIXED

Wie lange der Akku hält, hängt stark von eurer Nutzung ab. Schaut ihr nur Videos, könnt ihr durchaus bis zu drei Stunden damit arbeiten. Beansprucht ihr die Leistung mit Multitasking, WLAN-PC-Streaming, Downloads und Mixed-Reality-Apps, kann auch schon nach eineinhalb Stunden Schluss sein. Durch die neuen, leistungshungrigeren Funktionen kann sich die größere Akkukapazität im Vergleich zum Vorgänger also schnell relativieren.

Wie bereits erwähnt, setzt Pico bei der Ultra-Variante auf das gleiche Gehäuse und den gleichen Headstrap wie bei der Pico 4. Die Ultra ist also – je nach Kopfform – genauso bequem oder unbequem wie ihr Vorgänger und kann nur geringfügig durch Zubehör optimiert werden. Pico bietet beispielsweise ein weicheres und schweißresistentes Gesichtspolster für knapp 30 Euro an, das ich aber nicht ausprobieren konnte.

Mein subjektives Empfinden zum Tragekomfort der Pico 4 Ultra

Für mich persönlich ist die Pico 4 Ultra kein sehr bequemes Headset. Da sich bei den Pico 4 Headsets der Akku im hinteren Teil des Kopfbügels befindet, ist das vergleichsweise geringe Gewicht eigentlich angenehm ausbalanciert. Das dünne Gesichtspolster und die starre und harte Hinterkopfplatte aus Kunststoff machen diesen Vorteil jedoch sofort wieder zunichte.

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Erschwerend kommt hinzu, dass die Pico 4 Ultra wie ihr Vorgänger nur schwer zu fixieren ist. Damit die VR-Brille bei schnellen Bewegungen nicht ständig hin und her wackelt, muss ich sie sehr fest anziehen und bekomme schon nach wenigen Minuten unschöne und vor allem unangenehme Druckstellen an Stirn und Wangenknochen.

Auf Dauer führt das zu Kopfschmerzen, die mir den Spaß an VR-Spielen schnell verderben. Bei Anwendungen wie dem Arbeiten im virtuellen Büro, dem Anschauen von Videos oder weniger intensiven VR-Spielen fällt dieser Aspekt weniger ins Gewicht, da ich die VR-Brille entspannter tragen kann. Ein Problem bleibt jedoch, auf das ich im Abschnitt Linsen und Display näher eingehen werde.

Controller und Handtracking

Mit der Pico 4 Ultra liefert Pico erstmals VR-Controller ohne Tracking-Ring aus. Das Vorbild Quest 3 ist also auch hier zu erkennen. Die Controller liegen gut in der Hand, haben ein angenehmes Gewicht und nutzen ein ähnliches Tastenlayout wie die Vorgänger. Bei den Ultra-Controllern ist jedoch etwas mehr Platz nach innen, um die Daumen bequem ablegen zu können.

Die Gripbuttons könnten etwas tiefer liegen, ansonsten gibt es nichts zu bemängeln. Die Verarbeitung ist top, die Druckpunkte stabil und das Vibrationsfeedback ordentlich. Auch beim Tracking funktionierte im Test alles tadellos, sowohl im Stand-alone-Betrieb als auch beim PC-VR-Streaming. Beim Handtracking scheint Pico keine Fortschritte gemacht zu haben. Es bleibt genauso ungenau und hakelig wie bei der Pico 4. Schade.

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Auflösung und Bildqualität der Pico 4 Ultra

Abgesehen vom Gehäuse scheinen in der Pico 4 Ultra auch die gleichen Linsen und Displays zu stecken wie in der Pico 4. Zumindest fühlt sich der Blick durch die VR-Brille exakt gleich an. Beide Headsets nutzen Pancake-Linsen und zwei 2,56 Zoll Fast LC-Displays mit maximal 90 Hz.

Auch an der Auflösung ändert sich nichts, wenngleich aufwendige Standalone-VR-Spiele durch den leistungsstärkeren Chip besser aussehen als auf der Pico 4. Die 2.160 × 2.160 Pixel der Pico 4 Ultra machen übrigens im direkten Vergleich mit der Bildqualität der Quest 3 (2.064 × 2.208) in der Praxis keinen nennenswerten Unterschied – die Linsen dagegen schon.

Pancake-Linsen und Display

Obwohl beide Geräte Pancake-Linsen verwenden, könnte der Unterschied nicht größer sein. Die Quest 3 bietet eine ausgezeichnete Edge-to-Edge-Clarity. Egal, wie weit ich meine Augen an den Rand des Sichtfeldes bewege, das Bild bleibt immer klar und scharf. Anders bei der Pico 4 Ultra.

