Dieses T-Shirt wird euch in VR richtig schocken

Dieses T-Shirt wird euch in VR richtig schocken

Das T-Shirt Owo gibt in VR spürbares Feedback wie eine haptische Weste, allerdings mit Elektroschocks bis zur persönlichen Schmerzgrenze.

Dass Virtual-Reality-Enthusiasten für ihr Hobby einiges über sich ergehen lassen, ist kein Geheimnis. Nutzende des haptischen T-Shirts Owo müssen besonders viel Leidensfähigkeit mitbringen: Die haptische Weste mit Ärmeln versetzt Träger:innen Stromstöße, um das Gefühl von Schusstreffern oder Messerstichen in VR-Spielen zu imitieren.

Selbst sanfte Gefühle wie ein Windhauch oder eine Umarmung sollen mithilfe elektrischer Stimulation spürbar werden. Neun Parameter der Pulswelle ermöglichen unterschiedliche Empfindungen. Entwickelnde können auch "eigene Gefühle" erstellen, um sie in Unreal- oder Unity-Projekte zu integrieren.

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Haptische Weste mit Elektrostimulation

Die nötigen Elektroden stecken an zehn Positionen unter dem dehnbaren Stoff. Hersteller Owo bewirbt eine hohe Leitfähigkeit bei unter 100 Ohm Widerstand.

Für einen guten Kontakt zur Haut sind Unterhemden Tabu. Es soll schließlich kein Strom ohne spürbare Auswirkungen vergeudet werden.

"Spielende können den Wind fühlen, während sie in Fortnite den Bus im freien Fall verlassen, im Spiel das Gefühl der Verwundung spüren, und die gegnerische Nexus -Explosion bei einem Sieg in League of Legends", so das Startup aus dem spanischen Malaga.

Da Fortnite in absehbarer Zeit nicht für VR kommt, sind andere Titel spannender für Virtual-Reality-Freunde. Der Katalog nativ unterstützter PC-VR-Spiele mit maßgeschneiderten "Schockeffekten" ist noch überschaubar. Er umfasst unter anderem den Shooter Crisis VRigade 2, das musikalische Boxspiel Song Beater und den Actiontitel Drone War.

Unter den "semi-nativen" VR-Spielen (vermutlich mit teils emulierten Effekten) befinden sich größere Namen. Dazu gehören die Shooter Bonelab und Arizona Sunshine, die Rhythmusspiele Beat Saber und Pistol Whip sowie der Schwertkampf Until You Fall.

Lynch: Ideal für stechende Schmerzen

Damit die Weste nicht im Gefecht schlapp macht, hält eine USB-C-Aufladung laut Hersteller acht Stunden. Das in neun Größen erhältliche Shirt wiegt unter 600 Gramm und nimmt drahtlos per Bluetooth 5.2 (BLE) Kontakt zur Owo-App auf.

Letztere ist für Windows, iOS und Android verfügbar und in Kooperation mit Overwolf entstanden. Die gleichnamige Plattform sorgt für die Integration und Monetarisierung von Ingame-Apps, Mods oder privaten Servern.

VR-Analyst Brad Lynch berichtet nach einer Probe-Session auf der CES, dass er "stechende Gefühle" als besonders authentisch wahrgenommen habe: "Erschossen, erstochen oder durchbohrt zu werden sind wahrscheinlich die realistischsten Gefühle, die euch dieser Anzug vermittelt".

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Passend dazu umfasst eine Demo etwa ein Messer, das sich nach dem Einstich im Körper dreht. Für High-Fives oder "Rückenstreicheln" in der Social-App VRChat eigne sich das System weniger, so Lynchs Einschätzung.

VR-Blogger und Entwickler Antony "Skarredghost" Vitillo berichtet, dass das vermittelte Gefühl von anderen haptischen Westen abweiche. Er habe nicht nur oberflächliches Kribbeln oder Schmerz gespürt. Ein wichtiger Faktor der Elektrostimulation sei, dass auch Muskeln unter der Haut kontrahieren.

Owo geht unter die Haut

So werde das Vibrationsgefühl nicht nur oberflächlich, sondern im Körper selbst spürbar: "Es war eine regelrechte Foltermaschine", berichtet Vitillo, der während der Demo auch einen Insektenschwarm auf der Haut zu spüren bekam.

Vorher kalibrierte er die Stromstärke allerdings individuell. Letztlich habe sich ein Kompromiss als sinnvoll erwiesen, der nicht zu schwach war, aber auch nicht ständig die Schmerzgrenze erreichte, so Vitillo.

Lynch warnte davor, die elektrischen Impulse zu intensiv einzustellen: Ein Bekannter habe ihm sogar von einem Sturz berichtet, nachdem allen Elektroden gleichzeitig die Muskeln zur Kontraktion gebracht hätten.

Als problematisch könnten sich Reinigung und Haltbarkeit erweisen. Vor dem Waschen mit kaltem Wasser müssen zunächst die Gel-Patches abgenommen werden, die den Kontakt zur Haut herstellen. Vitillo berichtete zudem von verrutschten Elektroden im Ärmel, die er nach dem Anziehen erst einmal zurechtrücken musste.

Der Preis für Owo beträgt 499 Euro, Vorbesteller bekommen sie bei sofortiger Zahlung für reduzierte 399 Euro. Alternativ ist auch eine Reservierung für 50 Euro möglich. Für die ersten 2.000 Westen bietet Owo zudem ein personalisiertes Hexagon-Design an (ohne Rückgaberecht). Ein Auslieferungs-Datum steht noch nicht fest.

Die Founder Edition der haptischen Owo-Weste mit anpassbaren Wabenmustern.

Die vorbestellbare Founder-Edition der haptischen Owo-Weste kommt mit anpassbaren Wabenmustern. | Bild: Owo

Virtual Reality wird spürbar

Während bei der Owo-Weste noch Elektroden nötig sind, gibt es im Bereich haptischer Handschuhe bereits eine Alternative: Der "Haptic Metaverse Glove" von AI Silk schickt elektrische Rückmeldungen durch beschichtete Fasern. Nebenbei trackt der gleiche Stoff sogar die Fingerbewegungen.

Ein Großteil haptischer Systeme arbeitet aber nach wie vor mit Rumble-Motoren und Gegendruck. Hier findet ihr einen Überblick über einige der coolsten Produkte für Haptik-VR.

Quellen: Owo, Brad Lynch, Skarredghost.com