Mario Kart mit AR-Brille: "Die Technologie war nicht bereit dafür"

Mario Kart mit AR-Brille:

Vergangene Woche eröffnete die Super Nintendo World. Die Hauptattraktion des Freizeitparks ist das Augmented-Reality-Erlebnis "Mario Kart: Koopa's Challenge". Auf welche AR-Technik setzten die Universal Studios für das Fahrgeschäft?

Die Attraktion lässt Parkbesucher eine Mario Kart-Fahrt in echt erleben. Am Eingang erhalten die Gäste eine als Mario-Mütze getarnte Kopfhalterung. Erst nach dem Einsteigen ins Fahrgeschäft kommt die AR-Technik zum Einsatz: Auf dem Armaturenbrett liegt eine AR-Brille bereit, die an der Vorderseite der Kopfhalterung befestigt werden kann.

Auf diese Weise verhindern die Parkbetreiber, dass Besucher mit Linsen vor den Augen in den Gängen herumstolpern oder andere Gäste beim Onboarding unnötig lange aufhalten.

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Das Erlebnis selbst besteht aus mehreren Schichten, die die Illusion einer Mario Kart-Fahrt erzeugen: liebevoll gestaltete Kulissen im bunten Nintendo-Look, aufwendiges Projection Mapping, das Tiefe vorgaukelt sowie AR-Elemente, die Gegner, Sammelobjekte und Effekte dreidimensional ins Sichtfeld der Besucher projizieren.

"Wir dachten, Augmented Reality sei die perfekte Technologie dafür", sagt Thierry Coup, Leiter der Forschung und Entwicklung der Universal-Pärke gegenüber The Verge. "Du willst in Mario Kart durch Gegenstände fahren, Dinge aufsammeln, die Charaktere fliegen sehen. Bestimmte Sachen kannst du nicht mit Stereo- und 3D-Brillen oder einer anderen Form von Projektion umsetzen. Es musste Augmented Reality sein."

AR-Brillen im Freizeitpark

AR-Technik ist teuer und zerbrechlich, weshalb sie sich schlecht für Vergnügungspärke eignet. Die Universal Studios und Nintendo mussten eine praktikable Lösung finden. Die Wahl fiel auf ein Billigprodukt des Start-ups Mira. Das Unternehmen stellte seine AR-Brille Prism 2017 vor und bewarb sie als "Samsung Gear VR der Augmented Reality".

Die Technik ist simpel: Man steckt ein Smartphone in eine Kopfhalterung aus Plastik, die die AR-Elemente des Displays über ein halbtransparentes Glas in das Sichtfeld des Brillenträgers spiegelt. Die Display-Elektronik samt Sensoren liefert das Smartphone, während die Kopfhalterung und Linsen aus billigem Material sind und daher leicht herzustellen oder zu ersetzen sind.

Die Linsen des Prism-Prototyps schnitt das Start-up aus einem Plastikfischglas, das weniger als 20 US-Dollar kostet, erinnert sich der Techblogger Karl Guttag, der den Prototyp 2017 zu Gesicht bekam und die Prism-Brille als ideale Lösung für die AR-Attraktion sieht.

Billig, aber nicht zukunftssicher

"Das Design ist simpel und kostengünstig, bietet Brillenträgern reichlich Platz für ihre Brille und die Optik muss nicht individuell an den Nutzer angepasst werden. Das sind kritische Punkte für eine AR-Erfahrung, die tausenden Menschen in der Stunde vorgeführt wird." Technologie und Anwendung, so Guttag, sind in diesem Fall gut aufeinander abgestimmt.

Weitere Vorteile der AR-Brille seien, dass Kratzer die Bildqualität kaum beeinträchtigen, dass die Plastiklinsen nur schwer zerbrechen und falls sie es tun, keine Gefahr für die Besucher darstellen. Der modulare Charakter der AR-Brille erlaube zudem eine einfache Desinfizierung und einen kostengünstigen Ersatz von Einzelteilen.

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So praktisch die AR-Brille auch ist: die dahintersteckende Technik ist vergleichsweise primitiv. "Die Technologie war nicht bereit dafür", sagt Coup und meint das AR-Erlebnis, das Nintendo und den Parkbetreibern ursprünglich vorschwebte. Die Universal Studios wollen laut Coup mit der Zeit gehen und könnten in Zukunft auf hochwertigere AR-Technik wechseln. Die Attraktion sei so designt worden, dass sie aufgerüstet werden könne.

Mario Kart AR soll sich weiterentwickeln

Augmented Reality werde nicht stehen bleiben wie die meisten der 15 bis 20 Jahre alten Fahrgeschäfte der Universal Studios, sagte Technikchef Tom Geraghty anlässlich der Eröffnung der Super Nintendo World. "Wir wissen, dass sich Augmented Reality weiterentwickelt und den Weg ins Wohnzimmer finden wird. Deshalb haben wir Pläne, die Technik zu verbessern."

Dabei helfen wird, dass die AR-Erfahrung mit einer Spielengine programmiert wurde. So könnten die Inhalte ohne großen Aufwand verbessert, ausgetauscht und erweitert werden, etwa für spezielle Events.

Nintendos legendärer Spieldesigner Shigeru Miyamoto gefällt Augmented Reality. Der Mario- und Zelda-Erfinder war laut Coup von Tag Eins an in die Entwicklung der AR-Erfahrung involviert und habe überall seine Hände im Spiel gehabt. Am Ende sei er mehr als zufrieden mit der Erfahrung gewesen. "Miyamoto-san sagte, wir hätten seine Träume Wirklichkeit werden lassen."

Apropos AR und Wohnzimmer: Mit Mario Kart Live: Home Circuit (Test) brachte Nintendo bereits AR-Technik in die vier eigenen Wände. Allerdings ohne AR-Brille: Als Display dient der Switch-Handheld. Weitere Nintendo-Experimente mit AR und VR findet ihr in den weiterführenden Links.

Quellen: The Verge, IGN, KGonTech, Titelbild: Universal Studios Japan

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