Es gibt einen deutlich erkennbaren Sweetspot, in dem das Bild scharf und klar ist, und ähnlich gut wie bei der Quest 3. Aber wenn ich meine Augen zu den Rändern bewege, wird das Bild schnell sehr unscharf. Ich muss also immer den Kopf mitbewegen, um in alle Richtungen scharf sehen zu können. Außerdem sehe ich ständig den Übergang in den unscharfen Bereich. In kontrastreichen Szenen sieht das ein bisschen so aus, als wäre um den Sweetspot herum ein dünner, schmieriger Ring auf den Linsen.

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In einem schnellen, hektischen VR-Spiel mag das kaum auffallen. Bei Mixed-Reality- oder Produktivitätsanwendungen empfinde ich es jedoch als störend, wenn ich beispielsweise von unten aufpoppende Menüs, Icons in der Taskleiste meines virtuellen Desktops oder anderen Text nicht mehr erkennen kann, wenn ich den Blick senke.

In sehr hellen oder dunklen Umgebungen meine ich zudem ein sehr feines Netz, einen Fliegengittereffekt, wahrzunehmen, der aber ähnlich gering ist wie bei der Quest 3. Etwas auffälliger ist das immer noch deutliche Ghosting bei kontrastreichen Szenen, zum Beispiel bei einem weißen Logo auf schwarzem Hintergrund. Bewegt man hier den Kopf, wandert wie bei der Pico 4 eine gespiegelte Verdoppelung des Logos leicht versetzt zum Original mit.

Hinzu kommen unschöne, konstruktionsbedingte Reflexionen. Befindet sich hinter mir eine Lichtquelle, etwa ein offenes Fenster bei strahlendem Sonnenschein, erkenne ich in der VR-Umgebung immer einen kleinen Ausschnitt des Spiegelbildes davon am linken oder rechten oberen Rand des Sichtfeldes. Das liegt daran, dass ich die starre VR-Brille einfach nicht dicht bekomme. Egal, wie eng ich sie schnalle, an den Rändern bleibt immer ein kleiner Spalt frei, durch den Licht eindringt und sich in den Linsen spiegelt.

Pico 4 Ultra im Test: So gut ist Mixed Reality

So viel vorweg: Die Pico 4 Ultra bietet einen ordentlichen Passthrough-Modus. Zwar ist ein deutliches Bildrauschen zu erkennen, aber bei guten Lichtverhältnissen kann ich das Display meines Smartphones problemlos ablesen – auch wenn ich dazu ganz nah herangehen muss. Das ist beim Handy kein Problem, beim Monitor schon eher, aber auch hier gilt: Zwischendurch kurz etwas googeln, Zugangsdaten für ein Online-Konto ablesen oder eine WhatsApp-Nachricht checken funktioniert einwandfrei.

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Video: MIXED

Tatsächlich hatte die Quest 3 anfangs sogar ein etwas schwächeres Passthrough-Bild. Vor den zahlreichen Software-Updates wölbte sich das Bild zum Beispiel sehr stark, wenn ich mein Smartphone an die Kameras hielt. Solche Verzerrungen gibt es bei der Pico 4 Ultra auch, ich hatte aber den Eindruck, dass sie seltener vorkommen. Nur beim Einblenden von digitalen Inhalten gibt es gelegentlich Probleme.

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Was mir immer wieder aufgefallen ist, sind kleine Ungenauigkeiten. Zum Beispiel scheint der Cursor des Controllers im Mixed Reality-Modus bei eingeblendeten Aktionsfenstern einfach durch den Bestätigungsknopf durch. Dadurch bekomme ich kein Feedback und weiß nicht, ob ich die Hitbox des Fensters richtig anvisiert habe.

Video: MIXED

Während des Tests habe ich die Mixed-Reality-Spiele Angry Birds VR und Infinite Inside ausprobiert. Beide liefen flüssig und auch das Controller-Tracking funktionierte einwandfrei. Lediglich bei der Darstellung von digitalen Objekten hatte ich manchmal das Gefühl, dass diese nicht perfekt am Boden verankert waren, sondern leicht darunter oder darüber schwebten.

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Leistung, Software und App-Angebot

Wie schon erwähnt, hat die neue Pico 4 ordentlich Rechenpower unter der Haube und weiß diese auch zu nutzen. Im Passthrough-Modus ist Multitasking problemlos möglich und ich kann zig Fenster gleichzeitig öffnen und flüssig hin- und herschieben. Auch Mixed-Reality-Anwendungen und aktuelle VR-Spiele wie Arziona Sunshine 2 laufen problemlos.

Bei der Software bedient sich Pico nicht mehr nur bei Meta sondern lässt sich auch von VisionOS inspirieren. So gibt es beispielsweise jetzt auch immersive Landschafts-Umgebungen und die Möglichkeit, den Immersionsgrad anhand eines Schiebereglers einzustellen. Dabei geht die VR-Umgebung schrittweise von vorn nach hinten in eine Mixed Reality über und umgekehrt, was deutlich weniger elegant wirkt als bei der Konkurrenz.

Die Benutzeroberfläche ist im Grunde ordentlich strukturiert und auch VR-Neulinge sollten sich schnell zurechtfinden. Picos OS fehlt es aber nach wie vor an Polishing. Immer wieder treffe ich auf unvollständig übersetzte Texttafeln und wichtig erscheinende Nachrichten mit chinesischen Schriftzeichen, die ich mangels Sprachkenntnissen natürlich nicht entziffern kann. Auch Kantenflimmern und gelegentliches Controller-Zittern stören den Gesamteindruck.

Der App Store wird zwar seit der Pico 4 ständig erweitert, kann aber bei Weitem nicht mit dem Meta Horizon Store mithalten. Es fehlen nicht nur Quest-Exklusivtitel (logischerweise) und andere große VR-Spiele, es gibt auch viel zu wenig gute Mixed-Reality-Apps. Hier müsste Pico noch viel Arbeit investieren oder – das wäre wohl der beste, wenn auch unrealistische Fall – Meta Horizon OS lizenzieren.

Pico 4 Ultra Test: Eine starke PC-VR-Brille

Die besten Ergebnisse erzielt die Pico 4 Ultra in Verbindung mit einem PC. Im Test mit Half-Life: Alyx auf einem High-End-Rechner mit RTX 4080 lief das PC-VR-Streaming mit dem originalen Oculus Link-Kabel bei hohen Einstellungen tadellos.

Half-Life: Alyx läuft sowohl mit als auch ohne Kabelverbindung zum PC hervorragend auf der Pico 4 Ultra. | Video: Valve / MIXED

Die neue WiFi 7 Verbindung konnte ich mangels entsprechendem Router nicht ausprobieren, ich bezweifle allerdings, dass es eine spürbare Verbesserung bringt. Das Streaming mit WiFi 6 oder WiFi 6E funktioniert für mich bereits tadellos. Probleme mit Sound oder Ruckeln hatte ich während der WiFi-6-Verbindung mit der Pico 4 Ultra keine. Für das Streaming habe ich einen gängigen Standard-Router verwendet, der im gleichen Zimmer stand, in dem ich die Pico verwendet habe.

Die kostenlose Streaming-App Pico Connect ist aufgeräumt und in Sachen Einstellungen auf das Nötigste reduziert. Wer mehr will, muss auf Virutal Desktop umsteigen. In Kombination mit Steam VR gab es ein paar wenige Abstürze während des Setups. Die Steam-App weigerte sich hartnäckig, das Headset zu erkennen. Ein Neustart hat das Problem aber zuverlässig behoben.

Pico 4 Ultra: Was taugen die Spatial Videos?

Die Pico 4 Ultra kann sowohl räumliche Bilder als auch Videos aufnehmen und abspielen. Letzteres funktioniert auch mit Inhalten, die über Apple-Geräte erstellt wurden. Derzeit ist das aber kaum mehr als eine nette Spielerei. Öffnet man die entsprechende App, erscheint im Passthrough-Modus ein kleiner durchsichtiger Rahmen, der den Aufnahmebereich markiert. Ein Tastendruck und die Aufnahme beginnt.

Nehmt ihr ein Spatial Video mit der Pico 4 Ultra auf, müsst ihr darauf achten, dass nur der Bereich in dem kleinen durchsichtigen Fenster aufgezeichnet wird. | Video: MIXED

Das aufgezeichnete Material kann anschließend im Fenstermodus oder in der deutlich größeren 180-Grad-Ansicht betrachtet werden. Ich habe an einem hellen Sommertag in meinem Büro bei geöffnetem Fenster einige Fotos und Videos gemacht. Bei den Fotos gefiel mir die Tiefenwirkung deutlich besser.

Die Wiedergabe von räumlichen Fotos und Videos erfolgt entweder im Fenster- oder 180-Grad-Modus. | Video: MIXED

Das Betrachten von Videos wird schnell unangenehm, wenn ich den Kopf während der Aufnahme horizontal bewegt habe. Insgesamt ist mir die Auflösung der Aufnahmen zu gering, um dauerhaft Freude an den räumlichen Bildern zu haben.

Die Pico Motion Tracker sind ein tolles Stück Technik

Ich habe mir auch die Motion Tracker von Pico angeschaut und muss sagen, dass ich viel Spaß mit den kleinen Plastikteilen hatte. Die Tracker sind winzig, wiegen kaum etwas und sind kinderleicht zu bedienen: Per USB-Stecker klickt man die Tracker in die Halterungen an dem dafür vorgesehenen Stoffband mit Gummizug und schnallt sie sich um die Knöchel.

Die Pico Motion Tracker liegen zusammen mit einem grauen Stoffband und der Verpackung auf einem weißen Tisch.

Bild: MIXED

Läuft die entsprechende Konfigurations-App, drückt man kurz auf die Kopplungsknöpfe und fertig. Die Tracker zeichnen meine Beinbewegungen erstaunlich genau nach, solange kein Stück Stoff die Sicht auf die VR-Brille versperrt. In Picos VR-Version von Wii-Sports konnte ich damit Gleithockey, Fußball und Kung-Fu spielen und konnte keine Tracking-Aussetzer feststellen.

Wer seinen VRChat-Avatar mit Beinbewegungen ausstatten möchte, sollte sich die auch mit Pico 4 und Pico Neo 3 kompatiblen Tracker genauer ansehen. Ob es viele Spiele geben wird, die Picos Motion Tracker unterstützen, bleibt abzuwarten.

Pico 4 Ultra Test Fazit: Zu wenig, zu spät

Die Pico 4 Ultra ist keine schlechte VR-Brille, geht aber zu viele Kompromisse ein. Für jeden Pluspunkt gibt es mindestens einen Minuspunkt:

  • Sie liefert ein gutes, scharfes Bild, allerdings nur innerhalb des vergleichsweise kleinen Sweetspots und leidet unter unschönen Einblendungen.
  • Das Gewicht ist angenehm und gut ausbalanciert, aber das Kopfband und das Gesichtspolster sind unbequem, starr und nur geringfügig austauschbar.
  • Das Controller-Tracking funktioniert einwandfrei, das Handtracking ist jedoch eine Katastrophe.
  • Die Betriebssoftware ist zwar immer noch ein ordentlich strukturierter Quest-Klon, hinkt aber in Sachen Bedienbarkeit, Funktionsumfang und Stabilität dem Original gefühlt um Jahre hinterher.
  • Das Fotografieren und Filmen räumlicher Inhalte ist nett, aber aufgrund der zu geringen Auflösung und Bildrate derzeit nicht mehr als eine Spielerei.

Hinzu kommen ein mäßiger Klang der eingebauten Lautsprecher, ein fehlender AUX-Anschluss für gute Kopfhörer und ein schwaches Mikrofon. Einzig als PC-VR-Brille macht die Pico 4 Ultra einen rundum guten Job. Dort haben Nutzer:innen auch den Vorteil, auf SteamVR zugreifen zu können. Der App-Katalog im Pico-Store ist nach wie vor dürftig und hinkt dem Angebot von Meta meilenweit hinterher – vor allem im Bereich Mixed Reality.

Bleibt die Frage nach der Zielgruppe

Ja, auch die Quest 3 hatte zum Start viele Kinderkrankheiten und wurde und wird durch Softwareupdates ständig verbessert. Diese Chance besteht auch für die Pico 4 Ultra. Allerdings gibt es aufgrund zahlreicher Berichte über Stellenabbau, gestrichene Pläne und mangelnder Unterstützung durch den Mutterkonzern ByteDance ernsthafte Zweifel, ob Pico genügend Ressourcen hat, um einen ähnlichen Langzeit-Support zu leisten.

Wäre Pico mit einem günstigeren Preis auf den Markt gekommen, hätte die Ultra trotz ihrer vielen kleinen Mängel Meta vielleicht etwas Marktanteil abjagen können. Aber für 600 Euro bietet die Weiterentwicklung der Pico 4 in jeder Hinsicht zu wenig, um ein ernsthafter Konkurrent für die hardware- und softwareseitig um Welten ausgereiftere Quest 3 zu werden. Sollte Meta im Herbst tatsächlich noch eine günstigere, aber kaum schwächere Quest 3S auf den Markt bringen oder es gar schaffen, durch die Lizenzierung von Horizon OS auch in Asien Fuß zu fassen, sieht es für Pico bald zappenduster aus.

Nur wer Meta um jeden Preis vermeiden will und trotzdem ein mobiles und gleichzeitig PC-VR-fähiges Mixed-Reality-Headset haben möchte, sollte sich mit der Pico 4 Ultra beschäftigen.